BA-Tagebuch 22. Mai 2015

Die kleine Dramaqueen hat sich beruhigt – und sich nebenbei über die vielen aufmunternden Mails und DMs gefreut, die mir virtuell das hysterische Köpfchen tätschelten. Es kamen welche von Studierenden, von Dozierenden und von Menschen, die mit beidem nix am Hut haben, aber alle hatten gute Tipps parat, und ein paar von denen hängen jetzt als Post-it über meinem Schreibtisch. (Nein, kein „Tschakaaa!“)

Ich habe mir gestern ein digitales Objekt ausgewählt, das ich auf kunsthistorische Traditionen abklopfen werde. Das verrate ich aber nicht, weil ich inzwischen glaube, dass alles schief geht, sobald ich hier im Blog den Mund aufmache. Aber immerhin hat die Wahl keine drei Wochen gedauert, sondern gelang mit dem ganzen Vorwissen, das ich mir inzwischen über digitale Bauwerke angelesen und selbst erfahren habe (danke für die vielen Vorträge, kunsthistorisches Institut!) innerhalb weniger Stunden. Es gibt Literatur sowohl zum Ausgangsobjekt als auch zur Rekonstruktion, was leider nicht bei vielen Werken der Fall ist, weil die Rekonstruktion irgendwie noch ein kleines Schmuddelkind ist, das nicht mit den großen Kindern Malerei und Skulptur mitspielen darf, weswegen auch kaum darüber publiziert wird. Aber das kennen digitale Medien aller Art ja; sie sind (gefühlt) immer noch im Probestadium, in der permanent beta und verändern sich so oft und so schnell, dass man kaum dazu kommt, Standards zu entwickeln. Wie es sie übrigens für digitale Rekonstruktionen wenigstens im Ansatz gibt.

Theoretische Abhandlungen zum Thema gibt es natürlich zuhauf, aber für einzelne Projekte viel zu wenig. Die oben angesprochenen Synagogen sind eine lobenswerte Ausnahme, und nein, daran arbeite ich mich nicht ab. Aber natürlich ziehe ich sie als Referenzobjekt heran und vergleiche ein bisschen, so wie ich das noch mit ein, zwei weiteren Objekten machen werde, um mein Objekt (Codename „Hasi“) einzuordnen.

Die blöden Pfingstfeiertage klauen mir jetzt noch ein bisschen Zeit, aber die werde ich damit verbringen, einfach mal alles anständig runterzuschreiben, was ich schon weiß. Ich kann Hasi schon beschreiben (steht ja netterweise online), ich kann bereits eine Art Ausblick wagen, was alles mit digitalen Rekonstruktionen möglich ist – zum Beispiel Bilder mit Paradaten zu verknüpfen, mit Tönen, mit Links … das digitale Bild an sich ist auch ein großartiges Forschungsobjekt, aber gerade nicht für mich. Sobald ich anfange, darüber nachzudenken, erinnere ich mich an das eine Post-it: „Weniger ist mehr!“ Lass das jetzt, Kind. Keine Master-Arbeit. Keine Diss. Eine Hausarbeit plus, mehr ist es nicht.

Gestern war eher ein halbproduktiver Tag, weil ich immer noch etwas traurig, dann trotzig und dann unsagbar müde war. Also habe ich der Müdigkeit nachgegeben, nur einen halben Tag für die Uni gelesen (jetzt isses auch schon egal, wie eng das zeitliche Höschen ist) und dann den Resttag mit Büchern verbracht, die nichts mit dem BA zu tun hatten, mit ein paar Folgen Masterchef und ein, zwei winzigen Gin Tonics.