Fototagebuch der letzten Wochen
Die Rote Nacht der Bars am 8. Juni startete in der okayen Bar 45, führte @probek und mich dann ins charmant-ranzige Beverly Kills, anschließend ins Negroni, das leider völlig überfüllt war, und schließlich zum stilvollen Ausklang in die Falk’s Bar des Bayerischen Hofs. Dort zahlten wir übrigens für den Cocktail, mit dem wir den Abend für 4,50 Euro begonnen hatten, 12,50. Netterweise stehen die Rezepte auf der Campari-Seite, der Tocco Rosso gehört inzwischen zu meinen Lieblingen und er kostet nur einen Bruchteil, wenn ich ihn zuhause mixe.
Fisch schwimmt ja bekanntlich gern. Das hier war laut Flickr-Pool mein Abendessen am 11. Juni.
Am gleichen Tag hielt ich mein erstes Referat in diesem Semester, und das war ziemlich gut. Im ersten Semester ließ unsere Dozentin uns noch lustig reden und grätschte nur rein, falls wir kompletten Quatsch erzählten. In diesem Semester ist der Tonfall etwas rauer. Neulich fragte sie spaßeshalber ein paar Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts ab, und als nicht alles wie aus der Pistole geschossen kam, knurrte sie: „Wenn Sie das alles nicht interessiert, wieso studieren Sie das dann?“ Auch im Propädeutikum gab’s die erste Breitseite, als nach einem Autor gefragt wurde, den wir garantiert im ersten Semester gehört hatten, ganz egal bei wem wir im Kurs gesessen hatten. Es wollte sich so recht niemand melden, woraufhin die konsternierte Frage der Dozentin kam, ob das bei uns alles nur so durchrausche.
Zurück zum Skulpturenkurs, wo ich das Referat gehalten habe. Dort war ich sehr glücklich, ein bisschen über den Tellerrand weggelesen zu haben. Denn in diesem Semester lässt uns die Dozentin eben nicht mehr lustig reden, sondern fragt dauernd dazwischen. Und dann ist es ziemlich prima, gelassen „Futurismus“, „Boccioni“ und „Einzigartige Formen der Kontinuität im Raum“ sagen zu können – und sogar noch das Bild dazu auf dem Rechner zu haben. Nicht das abgebildete, das ist der Titel meiner Präsentation gewesen.
Einen Tag später redete ich in Musikwissenschaften über Bachs Weihnachtsoratorium, Parodien, Figuren und Affekte, und das war ziemlich fürchterlich. Meine beknackte Erkältung hatte meinen schönen Fahrplan komplett ruiniert, weswegen ich nur eine lausige Woche Vorbereitungszeit hatte. Ja, das reicht natürlich theoretisch, um irgendwas zu erzählen, aber wie eben schon erwähnt, weiß ich, wenn ich vor Leuten spreche, immer gerne etwas mehr als ich müsste. Ich will mich sicher fühlen, und das hat hier überhaupt nicht geklappt. Roten Faden verloren, Fragen vergessen, zu aufgeregt gewesen (ist mir lange nicht passiert), und es entspann sich keine gute Diskussion mit den Kommilitonen und Kommilitoninnen, was der Sinn der Übung war. Ich habe mir brav von der Dozentin Feedback geben lassen, die mich erstmal fragte, wie ich es fand, was ich wahrheitsgemäß mit „nicht gut“ beschrieb und aufzählte, was mich alles gestört hatte, woraufhin sie nickte und meinte, das sei alles schön reflektiert gewesen und genau das gleiche hätte sie mir auch erzählt. Na super. Trotzdem sähe sie bei mir Potenzial und ich hätte mich total unter Wert verkauft, denn so würde sie mich nicht aus dem Unterricht kennen. Es bleibt der blöde Nachgeschmack, dass ich ein Geschichtsreferat um Klassen besser hingekriegt hätte. Musik überfordert mich manchmal, sobald es um die technisch-funktionale Seite geht und nicht mehr um die knuffig-emotionale. (Vielleicht hätte mich das Fach Musikwissenschaft misstrauisch machen sollen.)
Deswegen war Singen eine Wohltat. Neu auf meinem Notenständer: meine Lieblingsarie aus Turandot. Gesangslehrerin so: „Ges-Dur? Das begleite ich nicht. Sing’ nen Halbton höher.“ Ich so: *nachluftschnapp* Sie so: „Scherz. Ich hab’ ne CD mit Begleitung. Dann kannst du wieder mit Orchester singen.“ Ich so: *swooooon*
Was mich außerdem wieder aufgerichtet hat: Von meinem Lieblingsperlwein Le 7 stehen jetzt 48 Flaschen in München. Schmeckt solo und mit den ersten Erdbeeren der Saison.
Und wie immer, wenn ich nölig bin, müssen Bücher gekauft werden. Die hier kann ich sogar steuerlich absetzen. Die zwei Bände zu den Klassikern der Kunstgeschichte stammen von einem meiner Dozenten (der übrigens gerade Vollbart trägt, was sehr sexy ist, aber das nur nebenbei). Der Benjamin ist auch ein Klassiker, und aus der Very Short Introduction haben wir im Propädeutikum zwei Kapitel gelesen, die mir sehr gut gefallen haben, weil sie einen Hauch Genderpolitik und die Sicht von nicht-europäischen Ländern auf die Kunstgeschichte ins Spiel brachten. Daher lese ich den Rest des Buchs natürlich auch. Und die Legenda aurea kommt in meine Mittelalterecke im Regal.
Dienstag abend feierte der charmante Herr @fehlpass seinen Geburtstag nach und lud ins Lindwurmstüberl. Schöner Abend mit vielen netten Jungs und noch mehr Bier. (Okay, Radler. Es ist zu heiß.)
Mein neuer Lieblingsdozent sagt übrigens Sätze wie den hier:
Eine meiner Lieblingsperspektiven in der LMU. Man muss nur die breite Haupttreppe bis in den ersten Stock raufklettern, und dann kann man aus den Fenstern auf die Springbrunnen gucken. Ein Stockwerk höher wartete gestern die Musikgeschichte auf mich, in der wir uns mit Herrn Mahler und seinen Sinfonien auseinandergesetzt haben. Gehört haben wir in Ausschnitten unter anderem den ersten Satz der 10. Sinfonie.
Mein Abendessen von gestern. Mehr Tagebuch geht echt nicht.