Was schön war, Dienstag, 13. Dezember 2016 – Referat
Morgens in der Vorlesung zu osmanischer Architektur gelernt, was denn eigentlich eine Karawanserei ist, von der ich bei Karl May vor 40 Jahren was gelesen hatte (glaube ich). Neu für mich: Bedesten, Arasta (ein Handelsplatz, der gemeinsam mit einer Moschee errichtet wird; Moscheen wurden oft gestiftet, die (der?) angrenzende Arasta bringt Geld in die Stiftungskasse) und Han – ein Überbegriff für Orte, an denen gehandelt wurde; allerdings waren sie in einer offenen Hofarchitektur gestaltet anstatt geschlossen wie die Karawansereien.
Unsere Dozentin ist Türkin, spricht deutsch mit uns und vermischt auf ihren Folien gerne die zwei Sprachen plus Englisch, weswegen ich bei den Begriffen nie sicher bin, ob ich jetzt ein türkisches oder ein deutsches Wort notiere. Siehe oben den Wikipedia-Link zu Arasta; das scheint türkisch zu sein, und es gibt keinen Link zur deutschsprachigen Wikipedia. Ich fühle mich in der Vorlesung immer sehr polyglott.
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Nach der Vorlesung ging ich ins Historicum, um mein Handout für den Menschenrechtskurs zu kopieren, in dem ich abends das Referat zu Amnesty International halten wollte. Ich war mir nicht sicher, ob im ersten Stock ein Kopierer steht, ich wusste aber, dass im zweiten einer ist. Fahrstuhl in den zweiten Stock, in den Kopierraum gegangen – Scanner/Kopierer besetzt: „Ich muss noch drei Aufsätze scannen, willst du warten?“ „Nee, ich geh ins nächste Stockwerk.“ Treppe in den dritten Stock, in den Kopierraum gegangen – Scanner/Kopierer besetzt: „Dauert nur noch fünf Minuten, willst du warten?“ „Nee, ich geh ins nächste Stockwerk.“ Treppe in den vierten Stock, in den Kopierraum gegangen – Schild weist mich darauf hin, dass hier nur noch ein Scanner steht, der Kopierer ist im Untergeschoss. Fahrstuhl ins Untergeschoss. Den nehme ich selten, denn wenn ich ins Untergeschoss will, gehe ich meist gleich die Treppe aus dem Erdgeschoss runter. Nun trat ich aus dem Fahrstuhl in den Raum und sah erstmals, dass unter der Treppe fünf (?) riesige Industriestaubsauger standen, mit denen anscheinend das Historicum gesäubert wird. Es hatte was von gutmütigen, technisch altmodischen Aliens (WALL-E!), die geduldig inmitten der schlauen Bücherberge auf ihren Einsatz warteten.
Kopierraum war frei, wo-hoo!
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Mit 25 Kopien im Rucksack radelte ich in die Stabi, wo ich mir ein weiteres Buch abholte, das nichts mit der Uni zu tun hat und das ich vermutlich nicht inmitten der Leihfrist durchlesen werde können, aber egal, jetzt hab ich’s erstmal und kann reinblättern. Ãœber The Unwinding: Thirty Years of American Decline (gibt’s auch auf Deutsch) las ich interessiert in der NYT, deren Artikel 6 Books to help understand Trump’s win einen Tag nach der Wahl veröffentlicht wurde. Das Buch ist von 2013, aber schon das Vorwort lässt nichts Gutes ahnen:
„The unwinding brings freedom, more than the world has ever granted, and to more kinds of people than ever before – freedom to go away, freedom to return, freedom to change your story, get your facts, get hired, get fired, get high, marry, divorce, go broke, begin again, start a business, have it both ways, take it to the limit, walk away from the ruins, succeed beyong your dreams and boast about it, fail abjectly and try again. And with freedom the unwinding brings its illusions, for alle these pursuits are as fragile as thought balloons popping against circumstances. Winning and losing are all-American games, and in the unwinding winners win bigger than ever, floating away like bloated dirigibles, and losers have a long way to fall before they hit bottom, and sometimes they never do.“
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Von der Stabi fuhr ich zum Bauernmarkt am Josephsplatz, wo ich bei meinem liebsten Gemüsehöker feststellte, dass es halbfest kochende Kartoffeln gibt. Gleich mal ein Kilo mitgenommen. Dazu Tomaten und ein Bund Schnittlauch, denn zum Mittag wollte ich mir den Rest des Gulaschs aufwärmen, das ich Montag abend gekocht hatte. Da fehlte mir ein bisschen die Frische, weswegen ich gestern auf das mummelwarme Gericht einen Klecks Crème fraîche und einen Berg Schnittlauch gab. Damit war’s perfekt.
(Zum tausendsten Mal gegoogelt, ob auf „crème“ ein grave oder ein aigu kommt. Nächstes Mal gibt’s saure Sahne.)
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Das Referat zuhause ein drittes Mal durchgegangen, bei 28 Minuten gelandet (ich hätte 30 gedurft). Um 17 Uhr hörte ich dann im Kurs zunächst ein Referat eines Kommilitonen, der über NGOs zwischen 1940 und 1960 sprach, unter anderem die International League for the Rights of Man, wonach ich dann mit Amnesty zwischen 1961 (der Gründung) und 1989 anschloss. Ich war ganz zufrieden, war vermutlich aber wie immer viel zu schnell, obwohl auf meinen Rededokumenten groß LANGSAM! steht. Es gab schöne Nachfragen und eine gute Diskussion, und ich konnte außerdem eine Folie in der Präsentation nutzen, die ich aus Zeitgründen rausgeschmissen hatte, aber noch im Dokument hatte. Den Tipp hatte mir F. irgendwann mal gegeben, als ich quengelte, wieviele Folien ich für meine Referate erstelle, nur um sie wieder zu löschen, weil ich zu lang bin. Er meinte: einfach im Dokument behalten, kann man vielleicht für eine Nachfrage nutzen. Guter Tipp.
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Nach der Uni bleierne Müdigkeit. Beim Seriengucken eingeschlafen. Von F. geweckt worden und noch ne Runde am Küchentisch geredet. Dazu Bier für den Herrn und zur Feier des Tages Erdbeerschaumwein für die Dame.