You say hello, I say salut!

Auf dem Weg zum Französischunterricht höre ich immer Franzackenmusik, um mich einzustimmen (derzeit Nuits intimes von Indochine, passt auch gerade sehr schön zu Jahreszeit und Dunkelheit). Sobald der Unterricht um ist, kommt wieder Englischsprachiges zum Einsatz. Und mein erster Gedanke ist immer: Thank God, I’m home.

„J’aime surfer sur internet, mais je n’aime pas faire du shopping.“

Unsere niedliche Lehrerin hört leider zum Ende des Jahres auf zu unterrichten, weil ihr Ehemann eine Stelle in den USA bekommen hat (les États-Unis, „… und achten Sie immer schön auf die liaison, oui? Lesetasüni. Ça va? Ça va.“), was sie offensichtlich sehr bedauert. Unser Alibimann musste gestern schon früher gehen, daher konnten wir danach schön über les hommes lästern, nach denen wir unsere Lebensplanung richten. Und ich muss mich mürrisch auf einen Ersatzlehrer einstellen.

„Je suis de Hannovre, mais je habite á Hambourg.“

Gestern abend hatte ich zum ersten Mal seit Kursbeginn dieses eigentümliche und wundervolle Gefühl, sprechen zu können, ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Nur simple Sätze, mais immerhin. Seitdem ich mit dem Kurs angefangen habe, wird mir immer mehr bewusst, wie mühselig es ist, eine neue Sprache zu erlernen. Ich kann mich blöderweise nicht mehr daran erinnern, wie es war, Englisch oder Latein zu lernen. Wobei wir Latein ja nicht gesprochen haben, sondern „nur“ gelesen und übersetzt. Aber wie haben wir damals mit Englisch angefangen?

Ich kann mich allerdings erinnern, dass mir das methodische Lernen immer leichter gefallen ist als das Einfach-drauflos-Quatschen. Ich bewundere die Leute, die das können, aber gleichzeitig bekomme ich Pickel, wenn ich höre, wie falsch die Grammatik und die Aussprache sind. Ist vielleicht eine Nebenwirkung des Lateinlernens, das ja wirklich nur aus Auswendiglernen und Konjugieren bis zum Abwinken bestand. Aber seit ich Latein gelernt habe (ab 7. Klasse), sind lustigerweise mein Englisch und auch mein Deutsch besser geworden, weil ich plötzlich über Satzstrukturen nachgedacht habe, über Zeiten – und vor allem durch die Lateinvokabeln endlich wusste, was „Possessivpronomen“ oder „Relativsatz“ eigentlich bedeutet. Daher will ich jetzt auch bei Französisch wissen, warum ich was wie sage und nicht nur, was ich wie sage.

„Je travaille à Hambourg. Je suis publicitaire.“

Zweiter Flashback: meine Vokabelkarten. Die hat uns damals unser Lateinlehrer nahegelegt, weil er meinte, im Vokabelheft stehe immer alles brav untereinander; man müsse die Worte auch mal ohne Kontext lernen. Hab ich gemacht, hat wunderbar funktioniert.

Diesmal habe ich einen Tipp aus unserem lustigen Lehrbuch beherzigt: auf die Karten nicht nur ein Wort schreiben, sondern gleich eine Gruppe von „Gleichgesinnten“ (also z.B. mehrere Farben. Oder Tochter/Sohn). Oder das Gegenteil. Oder gleich einen Satz mit dem Wort. Dass ich da noch nicht von selbst drauf gekommen bin. So lerne ich nicht nur différent, sondern auch gleich identique und nicht nur la voyelle, sondern auch gleich la consonne. Sehr sympathisch übrigens, dass die beiden Schnuckel weiblich sind.

Jetzt müsste mir mein Unterbewusstsein nur noch erklären, warum ich in diesem gesamten Eintrag immer Latain statt Latein schreiben wollte. Bewusste Sabotage, kleiner Klumpen? Bah.