Putzhilfe mit Rädern unten dran
Vor Kurzem gab’s ein grandioses Geschenk des Hausherren: einen sauberen Fußboden. Da wir beide zu paranoid für eine menschliche Putzhilfe sind („Jemand in unsere Wohnung lassen? Geht’s noch?“) und wir ebenfalls beide keine Lust zum Staubsaugen haben, hat sich der schlaue Kerl mal im Internet umgeguckt – und wurde fündig. Bei iRobot, einer Firma, die wir nicht nur wegen des Namens lieben, sondern wegen ihres Produkts: dem Roomba.
Der Roomba ist ein kleiner, runder Roboter, der nichts anderes macht als staubzusaugen. Er läuft auf kleinen Legorädern durch die Gegend, saust unterm Sofa durch und wuselt sich so von Zimmer zu Zimmer. Er erkennt Hindernisse, die vor ihm auftauchen und bremst vorsichtig ab. Meistens jedenfalls. Manchmal glaube ich, er ist geistig kurz woanders und denkt an die Robotertante aus der Saturn-Werbung, denn dann rumpelt er so richtig schön an Tischbeine ran. Da er aber aus knuffigem Weichplastik besteht, hinterlässt er immerhin keine Kratzer. Man kann ihn auf der Stelle saugen lassen; dann dreht er sich im Kreis und fährt schließlich in immer größeren Kreisen weiter, bis er lustig piepsend verkündet: reicht jetzt, ist sauber. Das ist es zwar manchmal dann doch noch nicht, aber blöderweise habe ich mich auf Anhieb in das kleine Monster verliebt und verzeihe ihm, wenn er in fiesen Ecken oder vor kleinen Stufen den Staub anhäuft anstatt ihn wegzusaugen.
In manche Ecken unserer verschachtelten Altbauwohnung kommt er eh nicht hin, da müssen wir wohl oder übel noch selber saugen. Aber das dauert dann eben nur zehn Minuten und keine Stunde. Außerdem ist es herrlich entspannend, dem kleinen Plastiktrottel schadenfroh dabei zuzugucken, wie er versucht, unter dem Esstisch mit den vier Stühlen durchzukommen, wo sich ihm insgesamt 20 Holzbeine in den Weg stellen. Das ist dann auch der einzige echte Nachteil von Robotron, wie wir ihn getauft haben: Man muss seine Wohnung vor dem Saugen robotersicher machen. Heißt: die Möbel so hinstellen, dass er überall rankommt – was okay ist, weil bis auf den Esstisch eh alles recht weitläufig steht. Heißt aber auch: das fitzeldünne Wii-Kabel nicht auf dem Boden liegen lassen, denn das wickelt sich ruckzuck um seine Rädchen, er fährt nur noch im Kreis und wickelt sich und das Kabel dabei um das Bein vom Schreibtisch, um dann schließlich die komplette Wii vom Tisch runterzureißen, weil das Kabel irgendwann ein Ende hat. Hab ich einmal hingekriegt; seitdem räume ich alles weg, an was der Depp hängenbleiben könnte.
Man entdeckt allerdings immer wieder neues Zeug, mit dem er Blödsinn macht, weswegen ich ihn wahrscheinlich so knuffig finde. Es ist, als ob man einem Kleinkind dabei zuguckt, seine Welt zu entdecken. Okay, einem brummenden Kleinkind auf Rädern, aber egal. Jedenfalls hat Robotron es geschafft, meine Bodenlampe zum Leuchten zu bringen, indem er über den auf dem Boden liegenden Schalter gefahren ist. Und er kann im Vorbeifahren meinen Ventilator einschalten, der auch auf dem Boden steht. Wenn so was passiert, grinse ich mütterlich und schubse den kleinen Idioten in eine andere Richtung, wo er klaglos weiter vor sich hinbrummt.
Seit gestern liebe ich ihn noch mehr. Das Haus, in dem sich unsere Wohnung befindet, ist in den 20er Jahren erbaut und der Holzfußboden seitdem weißdergeier wie oft abgeschliffen worden. Jedenfalls befindet sich zwischen dem Fußboden und den hölzernen Fenster- und Türeinfassungen ein fast zentimetergroßer Spalt. Robotron arbeitet unter anderem mit einem rotierenden Bürstchen, mit dem er an Kanten langfährt und sich so quasi den Staub vor die eigene Nase schleudert. Und gestern schleuderte er im Schlafzimmer noch etwas anderes unter dem Türrahmen hervor: einen ziemlich rostigen Reichspfennig von 1921. Meine erste Reaktion: Oh, toll, Historie! Meine zweite: HIER WURDE SEIT 1921 NICHT MEHR GESAUGT!
PS: Roomba ist auch für Tierfreunde geeignet.