Fehlfarben 22: BODY CHECK/Aenne Biermann/Franz Radziwill
Drei Ausstellungen, drei Weine. Als ob wir es geplant hätten!
Podcast herunterladen (MP3-Direktlink, 84 MB, 105 min), abonnieren (RSS-Feed für den Podcatcher eurer Wahl), via iTunes anhören.
00.00:00. Begrüßung und Vorstellung.
00.01:40. Blindverkostung Wein 1. Heute haben wir Kerner im Glas.
00.03:30. Unsere erste Ausstellung war BODY CHECK: Martin Kippenberger – Maria Lassnig im Kunstbau des Lenbachhauses. Die Ausstellung ballert Werke von Lassnig (yay) und Kippenberger (nicht ganz so yay) zusammen, und wir haben auch nach einer Diskussion von 45 Minuten nicht verstanden, wieso eigentlich. Mir haben grundsätzlich alle Werke von Lassnig gefallen, weil ich es schlicht immer wieder und immer mehr genieße, weibliche Körper zu sehen, die nicht normschön sind und die nicht-normierte Dinge tun, und gerade die malte Lassnig absolut unnachahmlich und einzigartig. Ihre Zeichnungen waren mir noch nicht bekannt, und auch die haben mir sehr gut gefallen.
Mit Kippenberger stehe ich auf Kriegsfuß, wie ich mit so ziemlich allen männlichen Künstlern der 1980er Jahre auf Kriegsfuß stehe, die meinten, mit blöden Kalauern den Kunstbetrieb aufmischen zu können. Da schmunzele ich müde drüber und erinnere mich daran, dass viele weibliche Künstler zu der Zeit noch nicht mal in ihrer Arbeit ernstgenommen wurden und echt was Besseres zu tun hatten als doofe Witze zu reißen. Ja, der Jesusfrosch ist lustig, ja, das Hakenkreuz ist großartig, aber der Rest ist mir ziemlich egal bzw. geht mir auf den Zeiger. Davon konnte mich die Ausstellung immerhin abbringen, denn in ihr befanden sich zwar auch einige Werke, bei denen ich mit den Augen rollte, aber das meiste hat mich dann doch mit dem Herrn versöhnen können.
Die Ausstellung läuft nur noch bis zum 15. September, also noch schnell rein da. Notfalls einfach nur die Lassnigs angucken, das geht ja immer.
00.33:10. Blindverkostung Wein 2.
00.47:50. Blindverkostung Wein 3.
00.53:20. Die zweite Ausstellung: Von der Fotografin Aenne Biermann hatte ich vorher noch nie gehört, was ich nun sehr bedauere, denn die Schau Vertrautheit mit den Dingen hat uns allen sehr gut gefallen. Ich mochte besonders die Stillleben, war ja klar, die mag ich ja immer, aber auch ihre Porträts, bei denen sie ihren Subjekten fast bis auf die Nasenspitze nahe kommt, waren sehr spannend. Wir erwähnen eine Dame mit Monokel und in diesem Zusammenhang das Porträt von Sylvia von Harden, das Otto Dix 1926 malte. Die Ausstellung läuft noch bis zum 13. Oktober. Schwabentipp: Am Sonntag kostet der Eintritt in die Pinakothek der Moderne nur einen lausigen Euro. Und ihr könnt gleich die nächste Wand mitnehmen:
01.20:00. Denn von Franz Radziwill hängen nur vier Werke plus ein Schmidt-Rottluff. In Zwei Seiten eines Künstlers zeigt die Pinakothek ein Gemälde, das von beiden Seiten der Leinwand bemalt ist. Joah, war okay. Was für mich aber viel spannender war, waren zwei weitere Werke, die von 1937 und 1938 stammten und in denen sich Radziwill den nicht definierten Vorlieben der NS-Machthaber angepasst hatte, was Bildgestaltung anging. Also genau mein Thema, welcome to my TED talk. Nein, ich habe mich brav zurückgehalten und kein 30-minütiges Impulsreferat gehalten, aber wer mein Blog aufmerksam gelesen hat in den letzten drei Jahren, der wird durch meinen Podcast-Beitrag nicht viel Neues erfahren. Ich erwähne natürlich meinen Blogeintrag zum Saal 13, in dem die Pinakothek als erstes Kunstmuseum in Deutschland bewusst NS-konforme Kunst zeigte. Der Saal ist heute leicht anders gehängt und meiner Meinung nach etwas schwächer, aber hey, es hängen dort jetzt zwei Protzens und nicht mehr nur einer. Ich erwähne auch ein Bild von Wilhelm Lachnit, der sein Werk Mädchen mit Schmuck im Nationalen Porträtwettbewerb 1936 einreichte. Natürlich auch hier: Anschauempfehlung, läuft noch bis zum 31. Dezember.
01.38:45. Wir lösen die Weine auf; Wein 2 landete zweimal auf dem ersten Platz, die anderen beiden lagen nicht weit dahinter. Kann man alles prima wegtrinken.
Wein 1 von Flo: Weingut Manni Nössing, Südtirol Eisackertaler Kerner 2017, 13,5%, bei der Weinhandlung Bergwein in München gekauft für 16,70 Euro.
Wein 2 von mir: Weingut Kerstin Laufer, Unterhaider Röthla Kerner trocken, 2017, 12%, bei wirwinzer.de bestellt für 12 Euro.
Wein 3 von Felix: Weingut Geiger & Söhne, mundart Kerner Kabinett trocken, Thüngersheim Scharlachberg 2018, 13,5%, bei wirwinzer.de bestellt für 6,70 Euro.