Was schön war, Montag bis Mittwoch, 20. bis 22. Juli 2020 – Zeug und Kunst und Ruhe
So richtig entspannen konnte ich mich nach Abgabe der Diss nicht, weil mir die Woche alte Heimat noch bevorstand. So schön das zu wissen ist, dass man dem Mütterchen helfen kann, so anstrengend ist es auch für mich, eine Woche lang nicht alleine zu sein, Angst vor der Zugfahrt zu haben und sich sechs Tage mit für mich nicht passenden Möbeln, Badezimmerausstattungen, Essensgewohnheiten und Kochutensilien zu arrangieren. (UND KEIN INTERNET!) Auch die direkten Tage danach waren nur so mittelentspannend, denn wir mussten unseren Podcast noch fix aufnehmen, bevor einer unser drei Mitstreiter seinen Hauptwohnsitz von München wegverlegt. Ich kam also Samstag nachmittag wieder nach Hause, hatte immerhin einen schönen und entspannenden Abend mit F., musste dann aber Sonntag Kunst gucken, schlimm, ich weiß, dann darüber nachdenken, auch total schlimm, Montag räumte ich dann die Wohnung auf und kochte für drei, wir nahmen den Podcast auf und tranken brav alles aus, was rumstand, was dazu führte, dass ich Dienstag wie eine halbtote Fliege auf dem Sofa vergammelte.
Gestern gönnte ich mir einen Schöne-Dinge-Morgen, an dem ich zunächst im Café nebenan neue Kaffeebohnen erstand, dann radelte ich in die Stabi und holte mir ein Buch, das ich nur zum Vergnügen lese, unglaublich, und anschließend kaufte ich beim Brantner ein Landbrot, das wie herzhaftes Brioche schmeckt und das sie nur Mittwochs backen. Mit der Sauerrahmbutter vom Jamei war das ein Festessen.
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Meine Tomaten haben ein bisschen Sonnenbrand, vielleicht hole ich sie doch wieder rein, herrgott, diese selbstgeschaffenen Stressfaktoren für fünf Tomätchen, die ich auch einfach nebenan bei Edeka kaufen könnte. Nein, natürlich nicht, schon klar, warum das toll ist, sich selbst um Gemüse zu kümmern. Aber ich merke an meinen Pflanzen, was für eine fürchterliche Helikoptermutter ich geworden wäre.
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Am späten Nachmittag gab’s die Reste der für Montag geschnitzten Dan-Dan-Nudeln, nun mit Hack, das ich bis dahin für den Vegetarier am Tisch weggelassen hatte. Ich hatte auch die eigentlich geforderte Hühnerbrühe durch Gemüsebrühe ersetzt, was ich nicht rausschmecken konnte, vermutlich weil die Hoisin- und Sojasaucen eh alles zukleistern, herrliches Zeug. Gestern erwischte ich die perfekte Harmonie an Nudeln, Gemüse, Sesamsauce und Koriander, was mich sehr freute.
Ansonsten war gestern noch ein halbwegs letztes Mal „Zeug erledigen“-Tag, das nicht ins Blog gehört, mich aber etwas anspannte. Danach gönnte ich mir erneut „Hamilton“ bei Disney und las die Biografie weiter. Inzwischen irritiert mich diese Doppelschiene ein bisschen; das Musical hält sich sehr an die historischen Fakten, aber vereinfacht bzw. rafft sie etwas oder macht sie bühnentauglicher. Außerdem ist die Biografie natürlich deutlich ausführlicher, weswegen ich jetzt beim Buch immer denke, woah, passiert hier viel, und beim Musical, hey, nicht so schnell, da bin ich doch im Buch noch gar nicht. Selber schuld.
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Wir erwähnen es im Podcast: Das war sehr schön, mal wieder in einem Museum zu sein, auch wenn es eher Arbeit als Vergnügen ist, sich für unsere Aufnahme eine Ausstellung anzuschauen. Aber ich merkte es am Sonntagabend, als F. vorbeikam und ich sofort mit ihm über ein paar Exponate sprechen wollte, was wir uns aber verkniffen. Es war endlich mal wieder ein anderes Gesprächsthema nach Monaten Home Office, Diss-Endspurt und Coronascheiß, nach Nicht-wegfahren, Nicht-Fußballgucken, Nicht-auf-Konzerte-gehen, endlich mal wieder ein neuer Impuls, neues Futter für Augen und Kopf.
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Auch schön: Das Lenbachhaus reagierte auf unseren Podcast. Sowas freut uns natürlich immer sehr, wenn die Institutionen, die wir besuchen, gucken, wie Reaktionen auf ihre Arbeit ausfällt. Ich meine, das der Podcast nicht so ganz zu unseren besten gehört, weil wir ein bisschen aus der Übung waren, aber mei, ich nenne 2020 inzwischen eh das Jahr, in dem alle nur irgendwie rumwurschteln.
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Herr Levit ist bei der 32. Klaviersonate von Beethoven im Podcast angekommen, jetzt sind alle Folgen online. Da habe ich auf der nächsten Zugfahrt ja noch schön was zu hören.
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Und jetzt liege ich bis Ende dieser Woche nur noch rum, so.