Mamma Mia!
Ein Film, der eigentlich gar kein Film ist, sondern ein Mitschnitt einer Party im Urlaub, mit bunten Cocktails, den besten Freunden, viel Musik, Geknutsche am Strand und so dermaßen viel guter Laune, dass man sich nach dem Film fühlt, als hätte man in Alkopops gebadet. Mamma Mia! ist die Zelluloidversion des Erfolgsmusicals von Abba, und der Funke der blödsinnigen Seligkeit springt sogar von der DVD im Macbook mit seinen schraddeligen Lautsprechern über, so gut ist er gemacht. Ich sitze jedenfalls selten beim Filmgucken auf dem Sofa vor dem Computer und gröle lauthals Does your mother know vor mich hin. Diesmal schon. Das liegt zum einen an den Liedern, die man eben auch nach 30 Jahren noch hören kann, zum anderen an der extrem gutgelaunten Farbigkeit des Films, die einen erschlägt mit ihrem sonnigen Türkis und Blau und Glitzergold. Und natürlich ist Mamma Mia! teilweise absoluter camp, zum Beispiel wenn bei der Junggesellenparty die Kerle in Schwimmflossen auf dem Bootssteg tanzen oder wenn bei Dancing Queen die gesamte weibliche Bevölkerung der griechischen Fantasieinsel, auf der die Geschichte spielt, singend durchs Dorf rennt.
So hat sich auch schon die Bühnenversion angefühlt – aber der Film setzt dem ganzen noch eins drauf. Denn diesmal haben wir keine Musicaldarsteller vor uns, die überzogen agieren müssen, damit auch die letzte Reihe alles mitkriegt, sondern Schauspieler. Und die locken aus den Liedzeilen die echten Gefühle und eben nicht die überzogenen. Ich wette, jeder von uns hat ein Lied, das ihm wahrer erscheint als jedes Gedicht, jeder große Roman; ein Lied, das immer passt und immer tröstet und immer alles auf den Punkt bringt. So fühlen sich auf einmal die bunten Abba-Songs an, wie echte Sätze, wie gute Dialoge. Und wenn Meryl Streep The winner takes it all singt, bricht einem fast das Herz dabei, soviel Gefühl liegt plötzlich in dem Schmachtfetzen. Mamma Mia! hat kein Problem damit, kompletter Blödsinn zu sein. Aber man merkt ihm an, dass jeder der Beteiligten nicht einfach nur eine Party feiern, sondern eine Geschichte erzählen wollte: eine Geschichte von Freundschaft, Familie, Verantwortung, Erwachsenwerden. Das geht auf der Bühne leider verloren. Aber auf der Leinwand funktioniert es ganz hervorragend.