A History of Violence
Sehr dichter, atmosphärischer Film von David Cronenberg über eine durchschnittliche Familie in einer durchschnittlichen amerikanischen Kleinstadt, die sich plötzlich mit der gewalttätigen Vergangenheit des Vaters (Viggo Mortensen) auseinandersetzen muss.
A History of Violence erzählt seine Geschichte ziemlich gradlinig. Was den Film ausmacht, sind seine kleinen Ausflüge, die sich mit den anderen Familienmitgliedern beschäftigen. Da wäre zum einen der halbwüchsige Sohn, der sich in der Schule mit einem typischen bully auseinandersetzen muss. Zuerst hält er ihn mit Worten von sich fern, aber plötzlich bricht auch hier Gewalt hervor. Am meisten beeindruckt hat mich allerdings Maria Bello als Ehefrau, die sich von einer Sekunde auf die andere mit der Situation konfrontiert sieht, einen Ehemann zu haben, den sie anscheinend überhaupt nicht kennt. Wie sie damit fertig wird, ist ein grandioses Wechselbad aus Verachtung, Angst und Leidenschaft.
Cronenberg schafft es in so ziemlich jedem seiner Filme, Versatzstücke aus dem Kino zu nehmen, die wir kennen und die uns nicht überraschen – nur um ihnen dann doch die kleine Wendung zu geben, die uns erschrecken lässt. Wenn am Anfang des Film einer der Gangster aus der Vergangenheit sich seinem blutigen Geschäft widmet, ist das nicht überraschend. Wenn ihm allerdings ein Kind dazwischenkommt, mag man kaum glauben, was man zu sehen bekommt, weil es eine Grenze überschreitet, die man selbst im Kino nicht gewohnt ist. Genau solche Grenzen überschreitet auch die Ehefrau vor unseren Augen, und es fühlt sich sehr seltsam und gleichzeitig sehr reizvoll an, ihr dabei zuzusehen. A History of Violence ist ein blutiger Ausflug in unsere eigenen Ängste, unsere Furcht vor dem Unbekannten, der Suche nach ständiger Sicherheit und dem Trauma, plötzlich alles in Frage zu stellen.