Links vom 4. Januar 2013
Die Zeit: Deutschland suchte den Superstar
Wie Irmtraud Kampmeier mal für Peter Frankenfeld sang und was sich danach für sie veränderte.
„Für ihren Sieg bekam sie einen Garderobenständer, eine gerahmte Zeichnung ihres Auftritts und einen Fernseher, den Schauinsland WII von Saba, 23 Kilo schwer, mit Holzgehäuse, Wert: 1.000 Mark. Es war der erste Fernseher überhaupt im Viertel, der in einer Privatwohnung stand. »Wir hatten plötzlich so viele Freunde«, sagt Irmtraud Kampmeier, »es war furchtbar.« Nach zwei Monaten verkauften sie ihn, vom Geld bauten sie den Dachboden aus, für die Kinder.
Was Irmtraud Kampmeier damals eigentlich gewann, war Unabhängigkeit. Zwar hatte kaum jemand sie im Fernsehen gesehen, für eine große Karriere reichte ihr Ruhm nicht. Aber um ein einziges Frauenleben zu ändern, war er groß genug.“
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New York Times/Opinion: Our Absurd Fear of Fat
In den letzten Tagen las ich im Spiegel, in der SZ und in der NYT über die gefühlt zigste Studie, in der total überraschend festgestellt wurde, dass – nach den heutigen und völlig beknackten BMI-Maßstäben – übergewichtige und leicht adipöse Menschen länger leben als normalgewichtige. Trotzdem kann sich keiner der Artikel verkneifen zu sagen: „Das heißt jetzt aber nicht, dass wir alle sofort ne Packung Chips aufmachen sollten.“ Nein, nein. Wir sollten lieber weiter in unserer Fetthysterie schwelgen, die übliche Panik vor den zwei Kilo mehr auf der Waage zelebrieren und uns weiter an Körpern messen, die offensichtlich vor uns dahinscheiden werden. Na dann.
Paul Campos, dessen Buch The Obesity Myth: Why America’s Obsession with Weight is Hazardous to Your Health ich bereits in meinem Buch zitierte, hat etwas anderes zu dem Thema zu sagen:
„The study, by Katherine M. Flegal and her associates at the C.D.C. and the National Institutes of Health, found that all adults categorized as overweight and most of those categorized as obese have a lower mortality risk than so-called normal-weight individuals. If the government were to redefine normal weight as one that doesn’t increase the risk of death, then about 130 million of the 165 million American adults currently categorized as overweight and obese would be re-categorized as normal weight instead. (…)
Now, if we were to employ the logic of our public health authorities, who treat any correlation between weight and increased mortality risk as a good reason to encourage people to try to modify their weight, we ought to be telling the 75 million American adults currently occupying the government’s “healthy weight” category to put on some pounds, so they can move into the lower risk, higher-weight categories.“
Das meint er natürlich nicht ernst, denn: Wir wissen immer noch nicht genau, warum jetzt wer wie lange lebt und ob das überhaupt etwas damit zu tun hat, wie leicht oder schwer er oder sie war. In einem Blogartikel, in dem es um Impfgegner ging, habe ich folgende lustige Grafik gefunden, die verdeutlicht, wie schnell man Zusammenhänge herstellen kann, wo keine sind.
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Und zum Abschluss kriegt ihr noch einen Ohrwurm mit, den ich seit Mittwoch abend habe. Vor allem den Refrain bekomme ich überhaupt nicht aus dem Kopf. Könnte daran liegen, dass ich ihn dauernd vor mich hinschmettere: Alison Krauss, Maybe.