Charlie Wilson’s War
Kongressabgeordneter Charlie Wilson ist kein Kind von Traurigkeit. So zeigen einige der Anfangsszenen in Charlie Wilson’s War (Der Krieg des Charlie Wilson) ihn entspannt im Whirlpool mit Stripperinnen oder in einer Limousine beim Koksen. Kaum zu glauben, dass dieser Charlie Wilson fast im Alleingang für die Waffenlieferungen an die Mudschaheddin in Afghanistan verantwortlich war, die schließlich die Sowjetunion 1989 zum Rückzug zwangen.
Wilson wird durch eine reiche Gönnerin aus seinem texanischen Wahlkreis auf die Lage der „Freiheitskämpfer“ (Anführungszeichen von mir) in Afghanistan aufmerksam. Sie arrangiert sogar ein Treffen mit dem pakistanischen Präsidenten, in dessen Land sich Millionen von Afghanen geflüchtet haben. Ein Besuch in einem Flüchtlingslager überzeugt Wilson endgültig davon, dass er bzw. seine Regierung in diesen Krieg eingreifen muss. Und so lässt er alle seine Beziehungen spielen, von denen er im Laufe seiner Abgeordnetentätigkeit genügend gesammelt hat. Diverse Ausschüsse bewilligen ihm Geld, um eine geheime Mission zu starten: Ohne dass die Sowjets es mitbekommen, engagieren sich die USA in Afghanistan – mit Waffen, die denen der Sowjets gleichen, damit kein Verdacht auf die USA fällt.
Charlie Wilsons’s War ist sehr zwiespältige Unterhaltung – eben Unterhaltung und war verdammt gute, aber so richtig freuen mag man sich mit Charlie (Tom Hanks), seiner Gönnerin (Julia Roberts) und seinem cleveren Spielgefährten von der CIA (Philip Seymour Hoffman) dann doch nicht, weil wir inzwischen wissen, was aus Afghanistan wurde. Wilson sagt es selbst schön am Schluss des Films, nachdem er vergebens darum kämpft, nach dem vielen Geld für die Waffen jetzt Geld für Schulen zu bekommen: „These things happened. They were glorious and they changed the world … and then we fucked up the endgame.“
Der Film zeigt, dass Weltpolitik manchmal bei einem guten Whiskey gemacht wird, dass jeder mit einer Mission sich am besten aus der Politik komplett raushalten sollte und dass diese Welt ein ziemliches Dorf ist, wenn es um internationale Verflechtungen geht. Gleichzeitig zeigt er, wie unterhaltsam das große Spiel sein kann. Und das macht ihn ein bisschen unheimlich.