Und ihr dachtet, ihr wärt sicher …

Ist euch aufgefallen, dass ich über eine bestimmte Sache schon seit Monaten nicht mehr geschrieben habe? Ich wette, ein paar Leute haben das sehr genossen, und den meisten war es wahrscheinlich egal, aber: it’s back. Mein Lieblingsthema des letzten Jahres. Aufgemerkt: Ich habe wieder

GOLF GESPIELT.

Die letzten Monate waren ein bisschen fremdbestimmt. Jedenfalls habe ich mich in meiner eigenen Haut teilweise verloren, nicht wiedergefunden, nicht wohlgefühlt oder mich selbst einfach kirre gemacht. Der alte Kriegszustand mit dem Körper war wieder da, ein Schokoflash nach dem anderen ließ Sport und damit auch Golf in den Hintergrund treten; tausend Kleinigkeiten haben dazu geführt, dass mein memmiges Seelchen mal wieder den Boden unter den Füßen verloren hat (ja, meine Seele hat Füße. Ich hab ja auch welche). Irgendwas lag im Argen, und anstatt diesem Irgendwas auf den Grund zu gehen, hab ich halt wieder angefangen, besinnungslos zu essen. Wie früher. Ist ja auch einfacher. Mach ich ja seit 30 Jahren so.

Seit ein paar Tagen (ich will noch nicht Wochen schreiben) geht’s wieder etwas besser. Ein Telefonat mit einer guten Freundin hat ein paar Dinge gerade gerückt („Wenn du dich nicht um dich kümmerst, macht’s keiner“), und daher habe ich wieder mehr auf meine Ernährung geachtet, wieder ein bisschen mit Sport angefangen, Walking, wie ganz am Anfang der Ernährungsumstellung. Und da ich Montag Urlaub hatte und das Wetter ziemlich gut aussah, habe ich mir die Golfschläger geschnappt und bin zum Club gefahren, um mir auf der Driving Range eine Lektion in Demut abzuholen. Ich war darauf gefasst, keinen Ball mehr zu treffen, und wenn, ihn wer weiß wo hinzuschießen. Netterweise war es nicht ganz so schlimm – eigentlich war es gar nicht schlimm. Die ersten zehn Bälle hab ich wirklich nicht getroffen, aber dann ist mir mein Lieblingsmantra eingefallen, das ich beim Abschlag im Kopf habe („UNTEN BLEIBEN!“, weil ich gerne viel zu früh mit dem Oberkörper hochgehe und dann natürlich über den Ball schlage, also ihn gar nicht treffe), und dann ging’s. Und zwar ziemlich gut. Woraufhin ich im schönsten Gröner’schen Ãœberschwang gleich auf den Platz marschiert bin und mit zwei älteren Herren namens Klaus und Klaus (I’m not making this up) neun Löcher gespielt habe. Zwei Bogeys auf zwei Par-4-Löchern, der Rest war schlechter, aber: keinen einzigen Ball verloren. Nix im Aus, nix in irgendwelchen Wasserhindernissen – mit der gleichen Anzahl Bällen im Bag nach Hause gefahren, mit der ich hergekommen bin. Habe ich, soweit ich mich erinnere, noch nie geschafft. Danach eine schöne Lush-Badewanne, weswegen sich der Muskelkater gestern auch in Grenzen hielt.

Seltsam. Beim letzten Jobwechsel kam auch ein gleichzeitiger Wohnungswechsel dazu, und damals hat das sehr beflügelt. Diesmal hat es mich fertiggemacht, und ich weiß nicht mal, warum. Vielleicht, weil ich diesmal nicht alleine umgezogen bin, sondern aus zwei Haushalten einer wurde. So schön es ist, mit dem Kerl zusammenzuwohnen, so viel Kraft hat es in den ersten Wochen gekostet. Darauf war ich nicht vorbereitet. Allmählich sind die neue Wohnung und die neue Agentur und der neue Pärchenstatus aber nicht mehr neu, und vielleicht hat mein Kopf jetzt wieder Zeit für die Seele und den immer damit zusammenhängenden Körper. Vielleicht. Was weiß denn ich.

Immerhin weiß ich, dass Golfspielen anscheinend wie Fahrradfahren ist. Verlernt man nicht. Sehr beruhigend. Ich nehme im Moment alles, was beruhigend ist.

(Außerdem hätte ich gerne einen schönen Ausstieg für diesen Eintrag. Wer einen hat, Mail an mich.)