Links vom 2. April 2014
Isa und Merlix haben ein wie ich finde wunderschönes Projekt aus der Taufe gehoben: Was machen die da? Auf der Website stellen sie Menschen und ihre Berufe, Tätigkeiten, Engagements vor und lassen sie einfach erzählen. Noch ist die Seite ein bisschen leer, aber wenn alle Storys so toll werden wie die von Michael Merkel, Kurator des Archäologischen Museums in Hamburg, wird das mein neues Lieblingsblog.
„Das sind die ersten 500 Münzen von knapp 10.000, die wir aus Wilhelmsburg haben, die wurden 1993 ausgegraben. Der Wert des Schatzes waren 618 Taler, was damals ungefähr der Wert einer Bauernkate war. Heute ist das mit einem Eigenheim im Speckgürtel von Hamburg vergleichbar.
Insgesamt sind es etwa 8000 Kleinmünzen, und dann sind ein paar relativ große dabei. Das ist spannend, weil die Münzen sehr abgegriffen sind und die Stückelung heterogen ist. Da fragt man sich natürlich, was war der Besitzer eigentlich für einer? Er wird kein reicher Bauer gewesen sein, dieser Fund ist eher ein großer Sparstrumpf. Was wir aktuell vermuten, ist – das ist natürlich nur eine Hypothese – dass es der Mühlenbesitzer war. Der Mühlenbesitzer hatte zu der Zeit immer auch Schankrecht; wenn er Gerste vermahlen hat, oder Weizen, dann hat er Bier daraus gebraut, und wenn man Bier macht, muss man auch Schankrecht haben, und das Bier lässt man sich dann eben in Kleingeld bezahlen. Eine andere Vermutung ist, dass es ein Milchaufkäufer war. Wilhelmsburg war zu der Zeit die Milchkammer von Hamburg.“
—
Andreas Wolf erzählt von seinem Großonkel Bruno, der im Ersten Weltkrieg als sehr junger Mann fiel.
„Wenige Jahre später sollte er fallen, am 4. November 1914 in der Flandern-Schlacht.
Meine Mutter, wann immer die Rede darauf kam, bediente sich immer der exakt gleichen Worte, wenn sie über diesen ihren Onkel sprach: „Das Notabitur in der Tasche und mit dem Deutschlandlied auf den Lippen“ sei er bei der ersten Feindberührung bei Langemarck sofort getötet worden. Ich habe das nie hinterfragt, habe mir das immer bildlich genau so vorgestellt, wie er da singt und die Abitururkunde ihm aus der Jackentasche ragt, bis er getroffen wird und tot hinfällt.“
—
‘Enough is enough’: the fight against everyday sexism
Laura Bates, Betreiberin des Multiuserblogs Everyday Sexism, schreibt, warum wir noch längst nicht da sind, wo wir sein sollten:
„The obsessive focus on girls’ looks is particularly poisonous. One girl noted her bemusement at having her legs commented on, aged just 10: “I’d never thought much about my legs before, they were just something I walked on.” As girls hit the age of 10 or 11, this obsession with their appearance takes a distinctly sexualised turn. Suddenly they are defined not only by their looks, but also, more specifically, by what boys and men think of them.
This often translates into a single, all-encompassing quest for thinness. A 2012 report from the All-Party Parliamentary Group (APPG) on Body Image revealed that girls as young as five are worrying about their size and looks, and that one in four seven-year-old girls has tried to lose weight. The Representation Project, a US-based campaign working to reveal gender inequality and shift public perceptions, has revealed that the number one “magic wish” for young girls aged 11 to 17 is to be thinner. It takes a while for that last figure to sink in. Just think of all the other things in the world that teenage girls could wish for.“
—
Ich bin überhaupt keine Podcast-Hörerin. Zum ewigen Zuhören bin ich zu hibbelig, ich lese lieber, was ich wissen will, da kann ich in meinem eigenen Tempo Informationen aufnehmen. Am Wochenende hatte ich aber einen Job zu erledigen, für den man nicht viele Hirnzellen braucht, und nachdem ich diverse Musicals komplett auf Spotify durchgehört hatte, konnte ich keine Musik mehr ertragen. Der schlaue Kerl empfahl mir daraufhin einen seiner liebsten Podcasts: In Our Time von der BBC. Das Archiv strotzt vor tollen Geschichten! Ich habe drei Sendungen weggehört: eine über kulturellen Imperialismus, eine über Cervantes und seinen Don Quijote und einen über den godfather of art history, Giorgio Vasari. Aber im Archiv lungert noch so viel mehr rum – alleine beim Unterpunkt Kultur kann ich mich schon nicht entscheiden, was ich zuerst hören will.
—
Und dann bin ich vor ein paar Tagen zufällig an einer Kirche vorbeigeradelt, die mir so gut gefallen hat, dass ich mal reingegangen bin: die Paul-Gerhardt-Kirche in Bahrenfeld, 1955/56 erbaut, wenn ich mir das richtig gemerkt habe.
Die Perspektive ist ein bisschen blöd, aber für alle anderen Ansichten konnte ich nicht weit genug zurückgehen. Der Turm ist durch einen schmalen Gebäudeteil mit dem Hauptgebäude verbunden, das deutlich länger ist als es hier aussieht. Es ist nicht rund, sondern länglich und endet lediglich in einer Rundung. Ich mochte die schmalen Doppelsäulen, die der Kirche quasi eine zweite Außenmauer verleihen, die aber durch ihre Luftigkeit das massive Gebäude leichter und zugänglicher erscheinen lässt.
Das Innere ließ mich an die Romanik denken, wo auch nur durch einen durchfensterten Obergaden Licht ins Innere einer Kirche fiel. Die Decke bildet keine richtige Kuppel, wölbt sich aber leicht nach oben, was, genau wie die Außensäulen, das Gebäude nicht ganz so erdrückend wirken lässt. Die Kanzel ist mit Messing verkleidet …
… das sich an der Emporenbrüstung wiederfindet. Auch die Lampen haben mir gut gefallen – und natürlich die Orgel. Orgeln gehen ja immer.
(Auf Instagram sind die Bilder etwas größer und besser zu erkennen.)