Was schön war, Mittwoch bis Freitag, 30. September bis 2. Oktober 2020 – Essen
Neulich empfahl die NYT mal wieder eine Magenverkleinerung als supidupi-Alternative zu mühseligen Diäten, woraufhin ich kurz mein Handy anschrie und dann was kochen ging. Netterweise erinnerten viele Kommentator:innen die Autorin daran, dass eine OP nie ein lustiger Spaß ist, dass es Folgen hat, ein Organ zu verkleinern und dass man danach nie wieder so essen werden kann wie vorher (kotzen und Durchfall gibt’s gratis dazu und wenn man sich nicht richtig anstrengt, auch das ganze verlorene Gewicht). Als dicker Mensch hatte ich mich natürlich (?) auch mal mit dieser Idee befasst und musste mir eingestehen, dass ich damit wahnsinnig werden würde. Vermutlich leichter und dünner, aber eben auch wahnsinnig. Essen ist für mich in Stresssituationen zwar des Öfteren eine blöde Krücke mit zu vielen Kalorien, aber eben auch eine Krücke, die mich hält. Ich bin nach der anstrengenden Woche bei meinen Eltern und ein paar Dingen, die nicht ins Blog gehören, immer noch sehr nah am Wasser und strenge mich derzeit an, nicht beim Edeka an der Kasse zu flennen. Wo ich aber sofort glücklich und nicht am Wasser war: im Asiamarkt. Dort entdeckte ich im Kühlraum eine Zutat, auf die ich schon länger gewartet hatte:
Und daraus wurde der Green Papaya Salad, der anscheinend ein Nationalgericht Thailands ist. Ich hoffe, ich habe ihn halbwegs korrekt hingekriegt. Das Video von Hot Thai Kitchen half sehr. Dort lernte ich auch, wie man eine Limette clever schneiden kann und dass man die Hüllen ruhig in den Salat werfen kann, sieht super aus.
Gelernt: Im Inneren der unreifen Papaya verbergen sich Kerne, die wie die weißen Styroporkügelchen aussehen, die früher in Sitzsäcken waren. Die kullern einem auch total überraschend entgegen, wenn man die Papaya halbiert und man muss erstmal die Küche fegen, bevor man sich ans Kochen macht.
Ebenfalls gelernt: eine Vogelaugenchili ohne Kerne im Salat erzeugt nur eine milde Wärme. Zwei Vogelaugenchilis mit Kernen sorgen dafür, dass ich nach zehn Gabeln erstmal ein halbes Glas Milch trinken muss, um meinen Mund zu beruhigen. Danach aß ich weiter, im vollen Bewusstsein, dass es wieder weh tun würde, aber es war so unglaublich lecker.
Das zweite Rezept war aus dem neuen Kochbuch. Ich röstete lustig Gewürze an …
… und nutzte Opas Kaffeemühle als Gewürzmühle. Der nächste Kaffee könnte eventuell etwas anders schmecken, aber wenn’s so gut wird wie die Pakoras, in die ich die Gewürze warf, passt mir das gut. Auch im Asialaden erworben: Kichererbsenmehl. Tolles Zeug.
Überhaupt hat mich nicht nur das Kochen glücklich gemacht – Essen ja sowieso –, sondern alleine der Laden, in dem so viel Zeug steht, das ich nicht kenne. Es ist ein einziger Abenteuerspielplatz, und neben dem Mehl kaufte ich noch Klebreis, Sriracha und thailändische Krabbenpaste, denn die indonesische, die ich überfordert beim ersten Einkauf erworben hatte, ist mir zu intensiv.
Den frischen Koriander und die Minze mixte ich mit Jogurt zu einem Dipp.
Die Sriracha brauchte ich für ein weiteres neues Rezept, das ich gestern F. servierte: simple Nudeln in einer Sauce aus Sojasaucen und Schalottenöl, das ich ebenfalls ansetzte. Dazu Frühlingszwiebeln und Knoblauch-Schnittlauch, den ich auch glücklich im Kühlraum gefunden hatte. Bei mir gab’s noch Brokkoli dazu und ein Ei drüber.
Und weil ich gestern nicht nur Lust zum Kochen, sondern auch zum Backen hatte, gab’s noch einen Marmorkuchen nach Mamas Rezept. Der hat nicht so viel Zucker, weswegen er dringend eine Glasur aus Schokolade braucht.
Auch wenn die thailändische Küche noch neu für mich ist, fühle ich mich in ihr recht wohl, einfach weil ich mich generell wohl am Herd oder bei Schneidearbeiten fühle. (Auch so ein Satz, von dem ich vor 15 Jahren noch nicht gedacht hätte, ihn ernst zu meinen.) Ich weiß bei den neuen Rezepten noch nicht, wo ich eigentlich hinkoche, aber es bereitet mir große Freude, sie zuzubereiten. Ich fühle mich sicher inmitten meiner ganzen wohlschmeckenden Schätze, und so lange ich am Herd stehe, kann die ganze Welt da draußen genau da bleiben: draußen.