Was schön war, Montag, 4. September 2017

Mein kluges Köpfchen für dumm verkaufen.

Wenn ich tagsüber nicht aus dem Haus muss, also am eigenen Schreibtisch arbeite, hole ich morgens immer die FAZ aus dem Briefkasten, aus dem ich sie sonst ziehe, wenn ich halt raus muss, ins ZI, in die Bibliothek usw. Das heißt, ich schlüpfe nach dem Duschen nicht in meine üblichen In-den-Tag-starten-Klamotten, in denen ich frühstücke, blogge und rumlungere, bevor ich aus dem Haus gehe, also die Hose mit dem Gummizug und die Shirts, in denen ich nicht mehr gesehen werden will, die aber so herrlich bequem und schlumpfig sind. Dazu: keine Socken, kein BH. Statt nun in diesem sehr privaten Aufzug auf dem Sofa Kaffee zu trinken, ziehe ich an Home-Office-Tagen die Jeans an, ein anständiges Oberteil, Socken und Schuhe (kein BH, soviel Luxus muss sein) und stapfe nach unten, um meine Zeitung zu holen. Da ich fünf Stockwerke überwinden muss und ich somit die Chance habe, gefühlt 40 Leuten begegnen zu können, möchte ich wenigstens halbwegs vorzeigbar aussehen. Wenn ich mit der Zeitung wieder in der Wohnung bin, wird die Ausgehklamotte mit der Rumschlumpfklamotte vertauscht und es geht mit Kaffee – und Zeitung – aufs Sofa.

Wenn ich morgens allerdings walken gehe, kann ich meinen Kopf immer davon überzeugen, dass er diesen ganzen Aufwand gar nicht betreiben musste. Ich musste nicht die anständigen Klamotten anziehen, um runterzugehen, denn ich bin ja schon unten, wie praktisch, da kann ich gleich die Zeitung mitnehmen. Ich freue mich ernsthaft beim Walken darüber, die Zeitung nicht extra aus dem Briefkasten holen zu müssen. Dass ich dafür eine Stunde durch die Gegend stratze, scheint mein Kopf als weniger nervig zu empfinden, als noch vor dem Frühstück eine Jeans anziehen zu müssen. Vielleicht liegt es daran, dass meine Sportklamotten ähnlich bequem sind wie meine Schlumpfklamotten.

Unsere Hofkatze.

Seit ich hier wohne, lungert im Hof meist irgendeine Katze rum. Früher war es eine kleine graue mit längerem Pelz, die aber sehr mager war und eines Tages nicht mehr wiederkam. Seit einigen Monaten sehe ich eine deutlich feistere weiße Katze mit roten Flecken, die zunächst etwas scheu in der Hofecke saß, dann gerne mal mitten drin, und inzwischen maunzt sie einen an, wenn man es wagt, an ihr vorbeizugehen, ohne sie zu streicheln. Ich ahne, dass sie zu irgendwem im Haus gehört, aber ich weiß es nicht. Ich bin ihr neulich mehrere Male im Treppenhaus begegnet, das jetzt anscheinend auch zu ihrem Revier gehört, und einmal saß sie im Fahrradkeller fest, als ich mein Rad holte. Ich achtete darauf, dass sie draußen war, bevor ich die Tür wieder schloss und sah ihr zu, wie sie durch die weit auseinanderstehenden Gitterstäbe des Hoftors auf die Straße lief.

Vorgestern sah ich sie aus einer Hofeinfahrt gegenüber kommen. Sie lief auf dem Radweg direkt an den parkenden Autos entlang; wir hatten den gleichen Weg, daher ging ich ihr solange es ging hinterher und achtete darauf, wie sie sich bewegte. Nach dem Radweg bog sie auf den Fußweg, wo sie immer an den Häuserwänden langlief. Irgendwann verschwand sie in einer Einfahrt.

Und gestern begegnete ich ihr, als ich eine Mülltüte in einem unserer zwei Container entsorgen wollte. Ich öffnete vorsichtig den einen, während sie oben auf dem zweiten thronte und mir zusah. Ich entfernte mich ein wenig, um sie nicht zu stören, woraufhin sie vom Container aufs Garagendach sprang und dort oben herumspazierte. Seitdem bin ich der Meinung, dass sie eine Reinkarnation der roten Zora ist, die ihr Revier auskundschaftet, sich aber brav an Verkehrsregeln und Umgangsformen hält.

Ein Lob vom Prüfungsamt.

Vormittags war ich mal wieder im Promotionsbüro des Prüfungsamtes, um die Unterlagen für eine Promotionszusage abzugeben. Die werden jetzt durchgesehen, dann kriege ich hoffentlich die Zusage, und mit der kann ich mich dann in der Studierendenkanzlei einschreiben, um weiterhin mein geliebtes Semesterticket zu haben. Der wichtigste Grund für eine Promotion. Ist klar.

Ich hatte mich auf unserer Website natürlich brav informiert, was man alles anschleppen musste, stand nun mit einem Berg an Originalen und Kopien im Büro und fragte die betreuende Dame, was sie denn als erstes haben möchte.

„Erstmal den Antrag auf Annahme zur Promotion.“

„Hab ich da.“

„Dann die Betreuungszusage.“

„Hab ich.“

„Dann ihr Bachelor- und ihr Masterzeugnis.“

Ich zeigte die Originale vor und gab die Kopien ab, die als „gesehen“ oder ähnlich gestempelt wurden.

„Dann das Führungszeugnis.“

Original, Kopie, Stempel.

„Dann den Lebenslauf.“

Den hatte ich zwar auch zweimal ausgedruckt, aber das war natürlich überflüssig. Sie nahm einen Ausdruck, ich unterschrieb ihn.

„Und zum Schluss den Personalausweis. Haben Sie den auch kopiert?“

„Äh, nee. Dürfen Sie aber gerne.“

Dame kopierte.

„Gut. Dann schicken wir Ihnen die Promotionsberechtigung zu. Danke für die gute Vorbereitung. Schönen Tag noch.“

„Danke gleichfalls.“

Ich hatte sicherheitshalber noch alle Transcripts of Records dabei, meine Studienverläufe aus Bremen und Hannover aus den 1990ern, die ich für die legendäre Immatrikulation gebraucht hatte, und sogar noch mein Abizeugnis, DENN MAN WEISS JA NIE, aber die brauchte ich netterweise nicht. Trotzdem: Sichthüllen-Mentalität wins again.