Tagebuch, Dienstag bis Donnerstag,
27. bis 29. Juni 2017 – MA_text_final.doc
Den Dienstag verbrachte ich damit, die Masterarbeit ein allerallerletztes Mal durchzugehen. Ich lese quasi dauernd Korrektur, während ich schreibe; bevor ich morgens einen neuen Abschnitt beginne, lese ich grundsätzlich noch mal das durch, was ich am Tag vorher verfasst habe, und dabei redigiere ich natürlich schon rum. Wenn man das drei Monate lang macht, sollte man eigentlich davon ausgehen, dass man irgendwann alle Rechtschreibfehler findet, aber haha, ist klar. Der letzte Korrekturgang dauerte gut fünf Stunden, dann war ich mir so sicher wie es halt geht, dass alle Fußnoten richtig sind, alles im Literaturverzeichnis steht, was reingehört, alle Abbildungen die korrekte Nummer haben und vor allem auf dem Titelblatt kein verdammter Tippfehler ist.
Mittwoch radelte ich in den Copyshop, in dem ich auch schon die Bachelorarbeit hatte erstellen lassen, und ließ mir drei Exemplare drucken und binden. Zwei davon bekommt die Uni, eins behalte ich, hautpsächlich, damit meine Mama es lesen kann. Die Dame, die mir beim Ausdrucken half, las sich interessiert das Inhaltsverzeichnis durch, klickte sich durch die Abbildungen und nickte bei den drei Bildern von Gerhard Richter. Ich grinste und sie erklärte, dass sie auch Kunstgeschichte studiert habe und daher immer gerne gucke, was wir so an Bachelor- und Masterthemen anschleppen. „Dein Thema ist ja leider gerade aktuell.“ Ich nickte, dachte mir aber, vor allem nach den ganzen Recherchen für diese Arbeit: War es das seit 1945 mal nicht? Nebenbei: Die „Schlussstrich-Debatte“ begann schon Anfang der 1950er Jahre.
Gestern fuhr ich dann ins Prüfungsamt, im Rucksack die beiden Arbeiten; in eine hatte ich noch eine CD mit dem PDF der Arbeit geklebt. Die zuständige Sachbearbeiterin wunderte sich, dass ich schon da war – der offizielle Abgabetermin ist der 10. Juli, aber was fertig ist, ist fertig und wird abgegeben. Dann schaute sie, ob ich auch die Erklärung brav unterschrieben hätte („Hiermit erkläre ich … alles alleine gemacht, alle Zitate kenntlich blablabla“) und irgendein Datenträger dabei war (jau). Sie erzählte, dass die offizielle Verleihung der Master-Urkunden am 10. Oktober wäre, die Gutachten aber schon im September vorlägen. Weiß ich jetzt gerade selber nicht, ob meine Dozentin sich von sich aus meldet oder ob ich nachfragen muss. Ist jetzt auch wurscht. Ich war ziemlich leer und traurig, als ich das letzte Dokument meines Studiums abgegeben hatte und wollte nur nach Hause unter eine Decke und Schokolade essen.
In den letzten Wochen hatte ich schon einen Ordner „Bewerbung 2017“ auf dem Macbook angelegt, und ich ahne nach den ersten Reaktionen auf Dokumente daraus, dass ich mir eine sehr stabile emotionale Ritterrüstung zulegen muss.
Na dann.