Tagebuchbloggen 17. April 2013
Gestern war mein zweiter Unitag im zweiten Semester. Am Montag hatte ich mich schon sehr auf Gehörbildung gefreut (das kann man auch online mal ausprobieren), aber die Dozentin erschien nicht, ich lungerte mit meinen zehn Mitstudis auf dem Fußboden vor dem abgeschlossenen Raum rum, kam mir total jung vor und wurde von Steffi, die im Chor singt, in dem ich spätestens im fünften Semester auch singen werde, weil ich kein Instrument mehr gut genug fürs Orchester spiele, auf unter 30 geschätzt. Fußbodenrumlungern FTW!
Auch der Dienstag begann mit einem ausgefallenen Kurs, aber das war immerhin vorher angekündigt, weil die Dozentin erkrankt war. Bei der Dame hatte ich im letzten Jahr „Der Beginn der Porträtmalerei im 14. und 15. Jahrhundert“, und weil mir der Kurs bei ihr so viel Spaß gemacht hatte, belegte ich gleich den nächsten: „Skulptur und Plastik 1890 bis 1950“. Auf den kann ich mich also noch eine Woche lang vorfreuen.
So war mein Semesterbeginn das begleitende Propädeutikum zur Ringvorlesung. Im letzten Semester hatte ich „Kunstgeschichte I: 500 bis 1500“ – wir erinnern uns: die acht Millionen Kirchen –, dieses Mal heißt es logischerweise „Kunstgeschichte II: 1500 bis 2000“. Ich bereitete mich seelisch darauf vor, acht Millionen Maler (und zwei Malererinnen) und ihre Werke auswendig lernen zu müssen, aber anscheinend liegt der Schwerpunkt in diesem Semester eher auf kunsthistorischen Begriffen, Theorien und Entwicklungen. Wahrscheinlich müssen wir also nur sechs Millionen Maler (und eine Malerin) auswendig lernen, aber dafür eben viel Fachkram. Was ich persönlich sehr spannend finde; ich habe in der vorlesungsfreien Zeit ein winziges bisschen in dieser Richtung gelesen, und wir mussten zur Sitzungsvorbereitung einen Text erarbeiten, der alternative Herangehensweisen an das Fach aufzeigte – beides hat mir sehr gut gefallen, und deswegen piepste ich sehr vorfreudig, als der Seminarplan ausgeteilt wurde. Hach, das wird ein schönes Semester!
Danach hätte eigentlich mein Französischkurs stattfinden sollen, vor dem ich seit Tagen Panik habe. Nach meiner Prüfungsordnung muss ich im vierten und fünften Semester jeweils einen Sprachkurs belegen; alternativ hätte ich mein Abiturzeugnis vorlegen können, in dem das Latinum verzeichnet ist, dann wären mir die ECTS-Punkte auch sicher gewesen, ohne dass ich noch eine Gehirnzelle dafür hätte aufscheuchen müssen. Aber: Genau das will ich ja. Also habe ich mein Zeugnis nicht vorgezeigt und muss jetzt zwei Sprachkurse belegen. Da ich es aber beknackt finde, erst kurz vor dem Ende meines Studiums noch eine weitere Fremdsprache zu lernen, dachte ich mir, fängste doch jetzt schon damit an. Die zwei Kurse im zweiten und dritten Semester muss ich zwar bezahlen – die in den höheren Semestern, wenn sie dran sind und mit Vorlesung und Seminar zu einem Modul gehören, natürlich nicht –, aber die Preise sind äußerst erschwinglich.
