Bücher August 2013
David Wagner – Leben
Wagner wurde bereits als Jugendlicher mit einer Leberkrankheit diagnostiziert und beschreibt in seinem Buch unter anderem seine erfolgreiche Lebertransplantation. Das ganze sind Gedankensplitter, die ihm während der Krankenhausaufenthalte kommen, was sich erstmal belanglos anhört, aber in seiner Dichte eine ziemlich spannende Lektüre ergibt. Geht auch gleich gut los mit ner Menge Blut. Weiß man gleich, wo’s langgeht.
Eugen Ruge – Cabo de Gata
Den Erstling von Ruge, In Zeiten des abnehmenden Lichts, mochte ich sehr gerne, und auch sein zweites Buch fand ich gut. Die Story ist recht klein; ein Mann verlässt Hals über Kopf seine Stadt und fährt nach Spanien, wo er schreibt, guckt, am Strand entlanggeht und sich schließlich mit einer Katze anfreundet. Es passiert recht wenig und zum Schluss würgt er der wohlmeinenden Leserin auch noch einen rein, aber ich habe das Buch sehr gern gelesen.
Katja Krauss – Macht: Geschichten von Erfolg und Scheitern
Das Buch versammelt mächtige Menschen und befragt sie zu ihrer Motivation, das zu werden, was sie geworden sind – und schließt mit dem Verlust dieser Position und dem damit verbundenen Einfluss. Schön am Buch ist, dass nicht jede Persönlichkeit einzeln drankommt, sondern dass die Kapitel nach Themen geordnet sind und man so mehrere Stimmen zu einer Grundaussage bekommt. Weniger schön bzw. eher seltsam fand ich die Auswahl einiger Menschen: dass man Politiker und Politikerinnen bzw. Wirtschaftslenker fragt, verstehe ich, aber Sportlern eine Art Macht zuzugestehen, fand ich ein bisschen an den Haaren herbeigezogen. Trotzdem: sehr interessant, gerne gelesen.
Simon Borowiak – Schade um den schönen Sex
Zwei Freunde verbringen Weihnachten statt im verschneiten Hamburg im runtergekommenen Teil von Nizza und treffen in ihrem genauso runtergekommenen Hotel die zwei Besitzer sowie eine kleine Familie. Ich mag den Stil von Borowiak sehr gerne, hier fand ich die Story aber eher schwach und habe zum Schluss etwas quergelesen.
Hans Sedlmayr – Verlust der Mitte
Klassiker der Kunstgeschichte. Sedlmayr hat sich entspannt durch die Nazizeit gerettet und 1948 Verlust der Mitte geschrieben, wo er ein bisschen darüber jammert, wie seelenlos die moderne Kunst sei. Wenn man die heiklen Stellen überliest bzw. mal kurz in vernünftige Thesen übersetzt, erfährt man aber doch eine Menge über die Entwicklung von Kunst und Architektur seit der französischen Revolution. Und: sehr lesbar geschrieben, muss man dem Mann ja lassen.
Werner Haftmann – Malerei im 20. Jahrhundert
Noch ein Klassiker. Haftmann beginnt bei den französischen Impressionisten und hangelt sich bis 1954, dem Erscheinungsdatum des Buchs. Sein Stil ist ziemlich unwiderstehlich, aber auf Dauer etwas anstrengend, weswegen ich das Buch nur in Häppchen lese. Doof, dass ich das oben abgebildete Exemplar bald wieder in die Hamburger Stabi zurücktragen muss; den Sedlmayr gab’s (zusätzlich zum Buch im Foto) netterweise als freies eBook.
Chris Ware – Building Stories
Ein Comic, der ein bisschen mehr ist als ein Buch – ich erwähnte es bereits. Die Einzelteile – Bücher, Flipbooks, Zeitungen – lassen sich in beliebiger Reihenfolge lesen; es ist ein bisschen, als ob man einen Episodenfilm guckt, der lustig in der Zeit vor- und zurückspringt. Wobei „lustig“ genau das falsche Wort für Wares Bücher ist, denn sie sind das genaue Gegenteil. In Building Stories geht es um eine namenlose Frau, die in ihrer Jugend malte und schrieb und sich, gefühlt plötzlich, als Ehefrau und Mutter in einem Vorort von Chicago wiederfindet, wo sie darüber nachdenkt, was mal ihre Träume waren und was aus ihnen geworden ist.
Zwei von den Einzelheften befassen sich übrigens mit einer Biene, die in ein paar Panels eines anderen Buchs vorkommt und aus dem Fenster des Hauses gescheucht wird, das der Ausgangspunkt der ganzen Geschichten ist. Ich liebe sowas.
Und das folgende Buch habe ich schon im letzten Monat gelesen, aber vergessen zu fotografieren. Genau wie in diesem Monat – das liegt daran, dass ich den Kindle so selten nutze.
Wilhelm Heinrich Wackenroder/Ludwig Tieck – Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders
Das Buch wurde sowohl in meinem Kunstgeschichts- als auch im Musikwissenschaftsstudium erwähnt, weswegen ich mir dachte, musste wohl mal lesen. Hat sich auch gelohnt, sind nämlich totale Groupieaufsätze über die italienische Renaissance und Raffael.
(Volltext hier)