The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford
Endlich mal ein Filmtitel, der schon genau vorweg nimmt, wie der Film ist: elaboriert, stimmungsvoll – und wahnsinnig lang. The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford (Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford) erzählt die Geschichte von … äh … genau. Aber eben nicht nur von der Ermordung, sondern auch, wie sich die Charaktere kennenlernen, wie sie einen Zug überfallen, wie die Bande von James sich zerstreut, wie sich ihre Wege wieder kreuzen, wie sie essen, trinken, reden, sich die Stiefel ausziehen und bedeutungsvoll in Kornfeldern rumsitzen.
Es fällt mir schwer, einen Film nur deswegen nicht zu mögen, weil er für meinen Geschmack eine Stunde zu lang war, denn alles andere fand ich großartig. Brad Pitt als Jesse James schafft die Wandlung vom vorsichtigen zum paranoiden Gangster sehr subtil, und Casey Affleck als Robert Ford kreiert ein sehr eigenes Bild eines Mannes, den wir eigentlich nicht mögen, dann aber irgendwie verstehen können und ihn deswegen noch weniger mögen.
Auch die Nebenrollen sind hervorragend besetzt: Sam Rockwell als Fords Bruder Charley, Sam Shepard als Jesses Bruder Frank und (ein bisschen verschenkt, weil sehr wenig zu sehen) Mary-Louise Parker als Jesses Ehefrau. Im Zusammenspiel mit einer sehr behutsamen Kameraführung, einer stimmigen Ausstattung und einer eigenwillig passenden Musik ergibt sich ein fast epischer Film, dessen Bilder über die sehr zähe Handlung hinwegtrösten.
Aber am besten haben mir persönlich die Dialoge gefallen und der Off-Sprecher: Sehr gestelzte Sätze habe ich zu hören bekommen, sehr ausgefeilt, sie klangen, als ob sie kein Komma dem Zufall überlassen hätten. Sie haben für mich den Film gut gemacht. Aber trotzdem hätten mir anderthalb Stunden schöne Bilder und schöne Sätze auch gereicht.