Was schön war, Mittwoch, 10. Februar 2016
Lesen.
Die Fragestellung zu meiner Vogelnest-Hausarbeit hält einer Überprüfung stand; die Gliederung für die Arbeit ist fertig und will befüllt werden. Gestern verbrachte ich daher viel konzentrierte Zeit im Zentralinstitut für Kunstgeschichte und las über ikonische Bauwerke des 20. Jahrhunderts und geplante des 21., ich besah mir Museen und Stadien und las Positives und Kritisches zur Stadtentwicklung.
Ein Zitat, das ich schon für das Referat fand, stammt aus der Financial Times und ist online nicht mehr abrufbar. Wie gut, dass ich gleich ein pdf von der Seite gemacht habe:
„The same sophistication has been shown with the selection of the less theoretical but equally radical Swiss architects Herzog & de Meuron for the 100,000-seater Olympic Stadium. The outrageously complex structure is a shell built up from a spaghetti of steel members, among which no two are at the same angle. The stadium arose from a collaboration with Chinese artist Ai Weiwei, an important figure in Chinese culture. The structural web is said to have been partly inspired by the crackle-glaze of ancient ceramics. The artist recently disassociated himself from the project, apparently because he had become concerned that the stadium was being used as propaganda by the state. What had he thought? That they’d keep it quiet?
Despite his concerns, it is an astonishing object, sparkling above its dusty site like a tangle of beautiful jewellery, the gem of the arena itself visible in a shock of red through the structure. It is the most elegant and architecturally ambitious Olympic building since Frei Otto’s tensile stadium in Munich in 1972. Whereas most host cities, including London, settle for the dull competence of stadium specialists, Beijing has commissioned the world’s most enigmatic and unpredictable architects.“
Heathcote, Edwin: „Modernism minus Utopia“, in: Financial Times Weekend, 29.12.2007. S. 17.
Zur Sportstätte in der Stadt:
„In der fünften Generation, und damit im 21. Jahrhundert, definiert sich die Sportstätte als identitätsstiftende bauliche Ikone im urbanen Gefüge mit sehr starkem Wiedererkennungswert. Stadien entwickeln sich, wie vormals Kirchen, Museen, Opernhäuser, Bahnhöfe oder Flughäfen, zu kulturellen und marktwirtschaftlichen Erkennungsmerkmalen von Städten.“
Brensing, Christian: „Neuere Tendenzen im internationalen Sportstättenbau“, in: Architekturmuseum der TU München (Hrsg.): Architektur + Sport. Vom antiken Stadion zur modernen Arena, Wolfratshausen 2006, S. 201–213, hier S. 205)
Das Zitat geht weiter mit der ausgelassenen Chance zur Regeneration ganzer Stadtviertel zur Fußball-WM 1990 Italien und stellt ihr die Erfolgsgeschichte von städtischen Baseball-Parks in den USA gegenüber. Das habe ich mir aber nicht mehr Wort für Wort notiert.
Gestern ergänzte ich diese Jubelarien mit einer kritischen Betrachtung:
„Heute setzt Branding-Architektur nicht mehr auf die Erweiterung von Strategien der Stadtplanung. Sie zielt vielmehr darauf, Stadt und Planung tendenziell zu ersetzen. Der Umschwung ereignete sich irgendwann Ende der 1990er Jahre, als das neueste Instrument dieser Architekturpolitik entwickelt wurde: Es sind die faszinogenen Großbauten der Sportarenen von München bis Peking, die zu gewaltigen Kollektoren des Versammlungserlebens geworden sind und musealen, event-kulturellen und konsum-kommerziellen Zwecken dienen. [Das sehe ich nicht so, dass Sportstätten für Kultur genutzt werden – jedenfalls nicht in einem nennenswerten Rahmen, der zeitlich der sportlichen Nutzung entspricht.] Diese Branding-Architektur brennt nicht mehr heterotopische Löcher in die Textur der Stadt; sie schafft keine Gegen-Räume mehr, die Energie und Vitalität freisetzen. Vielmehr generiert sie Fremd-Orte, die mit ihrem exzessiven Objektcharakter zunehmend Stadtsurrogate sind und alle äußeren Impulse und Umwelteinflüsse in sich aufsaugen. Es ist kein Wunder, dass Wolf D. Prix von Coop Himmelb(l)au seine gargantuesken Entwürfe mit der Entwicklungsdynamik moderner Metropolen rechtfertigt, die sich seiner Meinung nach mit konvenitonellen Stadtplanungskonzepten nicht mehr steuern lassen.“
Mönninger, Michael: „Architektur, Kultur, Stadtpolitik: Über das Verhältnis von Brandstiftung und Branding, Terrorismus und Tourismus“, in: Wang, Wilfried (Hrsg.): Kultur:Stadt, Berlin 2013, S. 55–57, hier S. 56.
Ich lese dann mal weiter wild in der Gegend rum, bis in wenigen Tagen der Punkt kommt, an dem ich so viel Zeug im Kopf habe, dass es aufs Papier will.
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Lernen.
Mikki Kendall schreibt in Hot Sauce in Her Bag: Southern Black identity, Beyoncé, Jim Crow, and the pleasure of well-seasoned food über Formation, in dem Beyoncé die scharfe Sauce erwähnt, die sie immer bei sich trägt:
„But there’s another, much uglier reason that carrying your own condiments became a major part of Black American culture. While Jim Crow laws, extensively documented in print and historical record, are fairly well known, less well known are the unspoken etiquette rules for Black people, largely forgotten by anyone who didn’t have to live under them.
During Jim Crow, Black people could pick up food at establishments that served white people, but they often could not eat in them. When custom demanded that Black people be served separately from whites, they were often required to have their own utensils, serving dishes, and condiments. So it was customary for Black families who were traveling to carry everything they might possibly need so that (with the help of the Green Book, the guide that helped Black travelers eat, sleep, and move as safely as possible) they could navigate America in relative comfort.“