Was schön war, Dienstag, 6. März 2018 – Klackzischmmhhmmm
Zwischen 2001 und 2007 besaß ich eine kleine Siebträger-Espressomaschine, bevor ich sie gegen eine von Nespresso eintauschte, die ich bis vor Kurzem religiös benutzte. Seit gut einem Jahr beschäftige ich mich aber etwas mehr mit dem Produkt Kaffee und seiner Zubereitung, mahle seitdem meine Bohnen selber (mit der Hand oder mit Opas Maschine), benutze meine French Press, achte auf Wassertemperatur und Mahlgrad und probiere mich durch diverse Sorten Kaffee. Meine bisherige Lieblingssorte gibt es leider nicht mehr, weswegen ich jetzt, nachdem das Internet durchgespielt ist, mal allen Münchner Röstereien Besuche abstatten werde, wozu hat man die denn sonst.
Immer wenn ich länger über Kaffee nachdachte, vermisste ich meine Siebträgermaschine mehr und mehr. Also nicht die von vor 15 Jahren, die machte fürchterlichen Kaffee, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass ich bereits gemahlenes Pulver kaufte und das auch monatelang rumliegen ließ, bevor ich es benutzte, und dass ich dazu auch diese bescheuerte fettarme Milch trank, denn damals war ich noch der Meinung, Vollmilch sei wegen ihrer Kalorien Teufelswerk. Dass dabei nur Plörre rauskommen kann, war fast vorprogrammiert. Auch deswegen mochte ich das System Nespresso so gerne, denn es produziert, trotz aller Kritik, die man an diesem System haben kann, stets sehr guten Kaffee. Aber nach einem Jahr Selbermahlen und Kaffee neu entdecken, ging es mir auf den Zeiger. Ich recherchierte nach erschwinglichen und vor allem kleinformatigen Siebträgermaschinen, für die ich in meine winzigen Küche Platz hätte, fand eine, die mir gefiel und die anscheinend auch guten Espresso produzieren kann, und ging gestern brav im lokalen Einzelhandel einkaufen. (Ich verlinke trotzdem ihrwisstschon.)
Eigentlich wollte ich sie in Silber haben, aber der Elektroladen hatte sie auch in schwarz und überraschenderweise gefiel sie mir in dieser robusteren Farbe etwas besser (man sah schlicht nicht jeden Fingerabdruck). Zuhause probierte ich meinen neuen Liebling natürlich gleich aus. Ich mahlte frisches Pulver, drückte es so fest es ging an, was nicht so richtig ging, weil nur ein Plastiktamper beilag, der nicht viel taugt, also muss ich nochmal einkaufen, dann probierte ich mit der Kaffeemenge ein bisschen rum, bevor mir einfiel, dass ich vielleicht irgendwann noch mal schlafen wollte, also beließ ich es bei drei Flat White als Einstieg, immerhin über den Nachmittag verteilt.
Mein derzeitiger Kaffee (irgendein Fair-Trade-Kram aus dem Supermarkt, Fehlkauf) ist recht säuerlich, was mir bei der French Press etwas aufstößt, mir gestern aber gut gefiel, denn den French-Press-Kaffee trinke ich schwarz, während ich beim Espresso immer Milch dazutrinke. Auf das Aufschäumen derselben hatte ich mich mit am meisten gefreut. Ich mag den Handgriff, den metallisch-schweren Siebträger in die Maschine einzuspannen, ich mag das Einrasten. Ich hatte sofort Flashbacks zu meinen Kellnerzeiten von vor 25 Jahren, wo wir in der Kneipe eine riesige Espressomaschine hatten, an der ich diese Handgriffe tausende Male vollführt hatte: Kaffeepulver andrücken, Siebträger einspannen, während der Espresso läuft, Milch in die Metallkanne gießen und aufschäumen, Cappuccino fertigstellen, Kakaopulver drüber. Was mir bei der kleinen Maschine für den Hausgebrauch fehlt, ist natürlich dieses Klopfbänkchen, an dem man den benutzten Kaffee ausschlägt, aber man muss nicht alles haben. Leider kann man bei der Delonghi den Wasserdampf für die Milch nur an- und ausschalten, also nicht regulieren. Das hatte ich ganz vergessen, wie gerne ich am Dampfhebel rumgespielt habe, damals. Aber auch so ging das Aufschäumen prima und für meinen Geschmack viel zu schnell, ich konnte es gar nicht genießen, da hatte ich schon ein Glas voll Schaum und heißer Milch. Na gut.
Einen etwas unflatten Flat White zusammengebaut – und genossen. Und wo ich bei Nespresso gerne noch Zucker in die Tasse rieseln ließ (immerhin die Sirups habe ich mir schon abgewöhnt), trank ich gestern sehr zufrieden zuckerfrei, die Milchsüße reichte völlig aus. Ich hatte noch ein paar Stücke vom Marmorkuchen, den ich Sonntag gebacken hatte, und genoss daher eine ungeplante, aber äußerst entspannende und wohlschmeckende Kaffeepause, bevor mich der Schreibtisch wieder drängelte. Das mache ich heute gleich nochmal. (Wofür ich in der Mittagspause Kuchen backen müsste, aber hey. Alles für eine gute Kaffeezeit!)