American Hustle
Die ersten 20 Minuten ist mir der Film ziemlich auf den Zeiger gegangen, weil ich so mit den Kostümen, Frisuren und Möbeln beschäftigt war und kaum auf die Handlung achten konnte – die 70er Jahre überwältigen mich einfach zu sehr mit ihrem „Guck mich an, ich bin ein riesiger Kragen, eine 50-Zentimeter-Föhnwelle, ein Ausschnitt bis zum Bauchnabel und ein Soundtrack mit 70 Instrumenten“. Aber dann fängt American Hustle an, richtig gut zu werden, was er bis dahin wahrscheinlich auch schon war, aber ich war eben abgelenkt.
Christian Bale und Amy Adams spielen ein Con-Artist-Pärchen, auf das irgendwann ein Kriminalbeamter (Bradley Cooper) aufmerksam wird, der die beiden aber nicht verknacken, sondern ihre Fähigkeiten zu seinen Gunsten nutzen will. Aus den Kriminellen werden also kurzfristig Menschen, die im Sinne des Gesetzes arbeiten, wenn auch mit ihren alten Mitteln. Oder etwa nicht? Was an American Hustle so toll ist: Man weiß nie so genau, wer jetzt mit wem und warum und wogegen. Eigentlich sollten die Fronten geklärt sein, aber Herr Bale hat noch eine Ehefrau (Jennifer Lawrence), die mit Frau Adams nicht so klarkommt, Frau Adams ist gar keine Britin und vermutlich nicht in Herrn Cooper verknallt, was dieser aber glaubt, der hat zudem auch noch einen Menschen im Hintergrund, und dann gibt es noch seinen Vorgesetzten, der gar nicht so rüberkommt und dauernd eine moralische Geschichte übers Eisangeln anbringen will, was mit zu den seltsam-schönsten Dialogen gehört, die ich kenne. Der Film ist viel mehr als nur eine kleine Story mit viel Augenpulver drumrum, sondern erzählt von Lebensentwürfen und -träumen, dass Gut und Böse sehr nahe zusammenliegen können und vieles gemeinsam haben und dass es im Endeffekt egal ist, wer oder was man ist, Hauptsache, man ist nicht alleine.