„Von dieser Zeit an bildete sich dann jenes über alle Maßen unmoralische Verhältnis zwischen den Regierungen und ihren Condottieren aus, welches für das 15. Jahrhundert charakteristisch ist. Eine alte Anekdote, von jenen, die nirgends und doch überall wahr sind, schildert dasselbe ungefähr so: Eins hatten die Bürger einer Stadt – es soll Siena gemeint sein – einen Feldherren, der sie von feindlichem Druck befreit hatte; täglich berieten sie, wie er zu belohnen sei und urteilten, keine Belohnung, die in ihren Kräften stände, wäre groß genug, selbst nicht wenn sie ihn zum Herrn der Stadt machten. Endlich erhob sich einer und meinte: Laßt ihn uns umbringen und dann als Stadtheiligen anbeten. Und so sei man mit ihm verfahren ungefähr wie der römische Senat mit Romulus.“
Jacob Burckhardt, Die Kultur der Renaissance in Italien – Ein Versuch, Alfred Kröner Verlag, 2009, Seite 18 (wobei das Werk nicht erst 2009, sondern bereits 1860 geschrieben wurde)