I cried a lot and it was wonderful: Wohnzimmerkonzert mit Roxanne de Bastion
Herr @sammykuffour lud zum Wohnzimmerkonzert ein, und ich sagte nichtsahnend zu. Ich hatte noch nie ein derartiges Konzert miterlebt, bin eh nicht die große Konzertgängerin, sondern höre lieber immer das gleiche auf Spotify, und kannte auch die Künstlerin nicht. Um 20 Uhr waren wir beim Gastgeber, ich trank das erste Glas Weißwein und war sehr entspannt. Die Stimmung war gelöst und locker, Roxanne gut gelaunt, und dann griff sie zur Gitarre, begann mit ihrem ersten Lied, und es dauerte gefühlt fünf Sekunden, bis ich anfing zu weinen.
Mich hat der Abend völlig kalt erwischt. Ich war schlicht nicht darauf vorbereitet, wie anders es sich anfühlen kann, wenn plötzlich jemand vor dir steht und singt. Nicht in der Fußgängerzone mit einem offenen Gitarrenkoffer, nicht auf einer Bühne, nicht meine Gesangslehrerin. Ich saß da einfach rum und dann erklang Roxannes Stimme, da waren plötzlich ihre kleinen, liebevollen Lieder, ihr Lächeln beim Singen, ihre Konzentration, die Ruhe im Raum, elf Zuhörer und Zuhörerinnen, die einfach mal die Klappe hielten. Und wo ich so oft beim Lesen denke, der Autor oder die Autorin schreibt nur für mich, im Kino agieren Menschen nur für mich, und diese Stimme von der CD singt nur für mich, bei all diesen Situationen weiß ich, dass es nicht stimmt, dass diese Sätze und Filme und Liedzeilen für lauter Menschen da sind, die ich nicht sehe und die nicht um mich rumsitzen. Aber hier sang sie nur für uns und damit nur für mich, ich war ihr völlig hilflos ausgeliefert und ich hatte nicht mal was dagegen.
Manchmal wehre ich mich gegen Filme, die mich mitnehmen, Musik, die mich zu sehr anrührt. Im Gesangsunterricht reiße ich mich irgendwann zusammen, um endlich durch einen Song durchzukommen. Hier musste ich nicht selbst singen, ich konnte nur da sitzen und genießen und deswegen war es mir auch egal, dass ich wirklich bei jedem verdammten Song geweint habe. Ich wollte mich nicht wehren, ich wollte mich mitnehmen lassen. Ich wollte, dass die Musik mich anrührt, dass die Texte etwas mit mir machen, dass sie manchmal weh taten, dass sie manchmal trösteten. Ich habe jedes Schutzschild fallengelassen und es war jede Träne wert.
Danke, Roxanne de Bastion. Es war ein wunderschöner und sehr unerwarteter Abend, an den ich mich noch lange erinnern werde. Und ihr kauft jetzt bitte das Album der Dame. Ich habe es schon.