Nachtrag: Tagebuch Donnerstag, 20. September 2018 – 500 Schrauben
Zwischen 7 und 14 Uhr hatte sich Ikea angekündigt, das mir neue Schlafzimmerkommoden liefern sollte.
Es gibt ein Möbelstück, zu dem ich ein sehr gespaltetenes Verhältnis habe, und das ist der Kleiderschrank an sich. Ich finde es irre ungemütlich, so einen Klotz im Schlafzimmer zu haben, weswegen ich grundsätzlich Abstellkammern toll finde, in denen man Klamotten unterbringen kann. Die in Hamburg war zu staubig, da musste irgendwann ein Klotz her, aber im Altbau nervte er nicht ganz so. In der oberen Wohnung hatte ich eine perfekte, innenliegende, staubfreie, riesige Abstellkammer mit zwei Kleiderstangen, in der alle meine Klamotten Platz hatten. Die habe ich unten leider nicht mehr, und es gibt nichts, was ich mehr bedauere. Scheiß auf die Impressionistenfliesen im Bad, aber die Abstellkammer vermisse ich sehr. Ich habe aber immerhin zwei Wandschränke, und einer von ihnen ist auch tief genug für Wäscheständer und Staubsauger, zwei weitere Dinge, mit denen ich arge Probleme habe, wenn ich sie dauernd anschauen müsste.
Zurück zum Kleiderschrank: Da ich eh wenig Zeug habe, was dringend hängen muss, gönnte ich mir zwei neue, breite Kommoden, in die alles reinpassen müsste, was bisher in der Abstellkammer lag. Die (vermutlich) russischen Speditionsjungs waren auch brav um kurz nach 8 schon da. Sie fanden zunächst mein Stockwerk nicht, ich wurde per Gegensprechanlage runterkommandiert, um genau zu sagen, wo es denn hingehen sollte (WTF?), dann trugen sie die schwere Scheiße nur bis kurz hinter die Türschwelle anstatt nach hinten ins Arbeitszimmer und der eine war ein bisschen ungehalten, als ich kontrollieren wollte, ob auch alle Pakete da waren. Zum Schluss hielten sie mir ein Gadget vor die Nase, wo ich per Smiley sagen sollte, wie ich denn die Lieferung fand, und ich Memme traute mich nicht, einen eher mittelprächtig-genervten Smiley anzuklicken, denn hey, ich hatte den Kram immerhin nicht tragen müssen.
Ich musste ihn nur aufbauen und ich hatte wirklich total vergessen, wie lange und nervig alles außer Billy-Regalen ist, die ich im Schlaf runterzimmern kann.
An der ersten Kommode saß ich vier Stunden. Dann hatte ich immerhin den Dreh raus, wie die Schubladen funktionieren und musste nicht mehr auf den Plan gucken. Ich musste allerdings ungefähr 500 Schrauben per Hand reindrehen, weil mein Billo-Akkuschrauber, denn ich jetzt wegschmeißen werde, keine einzige Schraube bewältigen konnte. Auf die Idee, F.s Akkuschrauber zu benutzen, von dem ich ja gerade erst Dienstag gesehen hatte, dass er alles kann, kam ich bräsigerweise nicht. Seitdem tun mir die Handgelenke weh, aber ich ahne, dass das eine Kombi aus Schrauben und Schleppen ist, denn das tat ich den ganzen Freitag.
F. half mir nach der Arbeit bei der zweiten Kommode und ich lud ihn zur Belohnung auf eine Pizza ein. (Pizza kann ich jeden Tag essen, ja, auch die Bringdienstpizza, Pizza ist immer geil.) Ich wusste aus den letzten Bestellungen, dass die Lieferung eine knappe Stunde dauern würde, daher gingen wir nochmal gemeinsam nach oben, um Luise von der Wand in die inzwischen leergeräumte Abstellkammer zu befördern. Ich wollte sichergehen, dass am Umzugstag niemand in sie reinstolpert und wenn ich noch eine Abstellkammer habe, dann wird die genau dafür genutzt.
Natürlich war die Pizzalieferung genau an diesem Abend deutlich schneller, aber anscheinend notieren sich die Lieferjungs Eigenheiten ihrer Kunden; der Bote stand irgendwann klopfend im 5. Stock anstatt mich anzurufen. Ähem. Sorry!
Nach der Pizza (und dem siebenhundertsten Spezi diese Woche) ging ich ins Bett. In meiner neuen Wohnung. Ich hatte Kaffeezutaten, mein komplettes Badezimmer und ein paar Garnituren Klamotten runtergeschleppt, also konnte ich auch hier schlafen. Ich weiß nicht mehr, was ich geträumt habe, aber ich fand es ziemlich toll, vom Bett aus morgens links ins Grüne zu gucken (Baum direkt vor dem Fenster) und rechts in einen anderen Raum, in den schon das Morgenlicht vom Balkon fiel. Und generell fand ich es unglaublich großartig, wieder in einem Bett zu schlafen und nicht auf einem Schlafsofa oder einem normalen Sofa, auf das ich eine Matratze geworfen hatte.