In der Uni
Ich habe gestern zwischen meinen Seminaren spontan das iPhone gezückt und ein bisschen rumgeknipst; ich möchte das nicht „fotografieren“ nennen.
Mein Musikgeschichtskurs und das Seminar „Die Messe in der Renaissance“ finden im gleichen Hörsaal statt. Auf dem Weg in den nächsten Raum nehme ich immer den Umweg, der mich an dieser Fensterfront entlangführt, von der aus man auf die Ludwigstraße guckt.
Der Fenstergang und der nächste Hörsaal werden durch einen modernen Gebäudeteil verbunden.
In diesem Gang befindet sich mein Lieblingsklo (Auswahlkriterien „Alter der sanitären Anlagen“, „Frischluftzufuhr“ und „Wartezeit“) und er ist meist sehr ruhig, weswegen ich hier gerne recht langsam entlangschreite, bevor mich das Gewusel aus hunderten von Menschen wieder hat.
Und dann ist man wieder im alten Gebäude, das ich sehr gerne mag. Auch wenn der Weg in den zweiten Stock sich für mich so anfühlt wie in den fünften zuhause. (Sehr. Lange. Treppen.) Da links die Räume, da findet meine Übung in Musikwissenschaft statt, und hinter mir liegt der Riesenhörsaal, in dem ich Kunstgeschichte lerne und den ich in diesem Eintrag schon mal vorgezeigt habe. Und immer wenn ich diesen Gang langgehe, denke ich, KreuzgrAtgewölbe wie in der RomAnik, nicht KreuzrIppengewölbe wie in der GotIk.
Runter in den ersten Stock zur Romanikvorlesung oder links um die Kurve in die Bibliothek der Musikwissenschaft.
Romanikvorlesung it is. Das belegte, ausgeklappte Tischchen deutet auf einen Senior oder eine Seniorin hin, der oder die sich sicherheitshalber einen Platz reserviert hat. Wir haben ja auch nur 200 Sitze für 100 Leute. Meist setzen sie sich mit ausgebreiteter SZ ganz nach außen und gucken angenervt, wenn man es wagt, an ihnen vorbeizuwollen. Ja, ich bin latent nölig, und ja, ich werde mit 65 auch so sein. Die Stühle sind übrigens weitaus bequemer als sie aussehen. Ich persönlich mag sie jedenfalls deutlich lieber als diese blöden „amerikanischen“ Tisch-Stuhl-Kombinationen, auf denen ich schlechtgelaunt im kunsthistorischen Institut kauere.
Der Lichthof, in dem die Geschwister Scholl ihre Flugblätter auslegten, ist seit Längerem eine riesige Baustelle. Ich hoffe, ich bekomme ihn mal durchlichtet zu sehen, bevor ich meine BA-Arbeit schreibe. (Ich kann mich an diesem Gebäude nicht sattsehen, überall Bögen und Säulen und Zeug! Okay, und jetzt gerade eben auch Baugerüste.)
Aus dem ersten Stock ins Erdgeschoss in Richtung Unibibliothek, kurz vorher rechts in den Innenhof abbiegen. Im Herbst habe ich in diesem Pavillon immer entspannt meinen Pausenjogurt verspeist; momentan mache ich das lieber drinnen im Warmen. Ich freue mich schon sehr aufs Sommersemester.
Durch den Innenhof, fünf Stufen runter in den kleinsten Raum, in dem ich je Unterricht hatte. Aber wir sind im Beethoven-Kurs nur zu fünft, deswegen lässt es sich sehr gut aushalten.
Und außerdem steht ein bisschen was rum, auf dem der Dozent gerne mal ein paar Akkorde anschlägt. Oder nach ihnen sucht: „In as-Moll ist kein d, oder? Oder?“
Den Pavillon rechts liegen lassen und durch den nächsten Innenhof.
Und schon steht man wieder außerhalb des Unigeländes und wartet auf den Bus, der einen in zehn Minuten bis fast vor die Haustür fährt.