Was schön war, Mittwoch, 15. März 2017 – Und los
Gestern begann ich endlich mit Schwung und jetzt echt und so mit der Masterarbeit. Unsere Bearbeitungszeit ist von der Uni vorgegeben; der offizielle Starttermin war der 20. Februar, die Abgabe hat bitte bis zum 10. Juli zu erfolgen. Da das ein Montag ist, stehe ich vermutlich am 6. Juli vor dem Prüfungsamt (Donnerstag), das Freitag geschlossen hat, aber falls doch noch was sein sollte, könnte ich ja noch bis Montag uswusf. In den drei Wochen, in denen die Bearbeitungszeit schon läuft, wollte ich erstmal anständig Leo vom Tisch haben. Das habe ich jetzt, und deswegen kann ich nun entspannt von Herrn von Welden zu zwei anderen Malern umdenken. (Wieder keine Malerinnen, was mich selbst ein bisschen nervt.)
Der noch etwas ungelenke Arbeitstitel, den meine Prüferin auf mein Anmeldeformular notiert hat, lautet: „Die Bewältigung der NS-Vergangenheit im Frühwerk von Markus Lüpertz und Anselm Kiefer.“ Den versuche ich seit Wochen, etwas gelenker zu kriegen, aber so wie ich mich und meine wissenschaftlichen Arbeiten kenne, ändere ich den fünf Minuten vor dem Druck noch. Das hat bis jetzt (fast) immer gut geklappt. Das Thema bleibt aber natürlich: Ich vergleiche Arbeiten von Lüpertz und Kiefer miteinander; die von Lüpertz entstanden von ca. 1967 bis 1974, die von Kiefer von 1969 bis Ende der 70er, Anfang der 80er. Beide gehörten zu den ersten, die nach 1945 wieder figurativ malten, Baselitz und Richter wären andere, die auch keine Lust mehr auf Abstraktion hatten. Alleine das war schon verdächtig, und wenn man dann noch, wie Lüpertz, „deutsche Motive“ malt oder, wie Kiefer, sich an Wagner abarbeitet, dann wird man schnell in die rechte Ecke gerückt. Bei Kiefer bin ich mir inzwischen sicher, dass es eine Auseinandersetzung mit der NS-Zeit war, bei Lüpertz muss ich, ehrlich gesagt, noch etwas darüber nachdenken. Manchmal glaube ich, er spielte einfach, so wie Nervensäge Meese heute, mit nationalsozialistischen Symbolen, aber ohne wirklich eine Auseinandersetzung auf inhaltlicher Ebene zu suchen, sondern nur eine auf ikonografischer. Ich bin bei Lüpertz aber noch ganz am Anfang, daher ist das jetzt hier gerade nur laut gedacht.
Ich las gestern im Home Office einige Aufsätze und malte beseelt mit Textmarkern und Bleistiften an ihnen rum, notierte Gedanken, fand sofort Übereinstimmungen oder Unterschiede zwischen den beiden Malern und war darob recht gut gelaunt. Danach las ich noch einiges zum Thema Vergangenheitsbewältigung: Wie sah die direkt nach 45 aus, falls sie da überhaupt stattfand, wie in den 60ern, wie in den 70ern? Was änderte sich, als eine neue Generation, die die NS-Zeit nicht mehr ganz so direkt miterlebt hatte, erwachsen wurde? (Lüpertz wurde 1941, Kiefer 1945 geboren.) Ich sammele mal wieder wild in der Gegend rum, notiere mir alles, was auch nur entfernt mit dem Thema zu tun hat, und ab morgen stelle ich mir einen schönen Handapparat zu Lüpertz im ZI zusammen. Aber heute gönne ich mir einen weiteren Tag zuhause und backe mir selbst einen Geburtstagskuchen. Ihr entschuldigt mich.