Pirates of the Caribbean: At World’s End


© Walt Disney Pictures

Pirates of the Caribbean: At World’s End (Fluch der Karibik 3 – Am Ende der Welt, USA 2007, 168 min)

Darsteller: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Geoffrey Rush, Chow Yun-Fat, Bill Nighy, Naomi Harris, Tom Hollander, Stellan Skarsgård, Jack Davenport, Lee Arenberg, Mackenzie Crook, Jonathan Pryce
Musik: Hans Zimmer
Kamera: Dariusz Wolski
Drehbuch: Ted Elliott & Terry Rossio
Regie: Gore Verbinski

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Trailer

Der erste Teil der Karibikpiraten hat sich für mich so angefühlt: „Hey, Jungs, wir sollen allen Ernstes einen Film aus einer Vergnügungsparkattraktion machen. Aber: Wir haben ne Menge Schotter, viele gut gelaunte Darsteller und eine schnelle, verständliche Geschichte. Lasst uns anständiges Popcornkino machen, ja?“ Was hervorragend geklappt hat. Daraufhin war ein zweiter Teil unvermeidlich: „Hey, Jungs, der erste Teil ist überraschend gut geworden. Das machen wir nochmal: mit noch mehr Schotter und den gleichen Darstellern. Die Story ist egal, Hauptsache, wir jagen ne Menge in die Luft.“ Was schon nicht mehr ganz so klasse war. Der dritte Teil ist dann konsequenterweise so geworden: „Hey … ja, wir schon wieder, sorry … unsere Story hat sich ja schon im zweiten Teil verabschiedet, also ist es im dritten echt egal, was wir machen … die Leute, die sich die ersten beiden Teile angeguckt haben, gucken auch den dritten Aufguss. Also nochmal alle so tun, als hätten sie Spaß an der Arbeit und dann reicht’s auch, okay? Und: Action!“

Seufz.

Pirates of the Caribbean: At World’s End dauert fast drei Stunden. Und ich habe in diesen drei laaangen Stunden genau zweimal geschmunzelt. Einmal, als Keith Richards als Johnny Depps Papa drei Minuten lang vor sich hinnuscheln durfte. Und das zweite Mal … hab ich schon wieder vergessen. Ich muss gestehen, ich habe keine Ahnung, worum es in diesem Teil überhaupt ging. Was ich verstanden habe, war die Ausgangssituation: Captain Sparrow (Johnny Depp) sitzt in Davy Jones’ locker fest, und seine Freunde und Feinde und jeder, der noch irgendwie in die credits passt, machen sich auf den Weg ins Jenseits, um ihn wieder ins Diesseits zu kriegen. Warum, hab ich nicht verstanden. Ich hab auch nicht kapiert, warum diesmal nicht nur Sparrow dauernd die Seiten wechselt, sondern auch noch Will (Orlando Bloom) und Dr. Zoidberg vom Flying Dutchman (Bill Nighy) aus dem zweiten Teil und Bösling Barbossa (Geoffrey Rush) aus dem ersten Teil und Elizabeths Ehemaliger und vielleicht sogar Elizabeth (Keira Knightley) selber, aber das weiß ich nicht so genau. Als nach ungefähr der Hälfte des Films die Lichter zur unvermeidlichen Pause angingen, hab ich gedacht: Okay, du weißt bis jetzt nicht, warum was passiert, dann ist es jetzt auch egal. Genieß die Effekte und die schönen Sprüche und gut ist.

Wenn wenigstens Effekte und schöne Sprüche dagewesen wären. Aber auch die waren, neben einer nachvollziehbaren Geschichte, leider aus. Während die vielen, kleinen lustigen Nebenbeieffekte den zweiten Teil gerade noch gerettet haben, kriegt man im dritten Teil nur noch eine Seeschlacht nach der anderen zu sehen. Und wenn nicht gerade irgendwer irgendwessen Schiff unter Beschuss nahm, wurde geredet und geredet und geredet und geredet. Aber trotz der unglaublich vielen, grottenlangweiligen Dialoge habe ich, wie gesagt, überhaupt nicht kapiert, worum’s ging. Und diese unglaublich vielen, grottenlangweiligen Dialoge hatten auch verdammt wenige der wunderbaren one-liner in sich verborgen, die gerade Sparrow so schön aus der Hüfte gekeult hat. In den ersten beiden Teilen, die ich zum wiederholten Male erwähnen muss, weil ich einfach nicht fassen kann, wie mies der dritte ist.

Und er ist nicht nur mies – er ist auch noch völlig unlustig. Dass wir diesmal überhaupt keinen Spaß haben werden, wird schon in der allerersten Szene klargemacht, wo eine Reihe Menschen nach der anderen zu einem Mehrfachgalgen geführt wird und mit brachialem Sound durch die Falltüren rattert. Statt rumseligem Karibikfeeling hat es sich angefühlt, als seien die Taliban bei Disney einmarschiert. Dann geht’s nach Singapur, wo immerhin Chow Yun-Fat den Film ein bisschen veredelt – wenn es dieser nicht sofort selbst vergeigen würde. Denn wo die ersten beiden Teile die fragile Elizabeth als gleichwertige Kumpanin an Bord angesehen haben, darf sie nun bei der Waffenkontrolle als einzige die Hosen ausziehen und halbnackt und im dünnen Kaftan neben ihren Kerlen (die komischerweise alle noch ihre siebzehn Lagen Stoff tragen, von Kopf bis Fuß) in das asiatische Piratenhauptquartier gehen. Dort geiern dann die mir bisher sympatischen Sidekicks mit den schlechten Zähnen und dem Glasauge aus Holz durch die Bodenbretter Lizzie unter den Rock, und spätestens da hab ich gedacht, ich sitze im falschen Film.

Aber ich hatte nicht viel Zeit, mich zu ärgern; stattdessen bin ich immer schläfriger geworden und habe immer ungläubiger auf die Leinwand geguckt, weil ich es nicht fassen konnte, dass man mit sovielen guten Zutaten immer noch einen richtigen Bock schießen kann. Ich glaube, ich war von der breiigen Langeweile, die mich zum üblichen Orchesterkrieg eines Hans Zimmer eingelullt hatte, so träge geworden, dass ich es nicht mal über mich gebracht habe, aus dem Film zu gehen. Vielleicht wollte ich auch nur am Ende alle sterben sehen, so dass ich sicher sein konnte, nicht noch einen vierten Teil vorgesetzt zu bekommen. Mein Wunsch ist nicht ganz in Erfüllung gegangen, aber ich weiß auch nicht, was ich mit diesem Filmende anfangen soll. Und ganz ehrlich: Es ist mir inzwischen leider fürchterlich egal.