pas de gute Ãœberschrift
Mein Französischkurs geht mir auf die Nerven. Und zwar so sehr, dass ich bereits seit drei Wochen nicht mehr da war.
Der Einsteigerkurs war nett; wir hatten eine unterhaltsame Lehrerin, die auch gerne mal Zeug aus dem Lehrbuch übersprungen hat, wenn ihr die Übung zu doof war. Stattdessen lief sie mit selbstgemalten Zetteln durch die Gegend, auf denen Aufgaben standen, die wir mal eben so erledigen sollten. Statt eines schnarchigen geografischen Einschubs über die Südküste Frankreichs haben wir uns lieber Biografien ausgedacht und dem Rest des Kurses mit Händen und Füßen und wenigen Vokabelkenntnissen weiszumachen versucht, dass wir wer ganz anders sind als der Name auf dem Anmeldeformular. Die Gruppe war anfangs ein bisschen nervig, was sich aber im Laufe der knapp vier Monate legte, denn sie wurde immer kleiner und kleiner, bis nur noch ein harter Kern von Lernwilligen übrig blieb. Nee, fast: ein harter Kern von Lernwilligen und eine Trulla, die alles kann, alles weiß und schon überall war (jedenfalls tut sie so) und das auch gerne jedem in jeder Unterrichtsminute mitteilte. Ich habe mich so weit wie möglich von ihr weggesetzt, um ihrem Gequatsche zu entgehen, aber im Fortsetzungskurs war ich dran.
Wir sind in einem neuen Raum, der nur noch die Hälfte von Leuten fasst wie im ersten Kurs. Mal abgesehen davon, dass die Luft dementsprechend ist, kann man unbeliebten Mitschülern jetzt weniger weiträumig ausweichen. Außerdem sind neue Leute dazugekommen, die glauben, gut genug für unseren Kurs zu sein, es aber alle nicht sind. Also die Fraktion, die sich zu fein ist, den absoluten Anfängerkurs zu belegen und eben lieber den zweiten nimmt, aber im ersten definitiv besser aufgehoben wäre. Aber jetzt ist man ja da, und die Lehrerin nimmt ja so schön Rücksicht und erklärt gerne nochmal Zeug, das wir schon vor drei Monaten gelernt haben, also gibt es keinen Grund zu wechseln. Würd ich auch nicht.
Mit der neuen Lehrerin kam ich anfangs gut zurecht, auch wenn sie wie eine Gouvernante aus den Heidi-Büchern wirkt, im Gegensatz zu der plaudrigen Philippina aus dem ersten Kurs. Inzwischen merke ich aber, dass sie jede (wirklich j-e-d-e) dusselige Ãœbung aus dem Buch mit uns macht. Selbst die, bei denen alle nölen, weil man sich die auch zuhause angucken kann, wenn’s sein muss. Aber nein, die steht im Buch, die wird wohl Sinn haben, die machen wir jetzt. Und so quälen wir uns durch sinnlose Dialoge und beantworten kreuzdumme Fragen, auf die sich wirklich nur noch eine mitleidige Kursteilnehmerin meldet, weil alle anderen (inklusive mir) schon längst auf Durchzug geschaltet haben und bereits die nächste Ãœbung durchlesen, weil da wenigstens was Neues drin vorkommt.
Auch das Üben zuhause ist nicht ganz so geworden wie ich es erhofft hatte. Le Kerl parle français fließend, weswegen ich mich schon mit dem frankophilen Superprofi chattend auf dem Sofa gesehen habe. Leider kann sich le Kerl nur sehr schwer auf mein absolutes Deppenniveau runterbegeben, was unsere Unterhaltungen über Weltpolitik, Religionskriege und Quantenphysik sehr einseitig werden lässt. Denn viel mehr als „Ich bin Anke, ich schreibe Autobroschüren, dieser Kaffee ist sehr heiß, mein Bruda will dein grünes Fahrrad kaufen“ kann ich eben noch nicht sagen. Und irgendwann hat auch der geduldigste Kerl keine Lust mehr, fiktive Verkaufsgespräche zu führen oder sich von einer schlecht gelaunten, radebrechenden Kellnerin die Speisekarte erklären zu lassen. (Ich brauche dringend die Vokabeln für „Ham wa nich“ und „Nicht mein Tisch“.)
Auch meine Lieblingsmethode, Englisch zu lernen, funktioniert noch nicht wirklich, was natürlich auch an meinem Anfängerstatus liegt. Wo ich amerikanische Filme irgendwann mit englischen Untertiteln geguckt habe, um mitzulesen oder mir einfach mal Bücher, die ich schon kannte, im Original geschnappt habe, um mehr von der Sprache mitzukriegen, überfordert mich auf Französisch schon der kleine Nick – von Weblogs ganz zu schweigen, auch wenn ich sie gerne überfliege und mir einbilde, so ungefähr zu wissen, worum’s geht. (Das hier mag ich z.B. sehr gerne.)
Im Moment stochere ich mich im Alleingang durch das Franzackiglehrbuch, schreibe auch brav weiter meine Vokabelkarten voll und behaupte, auch schon ein bisschen was gelernt zu haben. Aber natürlich fehlt es mir sehr zu sprechen. Und genau darauf habe ich im VHS-Kurs so überhaupt keine Lust mehr. Ich weiß, dass man nirgends seinen Traumkurs findet, dass man immer Leute um sich rum hat, die stressen und aus einem netten Abendplausch en français eine Ãœbung in „Wie lange halte ich durch, bevor ich ihr meinen Kuli in die Hand ramme“ machen. Auf der anderen Seite bezahle ich aber für diesen Kurs und mache ihn freiwillig. Und dann hätte ich schon gerne, dass ich mich darauf freue, so wie am Anfang. Die letzten Wochen habe ich mich jeden Mittwoch gefühlt, als ob ich abends zum Zahnarzt muss. Und das kann’s irgendwie nicht sein.
Im Internet habe ich leider nur grützige Betaversionen von Sprachschulen gefunden oder Kurse, die sich an Menschen wenden, die schon mehr sagen können als „heißer Kaffee“ und „grünes Fahrrad“. Und auch beim Institut Français in Hamburg bin ich mir nicht sicher – die Kurse sind erstmal eine Ecke teurer (was ja nicht heißt, dass sie auch unbedingt besser sind) und auch da sitzen garantiert ein paar Nasen, die mich nerven.
Ich hatte überlegt, mir eine nette Studentin zuzulegen, die mir Französisch beibringt (alle schlechten Witze in euren Köpfen machen Rückenmarkschwund), aber irgendjemand Schlaues (ich glaube, Frau Kaltmamsell) hatte mir vor kurzem einleuchtend erklärt, dass Gruppenarbeit grundsätzlich sinnvoller ist als Einzelunterricht. Denn in der Gruppe machen auch andere Leute Fehler, auf die man selbst vielleicht gar nicht gekommen wäre, und aus denen würde man viel mehr lernen. Was wahrscheinlich stimmt.
Daher weiß ich im Moment nicht so recht, was ich mit meinem halbgaren Grundwissen anfangen soll. Es macht nicht wirklich Spaß, alleine vor dem Lehrbuch zu sitzen, aber es macht immerhin einen Hauch mehr Spaß, als weiter zur VHS zu gehen. Merde.