Was schön war, Freitag, 6. Juli 2018 – Fast alles
Bei Regen aufgewacht. Den Tagesplan Tagesplan sein gelassen und mich eine halbe Stunde an F. gekuschelt, der morgens immer ewig braucht, um in die Gänge zu kommen, während ich eigentlich mit dem ersten Weckerklingeln aufstehe (sonst schlafe ich bis Mittags durch. Snoozen ist mein Feind). Aber wenn da schon jemand neben dir liegt und rumdöst, kann man dabei ja einfach mal mitmachen, es drängte gerade nichts auf dem Zeitplan. Das war schon mal sehr schön.
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Eine große Kanne Tee gekocht und jede Tasse genossen.
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Dann eine Premiere. Die Kaltmamsell bloggt seit Jahren aufopferungsvoll aus Klagenfurt von den Tagen der deutschsprachigen Literatur (#tddl, #tddl18), so auch in diesem Jahr. Ich habe das immer interessiert gelesen, denn die Zusammenfassungen der vorgetragenen Geschichten waren so gut, dass ich eine Vorstellung von ihnen bekam, und von den Jury-Diskussionen hinterher ebenso. Manche der Geschichten habe ich online nachgelesen, die meisten allerdings nicht. Das liegt vielleicht auch daran, dass deutschsprachige Literatur ziemlich weit an mir vorbeigeht. Mal bekomme ich eine*n Buchpreisträger*in mit, die lese ich dann manchmal sogar, aber so richtig passe ich nicht auf dieses Genre, wenn man es so nennenn kann, auf.
Gestern kam ich aber schon so schön in den Tag rein, der Einkauf war schnell und angenehm (und bei Regen, yay! Endlich anständiges Wetter), ich hatte eine Schale Stachelbeeren erstanden, die ich für F. verarbeiten wollte, der sich selbst gerne als „Stachelbeerinfluencer“ bezeichnet, der kleine Irre. Ich googelte mir ein Rezept für Stachelbeerkompott zusammen, das ein bisschen mehr hermachte als einfach Früchte matschig zu kochen.
Einschub: 50 g Zucker mit 50 g Butter in einer Pfanne karamellisieren lassen, dann 500 Stachelbeeren, von Stielen und Blütenansätzen befreit, dazugeben. So lange köcheln lassen, bis die Früchte weich werden und aufzuplatzen beginnen; das hat bei mir keine zehn Minuten gedauert. Früchte vorsichtig zerdrücken, abkühlen lassen, ab ins Gläschen. Oder noch besser gleich mit Vanillepudding oder so genießen. Ich habe den Rest, der nicht in F.s Glas passte, mit Vanillejogurt gegessen und dachte mir, och, Stachelbeere, doch ganz okay. Muss ich aber auch nicht dauernd haben. Im Gegensatz zu anderen Leuten. Einschub Ende.
Ich ging also in die Küche, um mich ans Kompott zu machen, und wo ich sonst Spotify auf dem Laptop zum Kochen anklicke, wählte ich gestern spontan die Website des Bachmannpreises, wo auch gerade eine Geschichte begonnen hatte. Ich war mit dem Putzen der Früchte und dem Kochen längst fertig, als der Text endete, aber anstatt die Website zu schließen, hatte ich mich an den Küchentisch gesetzt und der Verfasserin Tanja Maljartschuk weiter zugehört. Nach der Pause lauschte ich dann Bov Bjerg, dessen Blog ich ewig gelesen und über dessen Bucherfolg ich mich sehr gefreut hatte, und war von seinem Text begeistert. Von der Geschichte Anselm Nefts war ich dann nicht mehr ganz so begeistert, fand aber auch hier die Jury-Diskussion erhellend und spannend.
Danach fragte ich mich, warum ich erst jetzt auf den Geschmack dieser Veranstaltung gekommen bin, aber ich ahne, dass es damit so ist wie mit allem: hat eben alles seine Zeit. Vor fünf Jahren dachte ich halt noch, ach, prätentiöse Literatur, und jetzt beschäftigte ich mich die ganze Zeit mit prätentiöser Kunst und rede genauso darüber und finde gar nichts Komisches oder Anstrengendes daran. Vermutlich, weil es eben nicht prätantiös ist, sondern ich einfach die Geduld finden musste, mich mit Dingen auseinanderzusetzen, die herausfordernder sind als amerikanische Popcornfilme.
Heute um 10 geht’s weiter.
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In Finnegans Wake weitergelesen und die Stelle gefunden, von der Clay Shirky sich hat inspirieren lassen:
„The great fact emerges that after that historic date all holographs so far exhumed initialled by Haromphrey bear the sigla H.C.E. and while he was only and long and always good Dook Umphrey for the hunger-lean spalpeens of Lucalizod and Chimbers to his cronies it was equally certainly a pleasant turn of the populace which gave him as sense of those normative letters the nickname Here Comes Everybody.“
Ja, so liest sich das ganze Buch. Beziehungsweise noch komplizierter. Hätte ich vor fünf Jahren auch noch nicht lesen wollen. Bei mir steht das Zitat auf Seite 32, weiter bin ich noch nicht, das dauert alles irre lange.
Ulysses war übrigens ein total normales Buch. Finnegans Wake ist wie abstrakte Kunst lesen. Oder anders: Ich schaue auf Worte und warte immer, ob sich aus ihnen ein Sinn ergibt. Wenn ja, schön, wenn nicht, gehe ich weiter.
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Die Curryreste von vorgestern gegessen. Stimmt also, Curry darf gerne noch eine Nacht durchziehen.
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(Ich muss jetzt dem Bachmannpreis lauschen, ich stelle das jetzt online und ergänze nachher noch was. Ähem.)
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Abends mit F. Belgien dabei zugeschaut, wie es Brasilien aus dem Turnier wirft. Das war endlich mal wieder ein richtig gutes Fußballspiel. Zuvor gab’s Brioche und Stachelbeerkompott, über das der Herr sich augenscheinlich gefreut hatte.
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Nach Hause gegangen (das war das einige Nicht-Ganz-so-Schöne des Tages), denn F. musste heute früh raus und ich wollte ausschlafen. Das tat ich dann auch etwas länger als geplant, weswegen ich heute im Blogverzug bin. Gestern abend war ich zu faul zum Schreiben und heute kam halt der Bachmannpreis dazwischen. Aber dort ist eben jemand im Studio umgekippt, wenn ich das richtig gesehen habe, weswegen gerade Lesepause ist und ich diese wenigen Sätze noch unelegant einstreuen kann.