Hanni und Pfanni
Vor Kurzem habe ich den charmanten Herrn Niggemeier mal wieder getroffen, der sich lobend (glaube ich) über meine Futterbeiträge äußerte. Den genauen Wortlaut habe ich schon wieder vergessen (wir hatten viel Wein), aber der Grundtenor war: „Wenn ich deine Rezepte lese, komme ich mir vor wie bei Enid Blyton. Da ist überall grüner Wald und die fünf Freunde und die Sonne scheint, und dann kommt Timmy um die Ecke und der Inspektor freut sich, und du gehst mal eben in die Speisekammer und machst aus einer zufällig da rumliegenden Pampelmuse Sorbet.“ (Wir hatten viel Wein.)
Was der betrunkene Herr meinte: Das klingt alles so idyllisch, und er hätte das ganze Zeug nie und nimmer im Haus, was ich im Haus habe.
Und da ist mir mal wieder aufgefallen, wie viel sich verändert hat. Denn vor einem Jahr hätte ich das auch alles nicht im Haus gehabt. Vor allem die vielen Gewürze nicht (die nie an Hande und Katha rankommen werden), was mich früher immer davon abgehalten hat, mal ein neues Rezept auszuprobieren: „Da muss ich ja so viel für einkaufen.“ Kann ich heute nicht mehr sagen, denn wenn man ein Gewürz kauft, ist es ja erstmal da. Und ich koche inzwischen nicht mehr alle fünf Wochen, sondern alle fünf Minuten, was bedeutet, ta-daa, rocket science, ich kann mehrere Rezepte mit diesem Gewürz machen. Ich erweitere fast täglich meinen Grundstock an Zeug, das in der Speisekammer steht, weswegen ich auch fast täglich neue Rezepte bookmarke, die ich ausprobieren möchte. Habe ja auch fast immer fast alles da.
Neulich bin ich über diese Rezepte für Falafel und Baba Gnanoush (mit Tahin drinnerin) gestolpert und war selber überrascht davon, dass ich gerade mal eine Aubergine und eine Dose Kichererbsen kaufen musste: Der Rest stand schon griffbereit in meiner Küche. (Leider ist das Foto dazu doof geworden, sonst hätte ich schon einen schmackigen Blogeintrag dazu verfasst.) Ich meine: Tahin? Vor einem Jahr wusste ich nicht mal, dass es sowas gibt, und jetzt steht es einfach im Regal und wird gegessen.
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Beim Linksraussuchen für diesen Eintrag bin ich über ein älteres Meme gestoßen, das ich ebenfalls vor einem Jahr noch nicht beantwortet hätte. Jetzt schon. Küche herzeigen. (Fragen von Schnuppensuppe.)
1) Zeig uns deine Küche und erzähl mal, was davon am besten deine Persönlichkeit widerspiegelt.
Vom Flur aus gesehen. Am Küchenfenster entstehen die Fressfotos, wenn es noch hell genug ist, und direkt dahinter befindet sich der schönste Raum der Wohnung: die Speisekammer. Vor der Fensterbank, in dem kleinen Rollwagen, stehen die derzeit gebräuchlichsten Kochbücher (der Rest steht bei mir im Wohnzimmer im Bücherregal) und die Platzsets und Einzeltellerchen und -schüsselchen, in die ich das Futter für die Blogfotos fülle.
Ich liebe an der Küche die Kombination von neuem Edelstahl statt hässlicher Fliesen über der Arbeitsfläche und den uralten Kacheln rund um den Tisch. Ich mag nicht ganz so gerne: viel zu wenig Arbeitsfläche (wenn ich Teig ausrolle, muss ich erstmal die Espressomaschine vor die Mikrowelle schieben und den Wasserkocher auf den Küchentisch umsiedeln) und viel zu hohe Hängeschränke in der zur Wohnung gehörigen Einbauküche. Ich komme gerade mal an das unterste Fach von dreien halbwegs ohne Verrenkungen ran. Noch ein Grund mehr, für die Speisekammer dankbar zu sein, denn die befindet sich netterweise auf meiner Höhe.
Meine Persönlichkeit zeigt sich darin, dass ich einige Ecken fünfzehnmal täglich säubere und in ihnen Ordnung schaffe und alles rechtwinklig ausrichte, während sich in anderen das Altpapier stapelt oder Staub ansammelt. Ich sehe das, was ich sehen will, und der Rest wird ignoriert. (Das Altpapier liegt links in der Verlängerung der Tür, halb unter dem Tisch, und ist natürlich nicht auf dem Foto drauf. Ha.)
