Tagebuch, Sonntag, 8. Juli 2018 – Back- und Schreibwerk
Den Morgen verbummelte ich neben F., was ich sehr genoss. Obwohl ich blöd von uns geträumt hatte. Im Traum hatte der Herr schon diverse Möbel zusammengeschraubt für unsere gemeinsame Wohnung, obwohl wir die doch noch gar nicht haben! Ich quengelte, wurde aber mit Schokolade ruhig gestellt. … Ich glaube, das beschreibt unsere Beziehung ganz gut: Der Mann kümmert sich, und ich esse Süßigkeiten.
Dann ging ich nach Hause und konnte mich nicht so recht entscheiden: Brioche backen? Oder gleich brav an den Schreibtisch? Twitter wusste die Lösung: Das geht doch beides, Kind! Also setzte ich einen schnuffigen Hefeteig an und ließ ihn vor sich hingehen, während ich an der Diss weiterwerkelte bzw. am Referat dazu, das ich Donnerstag meiner Korrekturfee halten werde.
Gestern habe ich endlich kapiert, warum mir dieses Referat solche Schwierigkeiten bereitet. In der Stoffsammlung für die Diss habe ich meinen Doktorvater bzw. meine Mitpromovierenden als Publikum im Hinterkopf, die sich auch alle in der Zeit der Neuen Sachlichkeit oder der NS-Zeit herumtreiben. Da muss ich also deutlich weniger erklären, wenn ich erzählen möchte, worum es mir geht. Bei der Korrekturfee muss ich viel früher ansetzen, damit sie überhaupt weiß, warum mir dieses kleine Nischenthema so am Herzen liegt und warum es wichtig ist, darin rumzubohren. Denn wenn ich schon den Ausgangspunkt nicht vermitteln kann, ist der Rest des Vortrags nur Rummeinen.
Das verstand ich erst gestern, dass ich zwei Vorträge vorbereiten muss. Aber obwohl das mehr Arbeit ist, klappt die Ausarbeitung des ersten nun endlich und ich werfe nicht mehr dauernd Folien hin und her.
Damit war ich dann den ganzen Tag beschäftigt. Zwischendurch schob ich die neue Folge Masterchef Australia dazwischen – diese Staffel begeistert mich nicht so recht, aber ich gucke sie natürlich trotzdem – und aß ein Brot mit Pastrami und Estragonsenf, wonach ich wieder an den Schreibtisch ging. Am späten Nachmittag formte ich ein paar Kugeln aus dem Hefeteig und legte sie in die Muffinform (ich habe keine Briocheförmchen), dann las und schrieb ich wieder, dann buk ich Brioches, dann las und schrieb ich wieder, dann aß ich ein Brioche, das leider nicht so der Bringer war, doofes ergoogeltes Rezept, dann las ich wieder, ärgerte mich über die Diss von 1990, weil sie mir wichtige Quellen vorenthielt und rumbehauptete, und dann war mein Tee alle und ich machte Feierabend.
Aus den doofen Brioche machte ich herzhaften French Toast, guckte zwei Folgen Suits und las zum Einschlafen Joyce.