Links vom 3. August 2014
Stepanini, deren Blog und Instagram-Feed ich sehr mag, schreibt über eine Reise, die sie mit ihrer Mutter nach Irland unternommen hat. Und vor allem, warum.
„Es gibt kaum einen Menschen, der mich mit ein paar Fragen so schnell und leicht zur Weißglut treiben kann und an den ich doch gleichzeitig auch immer wieder denke, wenn es zuviel ist, um mich herum, weil – egal wie alt – es tut doch immer gut, bemuttert zu werden und das kann eben auch nur eine so richtig gut.
Das gilt immer noch, aber es hat sich auch ganz leise gedreht. Kaum merklich. Die besorgten Fragen. Jetzt stelle sie ich. Noch grundlos. Was sind das für Tabletten, die du da nimmst? Du gehst schon wieder auf eine Beerdigung?
Es ist ein neues Gebiet, das man betritt, wenn man die eingespielten Rollen verlässt. Und das fällt leichter in einem Terrain, das für alle beide neu ist.“
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Bauen für autoritäre Staaten: Die B-Seite der Architektur
@MaikNovotny schreibt im Standard über Gebäude für Diktatoren:
„Das 2013 eröffnete Heydar Alijev Center in Baku, erbaut von Zaha Hadid, wurde mit dem Design Award des Londoner Design Museum ausgezeichnet. Nicht zum ersten Mal erhob sich darauf Kritik, vor allem in britischen Medien.
Ein Bauwerk in einem autoritären Staat, gewidmet dem 2003 verstorbenen Staatsoberhaupt, dem Amnesty Menschenrechtsverletzungen attestierte, errichtet auf einem Areal, dessen frühere Bewohner laut lokalen Aktivisten zwangsenteignet wurden, habe eine solche Auszeichnung nicht verdient.
Es sei in der Auszeichnung eben nur um die Architektur gegangen, verteidigte Design-Museum-Direktor Deyan Sudjic die Entscheidung, und die sei eben herausragend. In der Tat sind die sahneweißen Kurven des Ensembles aus Museum und Konferenzzentrum selbst für vom Hadid’schen Wiedererkennungswert ermüdete Augen ausgesprochen elegant und ausgewogen.“
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Schöner langer Sonntagsartikel, der mal nicht die übliche „Einzelhandel gut, Internet doof“-Kiste aufmacht. Aber besonders hoffnungsvoll ist er dann auch nicht. Via Buddenbohm.
„Es ist, als beiße sich der Individualismus von heute mit dem Gleichheitsgrundsatz, der die Kaufhäuser groß machte: Hier gab es vor gut hundert Jahren erstmals feste Konfektionsgrößen zu festen Preisen. Am erfolgreichsten war das Geschäftsmodell, als VW kaum mehr als den Käfer anbot und die Fußballstadien noch keine Logen hatten. Es war Ausdruck einer egalitären Idee – die einige wenige Familien sehr reich machte, große Kaufhausdynastien wie die Wertheims in Berlin und kleine wie die Hibbes in Neustadt.
Jetzt genügen 40.000 Artikel nicht mehr. Und wenn etwas fehlt, kommen die Kunden nicht auf den Gedanken, dass auch ihre Extravaganz damit zu tun haben könnte. So sieht es Klaus Hibbe, der versucht, seinen Groll für sich zu behalten, und doch einmal sagt: “Die Menschen sind Tiere.”
Samy Liechti in Zürich erzählt die Geschichte vom Sterben der Kaufhäuser anders: als Geschichte einer Demokratisierung, als das Ende von Hierarchien und Herrschaftswissen. Gerade hat er sich für 30 Euro Versandkosten einen Tisch in den Vereinigten Staaten bestellt, weil es der war, der ihm am besten gefiel. Sein Lieblingswein, sein iPad, sein Rucksack: online gekauft. “Die Welt wird flacher”, sagt Liechti. Wieso sollte er sich dem Sortiment des örtlichen Möbelhändlers ausliefern? Warum seine Hobbys nach dem Angebot des lokalen Sportgeschäfts ausrichten? Weshalb auf das Weltwissen einer einzigen Reisefachverkäuferin vertrauen – jetzt, da es überall Urlaubsportale voller Benutzerbewertungen gibt?“
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Ohne Begleittext, erklärt sich von selbst, habe ich gestern endlich mal gegoogelt und gebe das einfach weiter: