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„Kudjabo und Panda hatten zu dem sehr kleinen Kreis von Kongolesen gehört, die im Ersten Weltkrieg in Belgien kämpften. Bereits 1912 war ein Mann namens J. Droeven in die belgische Armee eingetreten; er war der Sohn eines belgischen Büchsenmachers, der 1910 im Kongo ermordet worden war, und einer Afrikanerin. Dieser métis war der erste Farbige in der belgischen Armee, aber noch keine drei Monate nach Kriegsbeginn desertierte er und führte ein ausschweifendes Leben in den Schänken von Paris. Kudjabo hingegen gehörte zu einem kongolesischen Freiwilligenkorps, das sich 1914 zu den bedrängten belgischen Streitkräften gemeldet hatte. […] Sie sollten dabei helfen, die Stadt Namur gegen die vorrückenden deutschen Truppen zu verteidigen, konnten aber nicht viel ausrichten. Das deutsche Heer rollte wie eine Dampfwalze über Belgien hinweg, und der 21-jährige Albert Kudjabo geriet, zusammen mit Paul Panda, in Gefangenschaft. Als Kriegsgefangener landete er in Berlin, unter Soldaten aus allen Gegenden der Welt. Einige Völkerkundler und Philologen fanden diese unversehens entstandene ethnographische Ansammlung recht interessant. Sie gründeten die „Königlich Preußische Phonographische Kommission“ und machten fast zweitausend Sprachaufnahmen all dieser Exoten. Albert Kudjabo durfte ein Lied singen. Er trommelte, pfiff und redete in seiner Muttersprache. Diese Aufnahmen sind bewahrt geblieben. Es hat etwas Anrührendes: Der einzige Soldat im Dienst der belgischen Armee im Ersten Weltkrieg, dessen Stimme wir noch kennen, ist ein Kongolese.“
David van Reybrouck (Waltraut Hüsmert, Übers.): Kongo. Eine Geschichte, 2. Aufl., Berlin 2014, S. 168/169.