Bücherfragebogen 11: ein Buch, das du mal geliebt hast, aber jetzt hasst
Meine alten Tagebücher.
Gut, vielleicht ist „hassen“ ein zu harter Begriff, aber bei manchen Einträgen möchte ich gerne mein 25jähriges Ich durchschütteln und sie fragen, aus welchen beknackten Hollywoodfilmen sie denn bitte diese Silbertabletthaltung hat. Dieses Ichichich, diese Ansprüche an alles, dieses Unverständnis gegenüber anderen Lebensentwürfen, Einstellungen und Vorlieben. Bah. Bin ich froh, dass ich die kleine Zicke nie mehr wieder sehen muss. (Hoffe ich.)
Gleichzeitig bin ich sehr traurig darüber, über eine junge Frau zu lesen, die teilweise sehr verzweifelt war und sich sehr einsam und mutlos gefühlt hat, weil sie nicht wusste, dass da draußen eine Menge Menschen sind, die ihr helfen wollten. Oder dass ihr Leben eines Tages besser wird, weil sie um Hilfe gebeten hat anstatt sich immer nur Selbstvorwürfe zu machen, dass sie nichts kann und keine Disziplin hat und sich doch einfach nur mal zusammenreißen müsste. Die nicht nur an andere überzogene Ansprüche gestellt hat, sondern vor allem an sich selbst, anstatt sich anzunehmen und wertzuschätzen und gernzuhaben. Und diese junge Frau möchte ich fast 20 Jahre später nicht durchschütteln, sondern in den Arm nehmen und ihr versprechen, dass alles gut wird irgendwie. Vielleicht nicht wie in Hollywood. Aber fast.