2) Öffne einen Schrank und sag uns, was wir sehen.
Wie gesagt, an den fest eingebauten Schränken ist so ziemlich jeder Stauraum für mich verschenkt, weil er zu hoch ist und ich nicht auf Leitern oder Steige klettern will, um an einen Teller ranzukommen. Deswegen steht in der Küche, direkt hinter der Tür, noch mein alter „Küchenschrank“, den langjährige Blogleser_innen schon aus meiner letzten Wohnung kennen: der gute, alte, weiße Ikea-Bonde-Schrank, der eigentlich in ein Wohnzimmer soll, aber seit Jahren mein Geschirr beherbergt.
Vier Fächer sind sowieso offen, acht weitere geschlossen. Wenn ich die obere Tür öffne, finden sich dort links unten meine „Alltagsgläser“: ein Weiß- und ein Rotweinglas, die Ikeagläser für Wasser, Milchkaffee oder Saft, die ich noch nicht kaputtgekriegt habe und ein paar Einzelgläser für Blogfotos. Rechts unten: Kaffee-, Tee-, Espresso- und Cappuccino-Tassen. Die beiden oberen Fächer sind wieder zu hoch für mich bzw. ich komme nicht tief genug in sie hinein, um da was abzustellen. Daher steht im linken eine Korbkiste von Ikea, die ich komplett rausziehen kann, um an ihren Inhalt zu kommen, hier die Backzutaten: runde Formen, Backförmchen, Nudelholz. Die eckigen Formen und das Muffinblech passen nicht in die Kiste, die liegen unten im Schrank. Für oben rechts reicht ein Sieb, das wir nie benutzen; darin liegen die Rührstäbe für den Mixer, der neben dem Sieb liegt, eine Suppenkelle und ein Schneebesen, die ich beide selten benutze, weil die schöneren über dem Herd hängen, und mein Pürierstab. Den Spätzlehobel, der zuerst auch im Sieb lag, mir aber dauernd beim Rausnehmen des Siebs entgegenkam, habe ich zu den Gläsern umgesiedelt. Der thematische Mix des Gläserfachs sorgt selbstverständlich stets für innere Schweißausbrüche.
3) Dein liebster elektrischer Helfer in der Küche?
Keine Frage: der Pürierstab, der für fast jede Art von Gemüsesuppen zuständig ist. Runner-up: mein Mixer, der total tolle Kuchen zaubern kann. Direkt dahinter: dieses Ding, dessen Namen ich nie weiß, aber ich weiß, dass es aus Zeug Pesto macht. (Blender?)
4) Zeig uns ein paar Zutaten, die du besonders magst und immer vorrätig hast.
Ich habe ne Menge immer vorrätig, aber bei diesen Zutaten werde ich quengelig, wenn sie mal überraschend aus sind (ich habe der Versuchung widerstanden, Milch, Salz und Eier etc. zu fotografieren):
Vollkornnudeln, rote Linsen, Basmatireis, Tomaten, Zitronen, Zwiebeln: dauernd.
Pinienkerne: für Pesto. Fast dauernd.
Gurke: das einzige Gemüse, das ich schon immer gegessen habe. Selbst als meine Sandwiches noch aus Scheibletten, gekochtem Schinken und fluffigem Weißbrot bestanden haben, waren Gurkenscheiben drauf. Gurke geht immer. Gurke schmeckt immer. (Habe jetzt Hunger auf Gurke.)
5) Mein kleiner Freund aus Stahl ist … wer oder was?
Hier müsst ihr euch ein Foto meiner uralten Küchenreibe vorstellen, das ich leider verwackelt habe (Blitzfotografie nervt und wird hier nicht gerne gesehen – siehe obige, ebenfalls leicht verwackelte Bilder), aber ich glaube, eine Reibe kann sich jede_r vorstellen. Meine ist von Oma, eine Vierkantreibe zum Hinstellen, und ihr fallen mehrmals in der Woche Zitronen, Parmesan, Kartoffeln, Zucchini oder Möhren zum Opfer.
Runner-up: meine Nudelmaschine, die 20 Jahre alt ist und wie neu aussieht. Wahrscheinlich, weil ich noch nie Wasser an sie gelassen habe, sondern immer nur das Mehl runterpuste.