Two Weeks Notice
Two Weeks Notice
(Ein Chef zum Verlieben, USA 2002)
Darsteller: Hugh Grant, Sandra Bullock, Dana Ivey, Robert Klein
Drehbuch: Mark Lawrence
Kamera: László Kovács
Musik: John Powell
Regie: Mark Lawrence
Ich mag Hugh Grant, wenn er ein bisschen das Arschloch spielt wie in About a Boy und nicht den stotternden Depp wie in Four Weddings and a Funeral. Ich mag Sandra Bullock, weil sie meiner Meinung nach keine von den Standard-Beautys in Hollywood ist. Ich mag romantische Komödien. Ich mag die gute, alte Hepburn-Tracy-Formel von „Sie treffen sich, sie können sich nicht leiden, sie lernen sich kennen, sie zieren sich, sie kriegen sich“. Ich mag Filme, die in New York spielen. Ich mag Filme, die Aretha Franklin-Songs im Soundtrack haben. Wie lautet also mein Urteil über Two Weeks Notice?
Ach, ging so.
Die Story: Sie ist eine Anwältin, die sich stets für die sozial Schwachen einsetzt, er ist ein steinreicher Firmenboss, der ausnahmsweise mal eine Anwältin mit Köpfchen einstellen will und keine Blondine mit einem Volkshochschuldiplom. Außerdem ist er ein verzogener, selbstgefälliger Schnösel, der sie selbst von der Hochzeit ihrer besten Freundin holt, damit sie ihm eine Krawatte aussucht. Nach fast einem Jahr und einem Magengeschwür kündigt sie, und natürlich wird beiden in den verbleibenden zwei Wochen ihrer gemeinsamen Zeit klar, dass sie sich und ihre jeweiligen Macken inzwischen verdammt gerne mögen.
Schön und gut. Mehr wollte ich ja eigentlich auch gar nicht. Es macht schon Spaß, Grant und Bullock bei ihren ziemlich hübsch geschriebenen Wortgefechten zuzuschauen, aber die beiden wirken die ganze Zeit wie alte Saufkumpane, die sich gedacht haben, Hey, drehen wir doch mal einen Film zusammen und tun so, als würden wir uns gerade kennenlernen. Und genau dieses Kumpelhafte ist es, was die Romantik ruiniert. Beim modernen Klassiker des Genres, When Harry met Sally, knistert es wenigstens die ganze Zeit zwischen den beiden, auch wenn sie so tun, als wäre da nichts. Bei Grant und Bullock knistert es nicht einmal, wenn sie über Sex reden und darüber, dass Sandra sich im Bett wie eine Brezel verbiegen kann. Und wenn die beiden im Hubschrauber bei Abendsonnenschein über New York fliegen (bestes romantisches Setting ever), darüber reden, wie großartig sie sich finden und sich dabei bedeutungsschwangere Blicke zuwerfen, dann will man als Zuschauer diese Szene verdammt noch mal aufgelöst haben, und zwar mit einem Kuss oder wenigstens einer Kracherpointe, aber auf keinen Fall mit einem Ausblick auf das Chrysler-Building. Ich hab nur gedacht: Wenn ihr jetzt nicht knutscht, dann nie.
Sie knutschen nicht. Und ab da habe ich innerlich abgeschenkt. Natürlich kommt der große Kuss erst zum Schluss, und die Kamera zieht brav nach oben, während die Schnulze beginnt, die den Abspann einleitet, aber da hatte ich schon keine Lust mehr. Der magische Moment kam mir eindeutig zu spät.
Regisseur Mark Lawrence war bisher Drehbuchautor, und das hätte er vielleicht bleiben sollen, denn die Sätze, die er seinen Personen in den Mund legt, sind nicht unkomisch, und vor allem Hugh Grant liefert auch die schwächeren Pointen sauber ab. Trotzdem wirkte der Film streckenweise so, als wären sich Regisseur und Cutter unschlüssig, ob sie noch ein wenig in der jeweiligen Szenerie verharren oder doch lieber weitermachen wollen. Ein bisschen mehr Tempo hätte dem Film sehr gut getan – und ein bisschen mehr Konsequenz. Es werden eine Menge schöner Ideen ausgestreut, aus denen man hätte mehr machen können: zum Beispiel Bullocks Eltern, die beide genauso liberale Anwälte wie ihre Tochter (und außerdem politisch-korrekte Nervensägen) sind oder der Idealismus von Bullock, der einfach mehr mit dem „Was kostet die Welt“-Gehabe von Grant hätte kollidieren können.
Vielleicht braucht es wirklich Vollblut-Komiker wie Billy Crystal und Meg Ryan, um über die schwächeren Momente eines Films hinwegzukommen. Es reicht eben manchmal doch nicht, sich auf die alten Formeln für Chick Flicks zu verlassen. So bleibt Two Weeks Notice ein halbwegs amüsantes Filmchen, das mir etwas zu lang war und einfach nicht dieses „Ach, watt war datt schön“-Gefühl im Bauch zurückgelassen hat. Ich hatte bloß Hunger nach dem Film, weil Sandra die ganze Zeit gegessen hat. Kein gutes Zeichen, wenn ich schon im Kino überlege, ob danach Burger King oder Subway angesagt ist.
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Anke am 13. March 2005