Was schön war, Donnerstag, 1. September 2016 – Löschen
Morgens am Königsplatz aus der U-Bahn gestiegen (mein Fahrrad ist immer noch nicht repariert), wo ich meine geliebten Propyläen in der Pokémonwelt als gelb erblickte, wo sie doch verdammt noch mal blau sein sollen. Ich habe immer noch kein richtig starkes Pokémon, aber ich dachte, egal, dann werde ich wenigstens die ganzen Tränke mal los, die ich sonst nur wegschmeiße, um Platz für Pokébälle zu haben, und schickte deshalb nacheinander Tauboss, Hypno und Rattikarl in den Ring. Und was soll ich sagen? Den ersten Kampf konnte ich gewinnen! Ich habe noch nie einen Kampf gewonnen, wo-hoo! Den zweiten verlor ich allerdings, weil alle meine Viecher geschwächt in den Seilen hingen. Die Arena blieb rot, und ich schlich wie immer geknickt von dannen. (Aber: meinen ersten Kampf gewonnen, wo-hoo!)
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Genauer gesagt, schlich ich ins ZI, wo ich irgendwas nachgucken wollte. Irgendwas will ich ja immer nachgucken und im ZI steht dazu auch so gut wie immer was. Ich saß also zwischen Büchern am Rechner, als die Mail meiner Korrekturfee aufploppte, der ich vorgestern meine Arbeit gemailt hatte. Es ist sehr schön, eine Korrekturfee zu haben, die sich nicht scheut zu sagen: Ich krieg deine Arbeit nicht mit ihrem Titel zusammen. Guck mal hier … und dann zehn Sachen aufzählt, an denen ich selbst auch schon rumgegrübelt habe.
Seit Tagen quengele ich F. voll, dass ich mit meiner Arbeit nicht glücklich bin, aber nicht weiß, warum. Immer wenn ich denke, jetzt hab ich’s, gucke ich einen Tag später drauf und denke, nee, das ist es doch noch nicht. Dann fussele ich an irgendwelche Sätzen, löse aber mein Gesamtproblem nicht.
Jetzt weiß ich, woran es lag. Ich habe – mal wieder, d’oh – zu viel gewusst, zu viel gewollt und von allem ein bisschen in meine vorgegebene Zeichenzahl gequetscht, anstatt irgendwann den Cut zu machen und zu sagen, das klappt nicht, beschränk dich auf einen Aspekt von den fünfen, die du hier zu verargumentieren suchst. Diese simple Lösung kriegte ich einfach nicht hin, weil ich an allem hing und alles wichtig fand. Die Korrekturfee schlug einen Teilbereich vor, der auch den größten Teil der Arbeit einnahm und meinte gnadenlos: Schmeiß den anderen Kram raus.
Das tat ich gestern frohgemut (I SAW THE LIGHT!), saß dazu fast den ganzen Tag im ZI, stapelte Bücher und Bücher um mich rum und fand tollerweise so ziemlich alles, was ich noch wissen wollte, um den Rumpf meiner Recherchen aufzupeppen. Ein bisschen bessere ich noch im Historicum nach, aber im Prinzip ist es das jetzt. Die Arbeit klingt besser, hat einen besseren Lesefluss und fühlt sich schlicht zackiger und mehr auf den Punkt an als vorher. Und dafür musste ich nur ungefähr ein Drittel rauswerfen, neu schreiben und ein paar Kapitel hin- und herschieben.
Montag besuche ich noch mal die Tochter des Künstlers, auch um ein Werk anständig zu fotografieren, das ich beim Erstbesuch nur aus dem Handgelenk mit dem iPhone geknipst hatte. Dessen Beschreibung ist jetzt zwar auch raus, aber als Bildbeleg kann ich es noch im Anhang aufführen. Und dann fotografiere ich noch ein Foto von Weldens, das noch nirgends in der Literatur zu sehen war.
Ich könnte dann jetzt wirklich fertig sein mit diesem Semester.