2008 in Büchern (Januar – März)
Harlan Coben – Tell No One
Ach naja, Thriller halt. Witwer kriegt E-Mails von seiner toten Ehefrau, die ihn bittet, niemandem davon zu erzählen. Nee, klar. Zum Schnellweglesen auf Zugfahrten. Zum Schnellweglesen auf Zugfahrten aber recht gut.
Johannes Willms – Gebrauchsanweisung für Frankreich
So sehr mir der plaudrig-süffisante Tonfall von Wickert bei seinen Frankreichbüchern auf den Zeiger ging – die vor sich hergetragene Intellektualität von Willms ist noch nerviger. Eindeutig informativer als Wickert, aber eben auch anstrengender. Streberbuch.
Joachim Fest – Hitler. Eine Biografie
Ich kann nicht behaupten, dass es Spaß macht, eine Biografie über Hitler zu lesen, aber ich war sehr vom Fest’schen Stil fasziniert, der die immer seltsamer werdende Geisteshaltung des Gröfaz sehr nachfühlbar beschreibt. Viele Adjektive, die ich nicht vermutet habe und sehr viel Inhalt, den ich noch nicht kannte – und ich behaupte von mir, recht gut über 33–45 Bescheid zu wissen. Absolut lesenswert. Hat mich allerdings einige Monate gekostet, denn nach jeweils ein, zwei Kapiteln musste ich dringend irgendwas lesen, was bessere Laune macht.
Andreas Eschbach – Der letzte seiner Art
Typischer Eschbach. Riesenidee mit belanglosem Ende; diesmal geht’s um einen bionischen Kerl, dessen High-Tech-Innenleben allmählich versagt. Liest sich zackig weg und hinterlässt keinen schweren Kopp.
Frank Schätzing – Der Schwarm
Knapp 1000 Seiten im oder am oder auf dem Meer, dessen Bewohner auf einmal nicht mehr nett zu den Menschen sind. Zeitweilig wollte ich nicht mehr in die Badewanne, weil Wasser plötzlich eine böse Bedrohung war. Sehr spannend geschrieben, aber mit den letzten 50 teils zu langen, teils zu verquasten Seiten hat der gute Schätzing das Finale fies versaut. Hieß für mich: das Ende querlesen und das Buch ein winziges bisschen nölig ins Regal stellen.
Michael Jürgs – Der Fall Romy Schneider
Arg bemühte Mischung aus Kriminalfall bzw. journalistischer Recherche und einer klassischen Biografie. Die ist dazu auch noch superschnarchig und banal geschrieben. Klingt nach einer schlechten Serie im Stern, um die eine affige Handlung rumgestrickt wurde.
Brigitte Hamann – Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth
Gut zu lesende Biografie von Winifred Wagner, Ehefrau von Siegfried Wagner, „des Meisters Sohn“. Das Buch versucht neutral zu bleiben und Winifred weder als unverbesserliche Nazi hinzustellen noch als aufrechte Widerstandskämpferin. Es macht sehr gut den seltsamen Widerspruch deutlich, den Winifred verkörperte: Einerseits hat sie bis zu ihrem Tod 1980 gerne über ihre Freundschaft zu Hitler gesprochen, andererseits hat sie während des Dritten Reichs vielen Menschen geholfen, die sonst dem System zum Opfer gefallen wären. Leider fehlen dem Buch wichtige Details, weil die Familie Wagner bis heute die Briefe zwischen Winifred und Siegfried nicht zu Forschungszwecken freigibt. Trotzdem sehr lesenswert.
Annie Leibovitz – A Photographer’s Life
Gewagte Mischung aus den üblichen Hochglanz-Leibovitzen mit sehr intimen, privaten Bildern: ihre Eltern, Geschwister, Nichten, Neffen … und natürlich ihre Lebensgefährten Susan Sontag, die sie bis zu ihrem Tod begleitete. Auch mit der Kamera. So ein bisschen mehr Text hätte ich mir doch gewünscht, aber natürlich sagen die Bilder schon so gut wie alles.
Flix – Held
Sehr schöner Comic. ’nuff said. (der-flix.de)