Was schön war, Samstag/Sonntag, 11./12. Februar 2017 – Hoch die Hände, Wochenende

Trotz zwei Flaschen Rotwein am Freitagabend Samstag ohne Schädel aufgewacht. Für jeden Schluck Wein einen Schluck Wasser zu trinken, klappt noch ganz gut.

Keine Lust auf Einkaufen gehabt, stattdessen Gegen den Hass von Carolin Emcke ausgelesen. Das Buch zieht sich im Mittelteil etwas, aber ich habe viel über die Transgender-Bewegung gelernt, mit der ich eher selten konfrontiert werde bis auf die wenigen Tweets in meiner Timeline. Mit King Cotton: Eine Globalgeschichte des Kapitalismus von Sven Beckert (in der Übersetzung von Annabell Zettel und Martin Richter) angefangen; das Buch hatte uns mal ein Dozent empfohlen als eins der besten Bücher über das 19. Jahrhundert. Ich bin gespannt.

Abends im Resi den Faust gesehen. Okay: die erste Hälfte. Ich bin in der Pause gegangen und musste das dem verwunderten F. mit den Beispielen erklären, dass ich kein Buch zuende lese, wenn es mich nicht mehr interessiert und ich auch keinen Teller mehr leeresse, nur weil er vor mir steht. So ging’s mir leider mit dem Faust, den die Kritik ziemlich toll fand: Ich wollte einfach nicht mehr wissen, wie’s weiterging. (Mit dem Buchtext hatte der Spieltext nur als Mash-up etwas zu tun, sonst hätte ich ja gewusst, wie’s weiterging.) Ich mochte die Bühne sehr, ich liebe Frau Beglau (wer nicht), ich hätte den wummernden Soundtrack, der fast dauernd lief, gerne als MP3, aber alles zusammen fühlte sich für mich wie Fight Club an, über dem ein Fass Blut und Sperma ausgeschüttet wurde.

Eigentlich hatte ich schon nach sehr kurzer Zeit richtig schlechte Laune, denn ich hatte die Warnungen übersehen, dass „in dieser Vorstellung extreme Lautstärken (Schüsse, Explosionen) und Stroboskoplicht eingesetzt“ wurden (siehe Website). „Extreme Lautstärke“ bedeutete nach fünf Minuten, dass vor mir sehr überraschend UND MIT SEHR VIEL LÄRM die halbe Bühne in Flammen stand und ich das Gefühl hatte, mitten in einer Flugzeugkatastrophe zu sitzen. Es hat ewig gedauert, bis mein Puls sich wieder normal anfühlte, aber ich war danach so angespannt, dass ich mich nicht auf das Stück konzentrieren konnte – oder wollte. Mit Stroboskoplicht komme ich eigentlich klar, aber vorgestern musste ich mir dabei die Augen zuhalten. Ich bin anscheinend inzwischen zu alt und/oder zu memmig fürs moderne Theater. Ich werde jetzt stattdessen in der Staatsoper Operetten anschauen und in der Pause warmen Kakao schlürfen.

Am Sonntag wollte ich eigentlich vormittags in der Stabi sitzen, aber als der Wecker klingelte, schaltete ich ihn aus und schlief einfach weiter. Das Buch, das ich dort lesen wollte, steht auch im Zentralinstitut für mich schon in meinem Handapparat, und da bin ich schließlich Montag wieder. Ausgeschlafen, Saturday Night Live geguckt – und dann den totalen Putzflash gekriegt. Das Bad mal wieder grundgereinigt und nicht wie üblich nur so, dass es okay ist, nein, das war gestern die Form „Selbst die Zahnzwischenbürstchen werden ausgetauscht, obwohl die noch in Ordnung sind, weil die Ablage frisch geputzt ist, auf der sie liegen – dann sieht das auch im Ensemble gut aus“.

Zwei Folgen Voyager geguckt, gelesen, unter anderem im Internet, wo ich eine wissenschaftliche Zitation für die Deern fand.

Abends für F. und mich Kartoffelgratin, Salat und danach ein bisschen Pfirsichcrumble zubereitet; was ich halt so im Haus hatte. F. brachte den besten Blaufränkisch mit, den ich je getrunken hatte (gibt’s im Broeding) und wir hatten endlich mal wieder einen etwas längeren Abend zu zweit, wo keiner von uns irgendwo anders war oder lernen musste. Gemeinsam eingeschlafen.