„Befreit Bayreuth!“
Sehr spannender Artikel aus der Zeit über Wagner, Bayreuth, das moderne Regietheater und dem schmalen Grat zwischen dramatischer Darstellung und Schülertheater:
„Theatergeschichtlich besteht Richard Wagners Unglück darin, dass er mit seinem dezidiert antinaturalistischen Opernwerk ausgerechnet in die Epoche des Naturalismus hineinragte. Er war nicht Zeitgenosse von Sophokles oder Racine, an die er vermutlich eher dachte, sondern von Ibsen und Strindberg. Wie die Bilder und Berichte von den ersten Bayreuther Aufführungen belegen, hatte er selbst keine realistische Darstellung im Sinn. Aber er wollte im Sinne des Aristoteles die Ergriffenheit aller Sinne bewirken und duldete kein ablenkendes Element. Von ebenso sinnbildlicher wie praktischer Bedeutung war hierfür die Verbannung der Musiker in den Orchestergraben. Was Wagner als revolutionäre Neuerung einführte, um die Konzentration ganz auf das ästhetische Ereignis zu lenken, geriet spätestens nach seinem Tod in den Sog des frühmodernen Illusionstheaters, das seine überzeugendere Fortsetzung im Kino fand, die hochartifizielle Form der Oper hingegen ad absurdum führte.“
(via Patrick Hahns Gezwitscher)