Fußball-Fragebogen

Ich komm ja hier zu nix, außer zum Fragebogenausfüllen und Fußballgucken. Schön, wenn sich das ergänzt. Die Fragen stammen von Lisa Neun, und sie hat sie auch selbst beantwortet. In diesem Zusammenhang: Willkommen im Oberhaus, Greuther Fürth. („Trolli-Arena“, gnihihi.)

1) Erzähl mal – welcher Verein und warum?

Die Frage habe ich Ned Fuller schon einmal beantwortet, daher copypaste ich mal (leicht redigiert) aus seinem Blog:

Als mich der Kerl langsam, aber sicher mit Vereinsfußball infiziert hatte und ich brav die Konferenz mitguckte, entschied ich mich rational, den HSV toll zu finden. Ist ja praktisch, so direkt vor der Haustür, und wenn ich mal Lust habe, fahre ich 20 Minuten und bin im Stadion.

Das Dumme war nur: Je länger ich den Vereinen so zuguckte, desto mehr merkte ich, dass ich Bayern München zehnmal lieber sah als alle anderen. Natürlich wollte ich kein Bayernfan sein, das waren ja die Bösen, die Reichschweine, die die Liga leerkaufen und durch Dusel immer in der letzten Minute noch gewinnen und damals quasi Schalke die Meisterschaft gewaltsam und total unfair entrissen haben und so weiter und so fort. Was natürlich totaler Blödsinn ist. In meinen Augen haben die Jungs einen herrlichen Fußball gespielt, und deshalb habe ich irgendwann meine selbstverordnete Sympathie für den HSV über Bord geworfen und mich feurigen Herzens zu den Bayern bekannt. Wie sagte schon Nick Hornby in „Fever Pitch“: Nicht du suchst dir den Verein aus, der Verein sucht dich aus.

Aber ganz will ich Hamburg ja nicht vernachlässigen: Deswegen trifft man mich außerdem auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn bei Altona 93. Ich bin die mit der dicken Bayern-Jacke und dem 93-Schal.

2) Was ist deine verhassteste Schweinephrase?

„Bayernfans sind Erfolgsfans.“ Nein, wir sind Bayernfans. Dass die Jungs auch noch Erfolg haben, ist schön, aber kein Kriterium. War’s bei mir jedenfalls nicht, aber was weiß ich, warum irgendwer außer mir Fan ist.

Altona 93 spielt diese Saison eher mies bis unentschieden und trotzdem gucke ich mir die Spiele an. Eben weil ich mir gerne Fußballspiele anschaue. Trotz relativer Erfolglosigkeit. Wer hätte es gedacht.

3) Was war dein bisher unangenehmster „Feindkontakt“?

Bis jetzt hatte ich keinen Ärger. Höchstens sehr nervige Sitznachbarn.

4) Lustigste Fußballanekdote?

Auch da habe ich noch nichts zu bieten, weil ich erst seit einer Saison live Spiele gucke. Davor saß ich beim Kerl auf dem Sofa. Was total lustig ist, aber nicht zu einer Anekdote reicht.

Was ich aber spannend finde: wie sich ein soziales Umfeld verändert, wenn man sich ins Fan-Sein schmeißt. Ich habe über Twitter unglaublich viele neue Kontakte bekommen, einfach weil diese Menschen auch Fans sind. Von den meisten weiß ich nur, welchem Verein sie die Daumen drücken, und trotzdem sitzen sie jeden Samstag per Twitterstream bei mir auf der Couch, und ich habe das Gefühl, beim Public Viewing dabei zu sein. Ich habe über Twitter, Facebook und G+ Karten für Spiele bekommen, einen Fanschal geschickt gekriegt und schließlich auch im realen Leben Menschen persönlich kennen und schätzen gelernt. Einige davon bezeichne ich inzwischen als (enge) Freunde. Die sind nur in meinem Leben, weil sie sich für Fußball interessieren. Und, wie ich inzwischen weiß, netterweise auch noch für andere Dinge.

5) Was ist für dich die Faszination am Fußball?

Wieso faszinieren mich Bücher, Opern, Gemälde und Krustentiere? Because they can.

Auch das schrieb ich sicher schon mal: Ich bin mit Fußball groß geworden, weil Papa jedes Spiel der Nationalmannschaft im Fernsehen angeschaut hat. Und damals(TM) hatten wir nur einen Fernseher (bergauf durch Tiefschnee und Gegenwind), weswegen eben die ganze Familie mitgeguckt hat. Ich fand es von Anfang an spannend und bin auch eine begeisterte Mitbrüllerin, wann denn DIESER VOLLTROTTEL ENDLICH MAL ABGIBT und wieso DIESER VOLLTROTTEL NICHT SCHON LÄNGST EINGEWECHSELT WIRD und wieso DIESER VOLLTROTTEL ÜBERHAUPT NOCH AUF DER TRAINERBANK SITZT. Und weiteres, ähnlich gut informiertes und wohlfundiertes Zeug. Wie 80 Millionen weitere Trainer_innen in Deutschland.

Im Stadion bin ich dagegen relativ ruhig. Ich singe ganz gerne mit, ich brülle selbstverständlich den Namen meines Angebeteten, wenn er ein Tor geschossen hat, und ich freue mich darauf, irgendwann eine Steherkarte zu kriegen, um 90 Minuten zu supporten. Aber wenn ich sitze, dann gucke ich. Ganz simpel. Wie ich inzwischen weiß, macht das im Stadion deutlich mehr Spaß als vor dem Fernseher. Ich hätte vorher allerdings nicht gedacht, dass es ein so großer Unterschied ist, aber es ist unglaublich toll, den Bewegungen aller Akteure zuzusehen und nicht nur den wenigen, die gerade in Großaufnahme sichtbar sind.

Ich liebe es, Ribéry, Robben und Müller dabei zuzuschauen, wie sie durch die Gegend rochieren. Wie Kroos und hoffentlich bald wieder Schweinsteiger von hinten drücken, um das gesamte Feld nach vorne zu kriegen. Wo genau Gomez auf die Flanke lauert. Wie weit Neuer vor dem Tor rumspringt. Wie diszipliniert die Verteidiger verschieben. Wie sich einzelne Spieler aus Dopplungen befreien oder ihnen erliegen und was der Rest der Mannschaft derweil macht, wie sie Räume öffnen oder schließen, wie sie antizipieren – oder auch nicht. Das ganze ist so ein fragiles Gebilde, und wenn sich zwei davon auf dem Platz befinden, geschieht in jeder Sekunde etwas Unerwartetes.

Obwohl ich den Namen von Herrn Gomez auf dem Trikot trage, war der Herr, der mich zum Bayernfan gemacht hat, Franck Ribéry. Weil ich bei ihm in fast jedem Spiel Züge, Tricks, Haken und verschmitzte Drehungen zu sehen bekomme, die mich jedesmal fassungslos machen. Das ist nicht so artifiziell wie bei Ronaldo, nicht so spielerisch-überirdisch wie bei Messi – und obwohl ich Ronaldo eklig finde, sehe ich ihm gerne bei der Arbeit zu –, sondern es ist trotzig-genial. Man merkt Ribéry bei jeder Bewegung an: „Du glaubst, ich bin klein? Du glaubst, ich komm nicht an dir vorbei? Dann versuch mich zu kriegen.“ Und schon wühlt er sich wieder in Richtung Strafraum und ich quietsche begeistert vor mich hin.

Und jetzt erzähle ich, warum mich Krustentiere faszinieren. Also: