© Dreamworks Pictures
Tropic Thunder (USA/Deutschland 2008, 107 min)
Darsteller: Ben Stiller, Robert Downey Jr., Jack Black, Brandon T. Jackson, Jay Baruchel, Steve Coogan, Tom Cruise, Nick Nolte, Matthew McConaughey
Musik: Theodore Shapiro
Kamera: John Toll
Drehbuch: Ben Stiller & Justin Theroux & Etan Cohen
Regie: Ben Stiller
Die ersten Witze gibt’s schon, bevor Tropic Thunder anfängt: Vor dem Film laufen nämlich ein gefakter Werbespot und drei gefakte Trailer für Filme, von denen man hofft, dass sie so nie gedreht werden, die einem aber trotzdem verdammt bekannt vorkommen. Leider nehmen diese kleinen vier Einspieler im Prinzip schon die ganze große Botschaft von Tropic Thunder vorweg – Hollywood spinnt, nimmt sich zu wichtig und dreht manchmal richtig beknackte Filme –, weswegen man sich danach zwar gut amüsiert, sich aber trotzdem fragt, wozu man anderhalb Stunden für diese Weisheit braucht.
In Tropic Thunder geht es um eine Gruppe von Schauspielern, die einen Vietnamkriegsfilm drehen. Zur Gruppe gehören der Actionstar, der auf dem absteigenden Ast ist, ein vielfacher Oscargewinner, der sich für diesen Film zum Afroamerikaner hat umoperieren lassen, ein drogensüchtiger Komiker, der Quotenschwarze und der Quotenjüngling, von dem man ahnt, dass er nicht wieder nach Hause kommen wird. Wenn der Film denn jemals gedreht werden würde. Denn die drei Promis auf dem Set benehmen sich alle wie Diven, der Special-Effects-Mensch hat auch einen schlechten Tag, und der britische Regisseur kriegt einen Tobsuchtsanfall nach dem anderen. Worauf der knurrige Vietnamveteran, der die Buchvorlage geschrieben hat, ihm rät: Bring die Jungs in den Dschungel, positionier versteckte Kameras und lass sie mal einen Tag ohne Assistenten, TiVo und Kaltgetränke arbeiten. Gute Idee, miese Ausführung. Der Regisseur macht einen unerwarteten Abgang, und die Gruppe weiß nicht so recht, was jetzt Film ist und was nicht. Und was dann mit ihnen im Dschungel passiert, davon erzählt Tropic Thunder.
Der Film zitiert gekonnt die üblichen Vietnamklischees, die man aus amerikanischen Filmen kennt: den Hubschrauberflug in Zeitlupe (kommt, glaube ich, in jedem Film vor), die Suche nach einem verlorenen Mann (Apocalypse Now), das mit ausgebreiteten Armen im Kugelhagel enden (Platoon), das wahnsinnige „Ich bleib hier“ mit rotem Stirnband (The Deer Hunter) und die Gute-Laune-Musik aus Good Morning, Vietnam. Die klassisch-miesen Dialoge dürfen auch nicht fehlen, und daher hören wir mehrmals, dass Leuten kalt ist oder sie ihre Beine nicht mehr spüren. Dazu macht sich der Film über Hollywood-Produzenten lustig, über zu detailgetreue Effekte wie aus dem Leib quellendes Gedärm, Agenten, Freundschaften, wie man Oscars kriegt und wie nicht und bestimmt noch viel mehr, was mir jetzt schon nicht mehr einfällt. Denn leider hat Tropic Thunder keinen sehr tiefen Eindruck bei mir hinterlassen.
Die meisten Bösartigkeiten, die auf Hollywood gemünzt sind, hat Ricky Gervais in Extras schon gebracht – und alle eine Runde gemeiner. Wenn Kate Winslet ihm im unschuldigen Nonnenoutfit erzählt, dass man nur Schwachsinnige spielen muss, um einen Oscar zu kriegen, ist das einfach lustiger, als wenn das ein überschminkter Robert Downey Jr. tut, der es auch nicht ganz so politisch inkorrekt formuliert. Dafür kriegt Downey aber den „falschen“ Afroamerikaner schön peinlich hin, so dass sich der „echte“ Schwarze irgendwann beschwert. Außerdem darf er die ganze Zeit die dämlichen, markigen Sprüche reißen, die auch zu jedem Vietnamfilm gehören und bei deren Formulierungen ich mich jedesmal frage, ob wirklich jemand so redet (sinngemäß: „Jetzt reißen wir dem verf***ten Sensenmann mal so richtig den Arsch auf, Männer!“ „SIR, YES, SIR!“).
Aber das war’s dann leider auch schon fast. Jack Black hat keine einzige wirklich lustige Zeile, Ben Stiller hat mich immerhin mit einem Panda (sehr!) zum Lachen bringen können, aber mehr ist bei mir nicht hängengeblieben. Oh, Moment, doch: Tom Cruise als überzogener Produzent. Ich kann Herrn Cruise ja spätestens seit Oprahs Couch nicht mehr ernstnehmen, aber sein Spiel in Tropic Thunder war großes Kino. Vielleicht sollte er einfach nur noch durchgeknallte Idioten spielen; die nehme ich ihm nämlich mit Kusshand ab. Schnuckel Matthew McConaughey darf nicht mal hübsch aussehen, weswegen er mir auch egal war. Und die einzige Frauenrolle im Film war, glaube ich, Ben Stillers Ehefrau Christine Taylor in einem Filmausschnitt, der später im Dschungel durchaus noch einmal Relevanz hat.
Tropic Thunder ist einer von diesen Filmen, bei denen sich 15-Jährige beim Rausgehen ihre Lieblingssätze noch zehnmal erzählen. Kann man machen, kann man auch gucken – muss man aber nicht machen und muss man auch nicht gucken. Und wenn, dann reicht auch die DVD – oder die Extras-Box.