Was schön war, Donnerstag bis Dienstag, 22. bis 27. Dezember 2016 – Weihnachten (ach was)
Donnerstag Feedback aufs Amnesty-Referat bekommen, Lob („im Einser-Bereich“) und Kritik („manchmal zu wenig historische Einordnung“), alles nachvollziehbar und hilfreich. Mit der Dozentin meine drei Ideen für die Hausarbeit besprochen, eine gleich als „vielleicht“ markiert, die anderen beiden Richtungen bitte verfolgen und bis Mitte Januar eine Entscheidung treffen.
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Freitag Madeleines gebacken. Ich wollte F. den ersten Band von Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit zu Weihnachten schenken, und da die legendäre Szene mit dem feinen Gebäck recht früh kommt, dachte ich, so schnell wie der Mann liest, kann er dabei gleich was Passendes essen.
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Samstag erstmals in die Business Class eingestiegen. Ehe meine schönen Hamburg-München-Meilen verfallen, gönnte ich sie mir als Weihnachtsgeschenk für den Flug nach Hannover. Für die Langstrecke hätten sie eh nicht gereicht, also raus damit. Ein bisschen protzig kam ich mir ja schon vor, zu den ersten zu gehören, die an Bord dürfen, aber dann musste ich an Casey Neistat denken, wenn er stolz „First one on the plane!“ in die Kamera grinst, und fand es dann doch okay.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich mal so über Geschirr, ein Glas und eine Stoffserviette freuen würde, aber das fand ich überraschend schön, nicht mit dem üblichen Pappbecherchen und nem Schokoriegel hinten zu sitzen, sondern vorn mit viel Platz, etwas mehr Beinfreiheit (? weiß nicht, ob ich mir das einbilde) und eben menschenwürdigen Essutensilien, die sich nicht nach Imbissbude anfühlen und einem hektisch entgegengereicht werden. Und das späte Frühstück war auch sehr schmackhaft: ein Brötchen, Butter, Salami, roher Schinken, zwei Käsesorten, ein paar Weintrauben, ein Gürkchen, als Nachtisch rote Grütze mit Vanillepudding und als Rausschmeißer zwei Pralinen, während neben einem das Wasserglas nachgefüllt wird. Ich habe mir ungefähr achtzigmal den Mund abgetupft, weil ich noch nie eine Stoffserviette an Bord hatte, und wusste außerdem das Erfrischungstuch sehr zu schätzen. Das könnte man übrigens auch in der Economy mal verteilen, Stichwort Schokoriegel.
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Meine Schwester holte mich aus Hannover ab und fuhr mich zu unseren Eltern, wo ich für das Weihnachtsessen zuständig war. Meine Mutter hatte sich Kürbissuppe gewünscht, für die ich natürlich mein Lieblingsrezept aus dem Lieblingskochbuch nutzte. Als Hauptgang wollte meine Schwester Geflügel, aber keine Gans, weswegen ich einen Putenrollbraten mit Petersilie, Walnüssen und Zitronenschale füllte, was auch gut ankam. Dazu Kartoffelgratin und grüne Bohnen. Als Nachtisch selbstverständlich Welfenspeise, wieder aus Deutschland vegetarisch, wo ich aber dringend über die Mengenangaben diskutieren möchte. Das Rezept reicht angeblich für vier, was ich im letzten Jahr verdoppelte (wir waren fünf), wovon nichts übrigblieb und gequengelt wurde, warum nichts mehr da sei. Dieses Mal habe ich die dreifache Menge zubereitet und damit waren dann fünf Leute glücklich. (Und ich am nächsten Tag, als ich noch ein kleines Gläschen Rest hatte.)
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Am ersten Feiertag waren wir abends bei Schwesterchen und ihrem Mann und wurden dort mit Huhn vom Grill, Knödeln und Rotkohl bewirtet. Anschließend traditionelles Doppelkopfspielen, das eigentlich am Heiligen Abend stattfindet, aber ich war nach fünf Stunden in der Küche so müde, dass ich mich um 23 Uhr in mein altes Kinderzimmer zurückgezogen hatte. Als Strafe für meine Memmigkeit haushoch beim DoKo verloren.
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Montag entspanntes Rumlungern, wobei ich zwischendurch kurz den Rechner aus dem Rucksack zog, weil mir eine Struktur für die Leo-von-Welden-Hausarbeit eingefallen war. Resteessen, Mittagsschlaf, Mohnkuchen und Kaffee, und dann fuhr mich Schwesterchen abends wieder zum Flughafen, wo ich ein weiteres Mal Spaß mit einer Stoffserviette hatte.
Negativrekord für die Zeit von Landung bis Haustüraufschließen: zwei Stunden. Dieser verdammte Am-Arsch-der-Welt-Flughafen. Ich war schneller von der Wedemark in München (500 km) als von Erding in der Maxvorstadt (32 km).
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Gestern waren die Feiertage endlich rum und ich konnte wieder in die Bibliothek. Zunächst verfolgte ich eine Amnesty-Idee, die sich leider relativ schnell als doof erwies. Aber weil ich schon mal zwischen lauter Büchern saß, suchte ich mir noch ein paar, die für die Masterarbeit nützlich sein könnten und las mich dort fest. Einen neuen Dreh für das Thema entdeckt, zufrieden gelesen und geblättert und das Gefühl genossen, mich richtig entschieden zu haben.