tankeschön (Ja, das muss sein, sowas verkneife ich mir in der Agentur den ganzen Tag)
Ein Aufruf an Hamburger Autofahrer: Bitte fahren Sie ganz dringend in den nächsten Tagen zur Shell-Tankstelle an der Max-Brauer-Allee. So wie ich vor einigen Tagen. Denn als ich drömelig wie immer an der Zapfsäule stand und an meinem knarzigen Tankdeckel rumschraubte, kam ein sehr freundlicher junger Mann im Shell-Overall auf mich zu und fragte, ob er heute für mich tanken dürfe.
Anke: Äh … was?
Sehr freundlicher junger Mann: Wir testen gerade einen neuen Service. Wenn Sie möchten, betanke ich Ihr Auto, schaue nach Öl und Wasser und mache auch die Scheiben sauber.
Anke: Äh … (Versteckte Kamera? Wir sind doch immer noch in Deutschland, Land der schlechtgelaunten Tankstellenangestellten, die entweder snickersessend ihr Studium finanzieren oder kein Deutsch verstehen, oder?)
Sehr freundlicher junger Mann: Wenn Sie möchten, können Sie für diesen Service einen Euro bezahlen. Müssen Sie aber nicht.
Anke: Äh … ja, dann mal vollmachen, bitte.
Sehr freundlicher junger Mann: Gerne. Soll ich auf eine gerade Summe hin tanken? Was braucht Ihr Wagen denn?
Anke: Äh … (immer noch völlig überrumpelt von dieser Charmeoffensive) … nee, ruhig bis Anschlag voll. Normal, bitte.
Sehr freundlicher junger Mann: Gerne. (Glucker)
Anke: Könnten Sie dann mal nach dem Öl schauen? (Hab ich noch nie bei Rocky gemacht, sondern immer bei eh fälligen Werkstattbesuchen mitmachen lassen. Aber wenn ich schon gefragt werde …)
Sehr freundlicher junger Mann: Gerne. Wenn Sie bitte mal die Motorhaube öffnen … hm … der ist schon bei Minimum. Haben Sie Öl zum Nachfüllen da?
Anke (rückt zweifelnd den Kanister aus dem Kofferraum raus, den sie seit fünfzehn Jahren spazierenfährt und bei jedem „neuen“ Auto einfach umpackt)
Sehr freundlicher junger Mann: Das ist leider nicht das richtige Öl … soll ich Ihnen eine Dose aus dem Shop besorgen und einfüllen?
Anke (sich allmählich wie ein altes, dummes Weibchen fühlend): Ach, das wäre so nett von Ihnen … (… junger Mann. Hier, ein Werther’s Echte für Ihre Mühe.)
Um’s kurz zu machen: Der Kleine hat meinen Wagen mit Öl versorgt, mein altes Öl gleich entsorgt bzw. den Kanister dabehalten, und während ich bezahlt habe, hat er meine Windschutzscheibe gesäubert. Und zwar nicht nur zwei-, dreimal mit diesem Wischer drübergefeudelt, sondern sogar mit Papier nachgeputzt. Dafür gab’s dann noch ein bisschen Trinkgeld, und ich hatte den ganzen Abend gute Laune.
Also: hinfahren und euch bedienen lassen, damit dieser schöne Service weitergeführt wird, denn ich persönlich lasse mich gerne ein wenig bepuscheln. Die nächste Stufe im Tankstellenparadies wäre: im Wagen sitzen bleiben, während ein mobiler Kassierer am Wagenfenster kassiert und nebenbei eine Unterbodenwäsche macht. Hachja.