Ich spreche weniger mit dir. Vielleicht, weil du schon so lange weg bist. Vielleicht auch, weil ich jetzt mit vielen anderen über die Dinge reden kann, über die ich mit dir geredet habe. Vielleicht auch, weil es seit einiger Zeit jemanden in meinem Leben gibt, der mir ein ähnlich gutes Selbstwertgefühl vermittelt, wie du es größtenteils getan hast.

Ach ja, „größtenteils“. Ich verkläre dich weniger; ich gestatte mir, auch an die Ereignisse zu denken, bei denen du mir ganz fürchterlich auf die Nerven gegangen bist – und ich habe kein schlechtes Gewissen mehr deswegen, weil ich nicht mehr denke, dass ich damit dein Andenken irgendwie kaputtmachen würde. Dafür habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich weniger mit dir spreche.

Ich glaube daran, dass wir nie ganz weggehen, solange es noch jemanden gibt, der an einen denkt. Ich denke an meine Großmütter und meinen Opa, wenn sie Geburtstag haben. An dich denke ich jeden Tag, wenn ich an unserem Foto verbeikomme, das gerahmt bei mir im Wohnzimmer steht.

Geh nicht weg.

Karl Dewaine Glass, 10.01.1962 – 02.12.1999