Meine Oma würde jetzt sagen: „Immerhin war das Kind an der frischen Luft.“

Ich würde zu meinem gestrigen Nachmittag, den ich … ach, ich sag gar nicht mehr, wo ich ihn verbracht habe … sagen: Jetzt darf ich auf den Platz, jetzt geh ich auch auf den Platz. Auch wenn’s weh tut.

Nach meiner glänzend (ja, wirklich, ich hab gut gespielt) bestandenen PE-Prüfung habe ich natürlich sofort großkotzig einen Slot gebucht. Um halb vier sollte es losgehen, also bin ich um kurz vor 3 auf der Range gewesen, um mich warmzuschießen. Noch ein paar kurze Schläge zum Abschluss, mein erstes Greenfee bezahlt (so toll war das auch nicht, wieso kostet alles immer so viel, und dabei ist Red Golf wirklich noch bezahlbar mit 24 Euro am Wochenende, andere Clubs nehmen das Doppelte oder Dreifache), und dann stand ich am Abschlag und traf (haha, hier den guten alten Schützenvereinwitz einsetzen) meine drei Mitspieler, die die gleiche Zeit gebucht hatten. Wir kannten uns alle nicht vorher; ich hab nur im Schnelldurchgang die Namen registriert und die Handicaps (54, 44, 36), und dann ging’s los.

Im Kopf hatte ich schon einen Blogeintrag vorformuliert, was man ja nie machen sollte, ich jedenfalls nicht, ich hatte schon mal einen vorformuliert mit einem tollen Job, den ich gekriegt hätte, der es dann doch nicht geworden ist, und seitdem bin ich etwas abergläubisch und verbiete mir, Dinge vorzuformulieren, aber hier habe ich es doch gemacht, nämlich: „Ich habe noch keinen einzigen Ball verloren.“ Was natürlich dazu führte, dass ich den Ball, mit dem ich die Platzreife erlangt hatte und den ich noch überlegt hatte, als Glücksbringer aufzuheben, elegant am 4. Loch im rechts gelegenen Biotop versenkt habe. Ich neige dazu, meine Bälle nach rechts zu verziehen, und wenn man im Hamburg spielt, wo es gestern gefühlte Windstärke 6 (nein, Moment, ich korrigiere:) Windstärke 8 auf dem Platz war, war das eigentlich vorprogrammiert, dass ich irgendwelche Bälle verlieren würde. Nun ist es also mein Platzreifeball geworden. Ich nehme an, dass dieser herbe Verlust dazu geführt hat, dass ich danach noch schlechter gespielt habe. Ich meine, die Seelenqualen! Mein armer, kleiner Ball … in Schlamm und Schilf begraben … bis ihn der Greenkeeper dort wieder herausfischt und ihn mit 100 anderen in einem Beutel im ProShop verkauft. Für ganz wenig Geld, denn wer will schon Bälle von anderen haben. Ich nicht. Aber vielleicht hab ich noch nicht genug in der Botanik verloren.

Was mich so geärgert hat, war mein miserables Putten. Das war auch schon in der PE-Prüfung mein Problem. Ich habe wochenlang Abschläge und Annäherungsschläge geübt, und die sahen vorgestern auch klasse aus und gestern immerhin irgendwie akzeptabel, wenn auch zu kurz und teilweise mit fiesen Gurkenschlägen durchsetzt. Aber Putten ging gar nicht. Das 3. Loch ist gerade mal 71 Meter lang (für die Damen, bei den Herren sind’s 78), was bedeutet, dass ich perfekt vom Abschlag aufs Grün spielen kann. Vor dem Grün ist ein böser Bunker, aber den habe ich noch nie getroffen. Ich war entweder zu weit rechts (logisch) oder nicht weit genug. Gestern war ich mit dem ersten Schlag auf dem Grün und zwar nette drei Meter von der Fahne weg. Ich hätte einen Birdie spielen können und Par spielen müssen. Im Endeffekt ist es ein blöder Doppelbogey geworden, weil ich den doofen Ball einfach nicht ins Loch gekriegt habe.

Für die neun Löcher sind 35 Schläge vorgesehen, ich darf mit meinem Handicap von 54 noch 27 mehr machen, also 62. Damit wär ich ja schon äußerst zufrieden gewesen. Ich hab aber 74 Schläge gebraucht, und das waren mir doch ein paar zuviel. Ich weiß aber auch, dass spätestens ab Loch 7 meine Kraft einfach weg war. Ich habe gestern zum ersten Mal neun Löcher durchgespielt, und ich habe keine Ahnung, wie ich jemals 18 durchhalten soll. Für die neun haben wir gute zwei Stunden gebraucht, was nicht so wahnsinnig viel ist, aber ich habe doch gemerkt, dass meine Schläge an den letzten Löchern immer kürzer wurden und immer unkonzentrierter. Auch eine Sache, an der ich arbeiten muss: mir die Zeit nehmen, die ich brauche für die Konzentration. Ich hatte immer im Hinterkopf, dass die anderen besser waren als ich und ich mich deshalb beeilen müsste, um meine vielen Schläge wettzumachen. Was natürlich zu noch mehr Schlägen geführt hat. Also: egoistischer werden. Und an den Spruch vom Prüfer vorgestern denken: Schnell zwischen den Schlägen, aber langsam am Ball.

Bisher dachte ich immer, das Internet bzw. mein Weblog wäre dazu da, mir Probleme zu bereiten, die ich sonst nicht gehabt hätte. Jetzt ist es also Golf. Wahrscheinlich träume ich die nächsten Nächte weiter von dem einen Ball auf der 6, der theoretisch perfekt gewesen wäre, wenn … oder dem auf der 2, den ich doch nur besser hätte treffen müssen, damit … gnarg … HOLT MICH HIER RAUS, STECKT MICH INS KINO, NEHMT MIR DIE SCHLÄGER WEG!

Das machen wir nächstes Wochenende gleich nochmal. Ach, was sag ich, Wochenende. Spätestens Mittwoch bin ich eh wieder da.

HOLT MICH HIER RAUS, STECKT MICH INS KINO, NEHMT MIR DIE SCHLÄGER WEG!

(Dieser Artikel steht auch auf Golfers Delight)