„Was ich auch noch sehr gerne wüsste, und das fragte ich mich kurz darauf und ebenso ausgiebig im Café Sperl: Auf wie vielen Urlaubsfotos fremder Menschen ist man wohl vertreten? Und wie guckt man darauf? was macht man in genau dem Moment, wo ein anderer auf den Auslöser drückt. Ich würde eine Tugend dafür geben, würde ich das als letzte persönliche Ausstellung zu sehen bekommen, statt des eigenen Lebens als Abspann beim letzten mal Luft holen. (…)
Nach dem Schloß ist vor der Kirche. Die Menschen gehen heute anders in Kirchen, als früher. Zumindest die Touristen. Sie stürmen hinein, nehmen kein einziges Hinweisschild (kein Eis, keine nackten Schultern/Brüste/Knie, KEINE PHOTOS!) wahr und bevor sie auch nur einmal etwas Atmosphäre einschnuppern, ist die Digitalkamera auf Anschlag und auf gehts. Da wird sich vor betende Omas in die schiefe Körperhaltung positioniert, um ja den ganzen Jesus ohne doofe Gläubiger auf dem Bild zu haben, da wird ein Blitzlichtgewitter abgefeuert (Japaner in Gruppen), dass fast die Fresken an der Decke nach einer Minute ausbleichen, und man sieht auch gerne einmal ein Arschgeweih, wenn Mutti sich niederhockt und lustige Figuren macht, vor dem Beichtstuhl.
Als wir rausgehen, klingelt laut ein Motorola, und eine Frau geht ran. Sie sitzt genau neben den betenden Omas und sagt, dass das Wetter toll seie, und den Rest hören wir nicht mehr. Aber Jesus war Zeuge.“
Lu war in Wien. (Bilderchens)