Links vom Samstag, 22. Juli 2017
The 12-Hour Goodbye That Started Everything
Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt und man kann sich auch nicht aussuchen, wann das Gefühl wieder aufhört, wenn es nicht erwidert wird. Kennt jede/r, weiß jede/r, aber manchmal ist es hilfreich, wenn es einem noch mal so hübsch formuliert gesagt wird wie im Essay von Miriam Johnson.
„I looked for ways to manage the hurt, denial and rage. I took up kickboxing, which helped. I contacted a therapist I had seen, a powerful woman nearing 70 who often spoke with the air of a monk meditating on a mountain.
“There are no shortcuts to love,” she said. “Honor the truth inside yourself and give that to another.”
After months of meditating on the parts of him that had blindsided me, I started to consider the parts of myself that I had hidden from him. Not just from him but from myself as well, parts of my life where I wasn’t living honestly. While we were together, I had anxiety attacks every day, though I never mentioned them while dancing across the kitchen to offer him oven-baked salmon and glasses of wine.
I’m not sure if we fall in love with people or if we fall in love with the way they make us feel, the ways they expand who we are and wish to be.“
Wenn ihr keine Geduld für diesen wirklich nicht langen Text habt, dann lest wenigstens die letzten Sätze. Sie haben mich an den Film Marvin’s Room erinnert, in dem Diane Keaton die schönen Zeilen sagt: „I’ve been so lucky to have been able to love someone so much.“
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Andrea Diener schreibt über das Bauhaus, und ich konnte sogar noch was lernen. Der Einstiegssatz ist mein neuer Lieblingsreinkommer.
„Kandinsky wollte Rosen. Das passte zwar nicht in das Konzept des Direktors Walter Gropius, das minimalistische Grünflächen vorsah, aber gut: Dann sollte Kandinsky eben seine bürgerlichen Rosen züchten und sein Wohnzimmer in Rosa und Gold streichen wie eine begehbare russische Ikone. Und historistische Wanduhrmonstren über die Plüschsofas hängen, das sah man von außen ja nicht. Von außen sah man nur diese weißen Kuben mit ihren dunkel gerahmten Fenstern zwischen den hohen, schlanken Kiefern stehen, die Balkone mit ihren luftigen, geschwungenen Stahlgeländern und die Wege, die alle Häuser miteinander verbanden. Von außen sah man weder Rosen noch Plüsch.
Irgendwie nämlich war es Walter Gropius gelungen, die führende Riege der zeitgenössischen Kunst zunächst ins beschauliche Weimar und einige Jahre später in die laute, müffelnde, aber damals auch sehr betriebsame Industriestadt Dessau zu locken, die nicht gerade der Nabel der Welt war. Paul Klee war da und teilte sich die Doppelhaushälfte mit Wassily Kandinsky, seine Innendekoration übrigens in deutlich dezenterer Farbgebung, Lyonel Feininger und Oskar Schlemmer wohnten hier, László Moholy-Nagy und Georg Muche, und am Ende der Reihe wohnte Gropius in seiner ebenfalls sehr weißen und kubischen Direktorenvilla, selbstredend ohne Rosen. Denn diese Häuser waren auch als Musterhäuser für modernes Wohnen gedacht. Großzügig ist in ihnen allerdings nur das Atelier, alle anderen Räume schachteln sich eng aneinander. Ise Gropius, Schriftstellerin, Lektorin und wichtigste Organisationskraft für alle Bauhaus-Belange, führte reihenweise Landfrauenvereine durch ihre Villa und zeigte ihnen, wie modernes Hauswirtschaften aussehen konnte. Die Reaktion der Damen ist leider nicht überliefert.“
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Das Haus der Kunst stellt netterweise seine Vorträge recht schnell auf YouTube. Die beiden folgenden habe ich selbst noch nicht gesehen, aber ich verlinke sie trotzdem mal. Hier spricht Iris Lauterbach aus dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte über die Architektur des Hauses der Kunst, und hier unterhält sich Andreas Huyssen mit dem Fotografen Thomas Struth, dessen Ausstellung ich euch noch mal ans Herz legen möchte (falls wer den letzten Fehlfarben-Podcast nicht gehört haben sollte). Huyssen hat einen meiner Meinung nach grundlegenden Aufsatz zu Anselm Kiefer geschrieben, und ich habe ihn sowohl in meiner Seminar- als auch meiner Masterarbeit exzessiv zitiert.