Brothers
Brothers erzählt von den Brüdern Sam (Tobey Maguire) und Tommy (Jake Gyllenhaal). Wir begegnen ihnen nach und nach: In einer der ersten Szenen rennt Sam als Captain bei den Marines mit stoischem Blick über den Truppenübungsplatz, fährt dann nach Hause zu seiner Klischee-Ehefrau (Natalie Portman) und den zwei niedlichen Töchtern, um dann Tommy vom Gefängnis abzuholen. Am gemeinsamen Esstisch nehmen noch die Eltern der Jungs Platz (Sam Shepard, Mare Winningham), wobei der Vater seine Sympathie extrem deutlich verteilt (guter Sam, böser Tommy) und die Klischee-Mutter alle beide total lieb hat. Nach den ersten 20 Minuten erwartete ich daher die übliche Kriegstragödie: Sam dient zum wiederholten Male in Afghanistan, schreibt vorsorgtlich einen Abschiedsbrief an das Frauchen, der Bruder lungert im Hintergrund, na lass mich raten, wie das wohl weitergeht. Ging’s aber nicht ganz.
Sams Hubschrauber wird in Afghanistan abgeschossen, und er gerät mit einem weiteren Amerikaner in Gefangenschaft. Zuhause gehen alle davon aus, dass die Jungs tot sind; es gibt die übliche Szene mit den Militärs vor der Haustür, die gefasste und gleichzeitig tränenüberströmte Witwe, und dann kommt eben der bis eben nichtsnutzige Bruder ins Spiel, der den gar nicht so unbegabten Ersatzpapa gibt.
Klar hat man vieles von dem, was Brothers anbietet, schon dutzende Male in dutzenden von Kriegsfilmen gesehen. Hier kommt auch noch eine Prise Familienkram dazu – nicht nur Sams Familie muss mit der neuen Situation klarkommen, sondern auch der Vater, der plötzlich nur noch einen Sohn hat. Das ist alles hübsch, aber nicht umwerfend. Aber dann überrascht der Film eben doch: Gerade Tobey Maguire, der vorher ein Abziehbild eines Mustersoldaten war, kommt mehr als nur körperlich angeschlagen zurück, und gerade in den Szenen des Nachhausekommens hat er eine äußerst unheimliche und düstere Aura um sich, die mich sehr fesseln konnte. Eigentlich fängt der Film erst in Afghanistan an – denn im Gegensatz zur Familie wissen wir, was Sam dort erlebt hat, und da gab es durchaus ein paar Momente, bei denen ich die Hände zwischen mich und das Macbook gelegt habe, um nicht hingucken zu müssen.
Ich fand es sehr schade, dass Portman kaum was zu tun hatte außer traurig zu sein, obwohl ich zugeben muss, bei dem Titel geht es dann eben eher um die Kerle. Trotzdem. Die beiden Töchter haben netterweise mehr zu tun, und von ihnen hätte ich gerne noch mehr gesehen (dass ich das mal von Kindern sagen würde, zeigt, dass der Film doch was kann). Alleine für Maguires Leistung würde ich Brothers empfehlen. Kein Meisterwerk, aber solides Drama.
—
Bechdel-Test bestanden?
1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.
Es spielt durchaus Weibsvolk mit, aber das redet ausschließlich über Sam oder Tommy oder Daddy. Ist zwar was anderes als das im Bechdel-Test implizierte „Wir reden über die Kerle, die wir daten“, aber trotzdem dreht sich jeder Dialog der Damen um einen Mann.
Bechdel-Test bestanden? Nein.