Ich fügte mich innerlich dem Anfängerkurs, in dem ich zum fünften Male gelernt hätte, dass ich Anke heiße, 44 bin und aus Hamburg komme, wie heißen Sie, wie lautet Ihre Telefonnummer (als ob heute noch jemand telefoniert), ich möchte einen Kaffee bestellen, wie spät ist es, s’il vous plaît? Denn: Ich hatte in der Schule bereits drei Jahre Französisch als dritte Fremdsprache und habe danach noch jeweils zwei Anfängerkurse bei der VHS gemacht, um die alten Kenntnisse vielleicht doch noch aufzubessern. Hat aber nie funktioniert. Deswegen sind die zwei Pflichtkurse für mich ein Geschenk, denn da muss ich hin – und zwar zu vernünftigen Zeiten und nicht nach acht Stunden in der Agentur, nach denen mein Hirn meistens Matsch ist. (Von hier aus allen Respekt dieser Welt an Menschen, die ein Abendstudium hinkriegen. Ich hätte keine Chance.)
Zurück zum Anfängerkurs: Der ist es nicht geworden. Denn vor der elektronisch vorzunehmenden Kursbelegung musste man einen Online-Einstufungstest machen – und der schickte mich in den dritten Kurs statt in den ersten. Ich verstehe noch relativ viel, scheitere aber schon an Vokabeln wie „dein“. Das werden sehr lustige erste Sitzungen – falls ich den Kurs bekomme, die Platzvergabe ist natürlich noch nicht abgeschlossen, so wie sie im letzten Semester bei meinem Beethovenkurs bis zur letzten Sitzung nicht abgeschlossen war. Ich hoffe also einfach auf einen Platz, wollte gestern dort brav auflaufen, guckte vorher noch mal online nach, in welchem Gebäude wir überhaupt waren – und stellte fest, dass der Kurs erst nächste Woche anfängt. Das gibt mir Zeit, die ersten zwei Lektionen im Buch zu lernen, damit ich nicht wie der letzte Klops vor mich hinstammele. Sehr schön.
PS: Bis fünf Sekunden vor der Kursbelegung konnte ich mich nicht zwischen Französisch und Italienisch entscheiden. Pro Italienisch: DIE OPER! Meine gesanglichen Ausflüge als Tosca merke ich mir rein phonetisch, ich habe keine Ahnung, was ich da singe, daher wäre das ganz schön, wenn ich es mal wüsste. Außerdem: München und Italien sind quasi benachbart, und von meiner Romreise zehre ich heute noch. Italien hat mir deutlich besser gefallen als Frankreich. Aber: Im letzten Semester wühlte ich mich schon durch diverse Fachliteratur zur Kunstgeschichte, und da taucht Französisch nach Englisch weitaus häufiger auf als Italienisch. Außerdem sind schon Grundkenntnisse vorhanden, und so hoffe ich, in meiner Bachelor-Arbeit vielleicht auch aus französischer Literatur zitieren zu können. Insofern war es eher eine Kopf- als eine Bauchentscheidung für Franzackig. Mal sehen, wie es mir damit geht. Aber das weiß ich erst ab nächster Woche und wenn ich einen Platz bekomme.
Auch okay mit den zwei ausgefallenen Stunden, dachte ich noch so gut gelaunt und im Propädeutikumsüberschwang, kannste ein bisschen was wegarbeiten, was du sonst morgen früh hättest machen müssen. Eine unvorsichtige Mail an die Lieblingsagentur später und zack, hatte ich fürchterliches Zeug auf dem Tisch, ein nerviges Telefonat, noch nervigere Mails und überhaupt nach 20 Minuten Werbung so schlechte Laune wie selten. Gibt ja so Tage, wo irgendwie alles schief läuft, was sonst funktioniert, da kann der Job noch so nett sein, und gestern war so ein Tag.
Aber: Ich hatte abends noch was vor.
Mit den Herren @fehlpass und @probek durfte ich schon drei Bayerntore bejubeln (und insgeheim habe ich Diegos Gegentreffer beklatscht, denn der sah verdammt gut aus), als in der 75. Minute mein Herzblatt eingewechselt wurde. @probek noch so, pass auf, der schießt jetzt drei Tore. Und ich Schönwetterfan noch so, ach, daran glaube ich ja schon selbst nicht mehr. Mario – es tut mir leid, jemals an dir gezweifelt zu haben, und ich habe deinen Namen noch nie so laut in den Nachthimmel gebrüllt wie gestern. Dreimal.