Was schön war, Samstag/Sonntag, 24./25. März 2018 – Herzmenschen

Der Abend in der Whiskybar hatte Konsequenzen: Ich hasste mein iPhone inständig, als es morgens um 7 begann, widerliche Geräusche von sich zu geben. Aber ich Hirn hatte mich ja um 9 verabredet. Das konnte ich immerhin auf halb 10 verschieben, aber wach war ich trotzdem. Ich duschte, bloggte vor mich hin und ging dann zum Frühstück in die Hotellobby, schaufelte mir mein Müslischälchen mit Obstsalat zu, ließ das Zaubermaschinchen einen Milchkaffee sprotzen und setzte mich mit meinem üblichen morgendlichen Tunnelblick an einen langen Tisch in Fensternähe. Ich zückte mein Handy, las und aß – als plötzlich jemand neben mir sagte: „Anke?“ Und da saß die Frau Franziskript neben mir, die ich persönlich das letzte Mal vor zehn Jahren getroffen habe, schätze ich. Wir klönten zehn Minuten, bis sie zum Zug musste und twitterten natürlich beide darüber. Internetpeople, ey.

Nach einem kurzen Aufhübschen auf dem Zimmer wurde ich auch schon abgeholt: von Kai, mit dem ich mir sein neues Häuschen anschaute, damit er endlich aus unser ehemals gemeinsamen Wohnung ausziehen kann. Da halte ich mich etwas bedeckt, das soll der Mann mal schön selbst verbloggen, aber ich habe mich sehr über seine Butze gefreut und kann ihn mir da auch gut schnurrend auf dem Sofa vorstellen. Überhaupt war das ein sehr entspannter Vormittag mit ihm und wir waren beide erleichtert darüber, dass unser Treffen nicht mehr so seltsam angespannt war wie im Januar. Es fühlt sich an, als hätte ich einen sehr guten Freund wiedergefunden und das macht mich sehr glücklich.

Nach dem langen Fußmarsch zum Haus und der ausführlichen Begutachtung wollte ich noch einen Kaffee oder ähnliches mit ihm trinken. „Habt ihr hier irgendwas in der Nähe?“ – „Wir hätten hier einen McDonald’s um die Ecke.“ – „Wir könnten natürlich auch wieder in die Innenstadt fahren …“ – „Wir hätten hier einen McDonald’s um die Ecke.“ Aus dem Kaffee wurde also ein Cheeseburger, was mir auch sehr recht war, und wir schnackten noch ein bisschen weiter. Erst um kurz vor 3 ließ ich mich wieder vom Bus ins Hotel shutteln und hatte das Gefühl, einen guten Tag gehabt zu haben. Ich war allerdings von der kurzen, verkaterten Nacht etwas mitgenommen (das Alter) und döste den Rest des Tages nur noch vor mich hin, las, arbeitete, döste wieder und ging schließlich schon um 21 Uhr ins Bett. Meinen geplanten Restaurantbesuch im Trific verschob ich aufs nächste Mal Hamburg.

Am Sonntag nervte das iPhone schon wieder so früh, denn ich Hirn hatte einen halbwegs frühen Zug nach Hannover gebucht, um meine Eltern zu besuchen, aber dabei die Zeitumstellung vergessen. Egal. Duschen, Müsli, Kaffee, ab zum Bahnhof. Ich fühlte mich schon wieder so, als würde ich eine Erkältung ausbrüten und holte mir noch Zink- und Halsschmerztabletten aus der Bahnhofsapotheke.

Im Zug wurde ich dann einer dieser doofen Menschen, die ich nie sein wollte. Ich ging mit meinem bereits erwähnten morgendlichen Tunnelblick in den Waggon, in dem sich mein reservierter Platz befand (1. Klasse, schöner Sparpreis). An meinem Einzelsitz stand ein riesiger Koffer; am Vierertisch schräg vor mir saß eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter, die den Koffer auch sofort wegräumte, als ich vorsichtig nachfragte. Ich setzte mich, klappte den Rechner auf, setzte meine Noise-Cancelling-Kopfhörer ein und begann zu arbeiten. Erst als ich nach einer guten halben Stunde damit fertig war, guckte ich mich im Rest des Wagens mal um – der natürlich fast völlig leer war. Da der Zug zwischen Hamburg und Hannover nicht hält, hätte ich sehr entspannt einfach einen anderen Platz einnehmen können. Aber jetzt bin ich halt einer der Deppen, die auf ihrem Platz bestehen, obwohl noch 30 andere frei sind. (Hier bitte augenrollendes Emoji hindenken.)

Außerdem stellte ich fest, dass ich mit Opern auf den Ohren und ohne jede weitere Geräuschkulisse nicht vernünftig arbeiten kann. Oper wühlt mich weitaus mehr auf als textlose klassische Musik und Turandot sowieso. Ich wollte ständig wildfremden Männern komplizierte Fragen entgegenschmettern.

In Hannover stieg ich in den Erixx, den Heidesprinter, auch wenn mir der Name Schmerzen verursachte. Papa holte mich mit dem Auto vom Bahnhof ab, wir fuhren nach Hause und plauderten mit Mama fünf Stunden lang über alles und jenes. Irgendwann um die Mittagszeit wurde kurz über Essen diskutiert, und Mama rief kurzerhand beim griechischen Lokal im Dorf an, um zweimal Gyros mit Pommes und einen Salat zu bestellen, was Papa dann 30 Minuten später abholte. Ich glaube, ich habe meine Eltern noch nie Essen bestellen gehört und war sehr beeindruckt. Auch davon, dass Papa die Nummer vom Restaurant auswendig konnte. Ich kann nicht mal F.s Nummer auswendig.

Im Flur stand schon der Osterstrauß, den Mama anscheinend in Etappen schmückt, jedenfalls lagen noch viele Kartons mit bunten Eiern zu seinen Füßen. Ich erinnerte mich an die kleinen Holzeier, die ich als Kind immer so gerne mochte. Die gab Mama mir kurzerhand mit, ich trug sie im Zug nach Hamburg und sie werden morgen mit mir nach München fliegen, die kleinen Globetrotter. Den Birnenschnaps, den mir mein Papa noch mitgeben wollte, verschob ich aufs nächste Mal. Die beiden mussten sich, wie ich mich auch, des Öfteren daran erinnern, dass ich mit dem Zug nicht nach Hause fuhr, sondern nur in ein Hotel.

Nach der entspannten Rückfahrt holte ich mir bei Starbucks noch einen Milchkaffee. Das war der erste Starbucks-Kaffee, den ich ohne Zucker und Sirup trank.

Den Abend verbrachte ich wieder mit Arbeit. Irgendwer muss es ja machen. Aber ich hatte ja Kaffee, und die Halsschmerzen waren auch weg.